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In Köpenick lernen, heißt Siegen lernen. Luis Brethauer hofft in Rio auf das Finale.

© Imago/Pressefoto Baumann

BMX-Fahrer Luis Brethauer: Aus Erfahrung klug

Luis Brethauer hat in Berlin-Köpenick für Olympia trainiert. Nun hofft der 23-Jährige im BMX-Wettbewerb auf das perfekte Rennen.

Von Christian Hönicke

An den 29. Juli 2013 kann sich Luis Brethauer noch genau erinnern. „Das war der perfekte Tag“, sagt er. Der perfekte Tag im Leben von Luis Brethauer sieht so aus: idealer Start, gute Kurvenposition, starkes Finish. So gewann er in Auckland WM-Bronze im BMX-Rennen. Auf einen solchen Tag hofft Luis Brethauer auch in Rio de Janeiro, wenn an diesem Mittwoch die BMX-Wettbewerbe starten.

Der 23-Jährige will seine Olympiapremiere vor vier Jahren vergessen machen, die alles andere als perfekt verlief. In London war er gerade 19 Jahre alt, der jüngste der deutschen Olympia-Männer überhaupt. Ein großes Talent war er schon damals, doch „das war alles ein bisschen viel für mich“, sagt er. „Ich war ganz unerfahren, da sind mir dumme Anfängerfehler passiert.“ Unter anderem rutschten in drei von fünf Läufen seine Schuhe aus den Klickpedalen, das Aus kam schon im Viertelfinale.

Aus dieser Erfahrung hat Brethauer gelernt. Er hat nicht nur das Material gewechselt, sondern auch seinen Lebensmittelpunkt. Auf Anraten des Bundestrainers Simon Schirle zog Brethauer von Reutlingen nach Berlin, um bessere Trainingsbedingungen zu haben. Ein echter Berliner ist Luis Brethauer genau genommen zwar noch nicht. „Ich bin noch nicht angemeldet, ich habe noch keinen Termin beim Bürgeramt gekriegt“, sagt er. Aber auch ohne formale Bescheinigung kann Brethauer den Mellowpark in Köpenick als seine Haustrainingsbahn bezeichnen.

Seine Wohnung liegt nur wenige Minuten vom deutschen Rollsport-Mekka entfernt. Das Gelände liegt zwischen Fußballstadion und Spree, es ist ein großer, verwunschener Abenteuerspielplatz für alles, was auf Rädern durch die Gegend rast und fliegt. „Das ist einzigartig in Deutschland“, sagt Brethauer. „In Berlin war jahrelang gar nix los im BMX, in Nordostdeutschland war Ebbe.“ Der Mellowpark hat das geändert.

Auf der etwa 400 Meter langen BMX-Strecke hat er sich auf Olympia vorbereitet, dort hat er kurz vor den Spielen auch noch seinen siebten deutschen Meistertitel gewonnen. Er wünscht sich, dass dort irgendwann einmal auch Weltcups veranstaltet werden, „aber noch ist die Strecke nicht weltcuptauglich“. Das Problem ist die Startrampe, sie müsste von sechs Metern auf den internationalen Standard von acht Metern angehoben werden.

Das wäre auch für Luis Brethauer wichtig. Der Start im BMX ist schließlich von überragender Bedeutung, weil die rasanten Rennen nur etwa 30 Sekunden dauern. Wenn sich das Startgatter senkt, treten alle acht Fahrer los, um in möglichst guter Position zum ersten Sprung und in die erste Kurve zu kommen. „Danach kann man maximal noch ein, zwei Leute überholen. Und der kleinste Fehler wird gnadenlos bestraft“, sagt er.

Diese Erfahrung hat Luis Brethauer in den vergangenen Jahren häufig gemacht. Nach der perfekten WM 2013 kam er durch Verletzungen aus dem Tritt und fand nur schwer zurück. Erst in diesem Jahr lief es wieder besser. Zwar misslang die internationale Generalprobe für Rio bei der WM im Juni in Kolumbien. Er wurde im Achtelfinale von der Bahn gedrängt, „das passiert, wenn man nur den Bruchteil einer Sekunde die Tür offen lässt“. Doch insgesamt unterliefen ihm weniger Fehler, beim Weltcup in den Niederlanden kam er in das Halbfinale. Deswegen ist er auch für das olympische Rennen in Rio optimistisch. „Ich glaube, dieses Mal läuft’s besser als in London“, sagt er. Sein Ziel ist es, diesmal keine dummen Fehler zu begehen und in den Endlauf zu kommen. Das Finale ist auf Freitag, den 19. August angesetzt. Luis Brethauer kennt den Termin natürlich: „Ich bin guter Dinge, dass ich wieder einen Tag wie 2013 erwische.“

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