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Borussia Dortmund: Depressiv ins Derby

Verunsicherte Dortmunder treten bei Schalke an. Der Frust sitzt tief nach einem Saisonauftakt, den man sich in Dortmund völlig anders vorgestellt hatte.

Michael Zorc gehört nicht zu den Zeitgenossen, die leicht aus der Fassung geraten. Dortmunds Sportdirektor, der seinem Verein seit über 20 Jahren verbunden ist, hält meist seine schützende Hand über die Profis. Seit dem Auftritt des BVB beim 1:3 gegen Aufsteiger MSV Duisburg hat Zorc die Haltung geändert. Der 44-Jährige sagt den Stars in Schwarz-Gelb schonungslos die Meinung: „Waren die Erfahrungen, die wir letzte Saison gemacht haben nicht beschissen genug?“, hat Zorc nach dem Spiel gefragt und im Laufe der Woche nachgelegt. Es sei unakzeptabel, „dass sich Spieler wie Fahnenstangen umkurven lassen, anstatt vernünftig zur Sache zu gehen“.

Der Frust sitzt tief im Dortmunder Lager nach einem Saisonauftakt, den sie sich völlig anders vorgestellt hatten. Der 12. August hatte nach der schlimmen letzten Saison zu einem strahlenden Neuanfang werden sollen. Sechs neue Spieler, eine offensivere Grundausrichtung, mit mehr als 50 000 Dauerkarten eine neue Bundesliga-Bestmarke und eine Aufbruchstimmung, die durch starke Testspiele befeuert worden war. Vor dem Anpfiff hatte Stadionsprecher Norbert Dickel den Fans auf der Südtribüne noch entgegengeschrien: „Ich bin überzeugt, dass wir im Kampf um die Meisterschaft ein gewichtiges Wörtchen mitreden werden.“ Nur 90 Minuten später war die grassierende Euphorie in Verunsicherung umgeschlagen.

Ausgerechnet in dieser depressiven Stimmung muss der BVB eine ganz schwere Prüfung bestehen: Heute treten die Dortmunder in der Schalker Arena an. Das 130. Aufeinandertreffen der ewigen Revierrivalen wird nach den Vorkommnissen der letzten Saison als besonders brisant eingestuft. Mit dem 2:0-Heimsieg hatten die Dortmunder den Schalkern die Meisterschaft vermasselt und den ungeliebten Rivalen hernach mit Häme überschüttet. Doch während Schalke seit Wochen auf Revanche dürstet, mag sich im schwarz-gelben Lager kein Tatendrang einstellen. Wohl selten haben sich die Dortmunder vor dem Revierderby so wenig mit dem bevorstehenden Ereignis und ihrem Gegner beschäftigt. Viel zu sehr sind sie in diesen Tagen sich selbst und ihrer Lage verhaftet.

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