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Borussia Dortmund: Klopps Kind zahlt zurück

Jürgen Klopp weiß, dass Zidan nicht nur bei Werder Bremen, sondern auch beim Hamburger SV viel von dem falsch machte, was ein Fußball-Profi falsch machen kann. Nun zeigt dieser endlich, wieso sein Trainer auf ihn baut.

Es könnte sein, dass diese Szene von entscheidender Bedeutung war. Gut möglich ist es schon, dass Mohamed Zidan am Samstag im Bremer Weserstadion um kurz nach fünf den finalen Motivationsschub erhielt, den er für seinen 3:3-Ausgleich in der Nachspielzeit brauchte. Der eingewechselte Stürmer von Borussia Dortmund befand sich nahe der Außenlinie, als ihn Jürgen Klopp energisch mit beiden Händen an den Kopf fasste. So als wolle der Trainer seine überschüssige Energie direkt in den Körper seines Spielers leiten. Man weiß ja, dass die beiden seit einem entrückten Mainzer Halbjahr, in dem der in Bremen in zwei Anläufen grandios gescheiterte Ägypter plötzlich 13 Tore fabrizierte, ein ganz besonderes Verhältnis pflegen.

Obwohl der Mann am 11. Dezember 27 wird, ist Zidan manchmal wie ein kleines Kind – das gehätschelt und getätschelt werden muss, damit es keine Dummheiten macht. Und wenn er denn ganz doll liebkost wird, stellt er auch ganz tolle Sachen an. „Der Trainer weiß genau, wie er mich motivieren muss. Für ihn habe ich Lust, Fußball zu spielen.“ So hat Zidan erklärt, warum er kurz vor Transferschluss vom Hamburger SV zurück in Klopps Obhut flüchtete. Zidan, der sich im Uefa-Cup gegen Udinese Calcio nach einem üblen Tritt ins Becken einen Muskelteilriss an der Hüfte zugezogen hatte und erst seit anderthalb Wochen wieder trainieren konnte, deutete ausgerechnet in Bremen endlich an, warum ihn Klopp so gern hat. Er spielte den feinen Pass auf Jakub Blaszczykowski, der zum 2:1 führte. Und er schoss das Tor, das die 3:3 Versöhnung brachte. Danach trollte er sich in die Werder-Kabine, kam mit dem Trikot von Daniel Jensen und feixte sich einen. „Ich habe mit Glück getroffen und nur gehofft, dass der Ball nicht auf Naldos Brust landet. Ich hoffe, dass die Fans glücklich sind für Borussia.“ So ein Satz war wichtig – der 1,72 Meter kleine Zidan spürt die gewaltigen Vorbehalte gegen seine Person. Nur Tore können das Unverständnis aller Schwarz-Gelb-Gesinnten über das Tauschgeschäft mit Mladen Petric lindern.

Schon in seinen ersten drei Einsätzen – gegen Bayern, Cottbus und Schalke – war Zidan Zielscheibe des Zorns; die Dortmunder Nummer zehn wurde nach glücklosen Auftritten entweder in der 63. oder 64. Minute von Klopp erlöst. War es ein Zufall, dass ihn sein Förderer nun in der 64. Minute brachte, um ihn in seinem neuen 4-3-2-1-System als vorderste Spitze zu positionieren? Die knappe halbe Stunde Eigenwerbung war für Jürgen Klopp eine Selbstverständlichkeit: „Ich weiß ja, was Mohamed drauf hat. Ich habe es ja live erlebt.“ Der Trainer weiß auch, dass Zidan nicht nur bei Werder Bremen, sondern auch beim Hamburger SV viel von dem falsch machte, was ein Fußball-Profi falsch machen kann. Er übertrieb es mit dem Eigensinn, er überschätzte sich, er übertrat immer wieder die Regeln der Gemeinschaft – und beförderte sich so selbst ins Abseits. Deshalb war es pädagogisch sehr geschickt, dass der Klopp nach dem Punktgewinn Bremen kein Sonderlob an Zidan verteilen wollte. „Mohamed hat seine Aufgabe erfüllt, weil die anderen Stürmer zuvor so viel gearbeitet haben. Das war in Ordnung.“ Und mit aller Strenge schob er noch nach: „Es macht absolut Sinn, dass er seine Klasse ab und zu zeigt.“ 

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