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Brasilien: Parreira verteidigt "Seleção" gegen Kritiker

Keine Show, kaum Ballzauber, nur zwei Zittersiege - die Fußball-Welt murrt über die brasilianische Mannschaft. Doch die kann die Klagen langsam nicht mehr hören.

Bergisch Gladbach - Gegen Kritiker und Nörgler aus aller (Fußball-)Welt hat Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira nun die "Seleção" verteidigt. "Bei einer Weltmeisterschaft heißt die Show siegen", sagte der Nationaltrainer in einer Erklärung des Brasilianischen Fußball- Verbandes (CBF) vom Montagabend. "Damit es eine 'Show' gibt, muss man sich mit dem Gegner einigen. Man muss ihm sagen, dass dieses Spiel keine drei Punkte wert ist, dass es kein Wettkampf und hier keine Weltmeisterschaft ist. Und dass der, der verliert, nicht nach Hause fahren muss."

Auch für Ronaldinho besteht vor dem letzten Vorrundenspiel am Donnerstag in Dortmund gegen Japan kein Grund zur Aufregung. "Wir kommen Schritt für Schritt voran", schrieb der Superstar in einer Kolumne für die spanische Sportzeitung "El Mundo Deportivo" (Dienstag-Ausgabe). Er erklärte, warum man auch von ihm bisher keine Sternstunden wie in der Champions League gesehen hat.

"Wir alle müssen uns erst eingewöhnen, weil wir in der Seleção auf anderen Positionen spielen als in unseren Vereinen. Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für Adriano, Zé Roberto und Emerson", sagte er. Nicht nur nach Ansicht von Tostão, dem Weltmeister von 1970, müssen die Südamerikaner noch mächtig zulegen. "Ich habe vor der WM geschrieben: Wenn Brasilien den Titel gewinnt, wird es eine brillante Show geben. Das ist bis jetzt noch nicht geschehen, aber es bleibt ja noch Zeit", sagte er.

Die Spieler wehren sich auch gegen Vorwürfe, der Titelverteidiger spiele weit unter den Erwartungen. "Wie könnt' ihr nur behaupten, dass unser Niveau nicht ideal ist", fragte Kapitän Cafú nach dem 2:0-Sieg gegen Australien sichtlich irritiert. Und Ersatzspieler Juninho meinte: "Wenn wir Brasilianer sieben Mal 1:0 gewinnen, sind wir Weltmeister."

Parreira sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, wonach gegen den fünfmaligen Weltmeister alle Teams ihre Spielweise ändern und sich vor allem hinten rein stellen. Der 63 Jahre alte Coach hob auch seine Abwehr hervor, die oft im Schatten des "magischen Vierecks" mit Ronaldinho, Ronaldo, Kaká und Adriano stehe. "Wir haben jetzt seit fünf oder sechs Spielen kein Gegentor bekommen, eingeschlossen die WM. Das zeigt, dass die Defensive funktioniert. Dieses Gleichgewicht ist gut für die Mannschaft", sagte der Weltmeister-Trainer von 1994.

Für Juninho haben viele Kritiker ein Kurzzeitgedächtnis. "Alle erinnern sich an unseren 4:1-Sieg gegen Argentinien im Endspiel des Confed Cups im vergangenen Jahr", sagte er. "Aber keiner an die Leiden gegen Japan, als wir in der letzten Minute fast noch verloren hätten." Der Mittelfeldspieler von Olympique Lyon hofft ebenso wie sein Vereinskollege Fred, der gegen Australien sein erstes WM-Tor erzielte, und Abwehrspieler Cicinho (Real Madrid) gegen Japan spielen zu dürfen. Schließlich sind Emerson und Cafú sowie Robinho oder Ronaldo mit einer Gelben Karte belastet. Ronaldo soll trotzdem weitere Spielpraxis erhalten, könnte aber bei diesem Turnier zum dritten Mal ausgewechselt werden. (Von Ulrike John und Diana Renée, dpa)

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