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Sport: Bravo, Buddha und die Bandscheibe

Helmut Schümann über Mehmet Scholl, den ewig Jungen des FC Bayern Eine Meldung des gestrigen Tages sei gesondert hervorgehoben, weil sie ja sonst untergeht in einer Welt, in der nur die Sieger zählen: Mehmet Scholl musste sich an der Bandscheibe operieren lassen. Mehmet Scholl, der Kleine vom FC Bayern München.

Helmut Schümann über Mehmet Scholl, den ewig Jungen des FC Bayern

Eine Meldung des gestrigen Tages sei gesondert hervorgehoben, weil sie ja sonst untergeht in einer Welt, in der nur die Sieger zählen: Mehmet Scholl musste sich an der Bandscheibe operieren lassen. Mehmet Scholl, der Kleine vom FC Bayern München. Inzwischen ist Mehmet auch schon 34, aber immer noch der Kleine, das wird er auch bleiben. Mehmet ist mit elf Jahren Amtszeit auch der dienstälteste BayernProfi im Moment, stets wurde ihm ein super Talent bescheinigt. Im Sprachgebrauch beschreibt das Talent ja eigentlich die jugendliche Hoffnung, Mehmet indes wird immer Jugend bleiben. Viele sagen ihm nach, er habe sein Talent verschludert, aber das ist Unsinn. Uli Hoeneß, einer seiner Chefs beim FC Bayern, hat mal die Anekdote erzählt, dass er sich den Mehmet mal ins Büro bestellt habe, um ihm zu sagen, dass er sein Gehalt verdoppelt hat. Von sich aus hätte der Mehmet nie um eine Gehaltserhöhung nachgefragt. Man kann also sagen, dem Mehmet ginge es gar nicht so sehr ums Geld beim Fußball. Mit anderen Worten: Der Mehmet hat sein größtes Talent zur vollen Blüte gebracht.

So hat er auch Fußball gespielt. Vielleicht spielt er nach seiner Bandscheibenoperation auch noch weiterhin Fußball, und wenn, dann aber auch so: Immer dann, wenn die Gefahr bestand, dass sich der Mehmet in den Vordergrund spielt und in den Mittelpunkt, hat er sich schnell mal verletzt und musste wochen- und monatelang pausieren. Hat man ihn dann jemals traurig gesehen?

Es gab auch mal andere Zeiten im Leben Mehmets. Das war, als er stets in der „Bravo“ stand und Teenies beglückte. Damals besuchte er häufig die Bars im Münchner Kunstpark Ost, benahm sich dort ab und an wie der Sohn von Uschi Glas heute, also beknackt und daneben, aber das ist lange vorbei. Mehmet hat sich jetzt dem Buddhismus zugewandt, das wird ihm im „Edlen Achtfachen Pfad“ helfen, das neuerliche Leiden zu überwinden. Und dann wird er Ruhe durchs Freiwerden finden, frei sein von den Zwängen eines Fußballprofis, immer krachlaut zu sein. Und die Illusionen werden erlöschen, vor allen Dingen die, wichtig zu sein. Schade, dass es nicht mehr Mehmets gibt. Aber dann stünden die im Mittelpunkt und würden sich wieder verletzen. Besser so.

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