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Sport: Bremer Strahlkraft

Werder ist stolz auf seine neue Aura und empfängt selbstbewusst den FC Bayern

Donnerstag ist Medientag bei Werder Bremen. Um 12.30 Uhr startet die wöchentliche Prozedur im Pressesaal der Ostkurve, bei der Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs auf dem grünen Podium sitzen. Die überschaubare Zahl von Journalisten stellt brav ihre Fragen, die Werders Verantwortliche ebenso artig beantworten. Wenn am Vorabend ein Champions-League-Spiel stattgefunden hat, wird die Runde gerne zur gefälligen Nachschau genutzt, so dass Mediendirektor Tino Polster am Ende mahnt, das bevorstehende Bundesliga-Spiel nicht zu vergessen.

Gestern waren derlei Hinweise nicht vonnöten. Der 2:0-Pflichtsieg gegen Lewski Sofia nach Toren der Bremer Brasilianer Naldo und Diego war noch gar nicht abgepfiffen, da stimmten die Anhänger sich bereits auf das bevorstehende Liga-Highlight ein. „Zieht-den-Bayern- die-Lederhosen-aus“, hallte es durch das Weserstadion. Ganz Bremen ist fokussiert auf den morgigen Liga-Gipfel, der mitten in die Freimarktszeit – das charakteristische Volksfest der Hansestadt – fällt. Und nichts befeuert die Stimmung in den Zelten und Hallen mehr als ein Sieg gegen den an der Weser noch immer arg unbeliebten FC Bayern München.

„Die Bayern sind gefestigt, wir sind gut in Form und können noch zulegen – das wird ein echtes Spitzenspiel“, kündigt Allofs an. Dass Werder gegen Sofia eine clevere, aber eben doch nur durchschnittliche Leistung zum Erfolg reichte, fand Allofs gar nicht weiter bedenklich. „Es kann nicht nur Festtage geben, man muss auch einmal Geduld beweisen.“ Nicht brilliert, aber das Spiel kontrolliert – unter diesem Credo hakte Trainer Thomas Schaaf den Abend ab. „Jetzt wollen wir hier auch am Samstag etwas Tolles erleben.“ Dazu bedarf es nach Ansicht der Führungskräfte Torsten Frings und Miroslav Klose aber einer Steigerung. „Wir haben kein gutes Spiel gemacht“, mäkelte Frings. „Das war ein Pflichtsieg, so können wir gegen Bayern nicht spielen“, monierte Klose. Doch nicht einmal dessen Torflaute beunruhigt. „Er wird wieder ein Tor machen, nicht das 7:0 gegen Bochum, sondern das 1:0 gegen Bayern. Dann ist alles wieder gut“, sagte der Ex-Münchner Frings. „Wir haben vor niemand Angst, erst recht nicht vor den Bayern.“

Das Selbstbewusstsein der Bremer speist sich auch aus der Tatsache, dass mit Per Mertesacker die einst notorisch anfällige Abwehr ungeahnte Stabilität erhalten hat. Vier Auftritte mit Mertesacker, erst ein Gegentor, dazu Nebenmann Naldo in bestechender Form. „Bei uns brennt hinten nichts mehr an“, sagte Allrounder Christian Schulz. Meist genügen kurze Blicke, damit sich die „zwei Laternen“ (Tim Borowski) im Defensivzentrum verständigen. „Es passt einfach zwischen uns – und die wichtigsten Kommandos kann ich auf Deutsch geben“, erklärte Naldo. Er und Diego stehen am Samstag besonders im Fokus: Brasiliens Nationalcoach Carlos Dunga hat sich angekündigt; er soll den 24-jährigen Innenverteidiger Naldo und den 21-jährigen Spielmacher Diego für den Neuaufbau der Selecão im Visier haben. Vor allem der hochbegabte Naldo darf sich wohl gute Chancen ausrechnen. „Das wäre ein Traum“, sagte der stets höfliche Hüne mit einem breiten Grinsen. „Es zeigt, dass dieser Verein eine internationale Strahlkraft gewonnen hat“, sagte Polster. „Wir haben fünf deutsche Nationalspieler und einen Zauberkünstler wie Diego zu bieten. Wir sind ein Verein mit einer Aura geworden. Ich glaube, uns würde man überall die Meisterschaft gönnen – wenn man nicht gerade Bayern-Fan ist.“

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