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Das reicht. Vargas Koch freut sich.

© Reuters/Hanai

Update

Judo: Berlinerin holt Medaille: Bronze für Laura Vargas Koch

Früher lebte sie in Kreuzberg und auch da kommen offensichtlich gute Sportlerinnen her: Laura Vargas Koch gewinnt Bronze in Rio.

Von Christian Hönicke

Laura Vargas Koch strahlte. „Das war ein Sieg mit letzter Kraft“, sagte sie, noch immer völlig außer Atem. „Es war ein total anstrengender Kampf, das war total ausgeglichen.“ In der Carioca-Arena 2 auf dem Olympiagelände in Barra hatte sie sich gerade ihren großen Traum von der Olympia-Medaille erfüllt. In der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm holte sie Bronze gegen die Spanierin Maria Bernabeu. Zuvor hatte sie ihr Halbfinale gegen die Japanerin Haruka Tachimoto durch einen Waza-ari verloren. Es war ihr zweiter Medaillengewinn in Rio, bei der Weltmeisterschaft 2013 holte sie Silber. „Das ist definitiv mein größter Erfolg“, sagte Vargas Koch nun. „Olympia ist etwas ganz Besonderes, weil es nur alle vier Jahre ist. Das ist schon cool.
Es war ein dramatisches Match um Bronze gewesen. Nach Ablauf der regulären Kampfzeit hatte keine der beiden Kontrahentinnen punkten können. Vargas Koch begann aggressiv, doch bald geriet sie in die Defensive. „Ich war völlig am Ende, aber ich habe gemerkt, sie ist es auch“, sagte die 26-Jährige. Der Golden Score musste entscheiden, so heißt die Verlängerung im Judo, bei der der erste Punkt den Sieger bestimmt.
Unterstützt wurde Vargas Koch einer kleinen Fan-Abordnung aus der Heimat, die sie mit „Laura, Laura“-Rufen anfeuerten. In der entscheidenden Phase halfen ihr aber besonders die Zwischenrufe von Bundestrainer Michael Bazynski. Der schrie immer wieder Tipps auf die Matte und riet ihr zu möglichen Beintechniken. „Ich habe gemerkt, das kann gehen“, sagte sie. Nach einer Minute in der Verlängerung hebelte sie ihre Gegnerin tatsächlich mit einer Beinkombination aus und schleuderte sie mit dem Rücken auf die Matte. Waza-ari, der Kampf war zu Ende. Danach fiel sie Bazynski um den Hals, bei beiden kullerten ein paar Tränen. Für den Trainer war es auch eine kleine Erlösung, schließlich war es die erste Medaille für die deutschen Judoka bei den Olympischen Spielen von Rio.

Inzwischen lebt sie in Köln und studiert in Aachen

Vargas Koch wurde in Berlin geboren, ihr Vater kam einst als 15-Jähriger aus Chile auf der Flucht vor dem Pinochet-Regime nach Berlin. Sie wohnte lange in Kreuzberg, inzwischen lebt Vargas<TH>Koch in einer kleinen Judoka-WG in Köln. Doch sie hat nicht nur den Kampfsport im Kopf, sie ist angehende Doktorin der Mathematik. Noch von den Spielen arbeitete sie an der Universität in Aachen an ihrer Doktorarbeit, Themenschwerpunkt algorithmische und diskrete Mathematik. Trotz dieser naturwissenschaftlichen Prägung vertraut Vargas Koch nicht nur ihrem Kopf. „Wenn man viel Mathe macht, gibt es nichts Besseres als ein richtig hartes Training“, sagte sie. Und ein wenig Aberglaube leistet sich auch die Mathematik-Expertin. Vor ihrem WM-Silbermedaillengewinn in Rio hatte sie den Zuckerhut besucht. Auch dieses Mal wollte sie das als unbedingt tun, im festen Glauben, das bringe ihr Glück, doch der Terminkalender ließ es nicht zu. „Meine Mutter und meine beste Freundin Wiebke waren aber gestern oben und haben mir ein Foto geschickt“, sagte Vargas Koch, „sie haben geschrieben, sie holen dort das Glück für mich ab. Hat geholfen, danke!“ “

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