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Das letzte direkte Duell in der Bundesliga zwischen Hoffenheim und Kaiserslautern liegt noch gar nicht lange zurück. Im April 2012 gewann die TSG 2:1 am Betzenberg. Im Bild zu sehen sind Andreas Beck (oben) und Konstantinos Fortounis.

© dpa

Bundesliga-Relegation: Hoffenheim gegen Kaiserslautern oder Retorte gegen Tradition

Nach der wundersamen Auferstehung am letzten Bundesliga-Spieltag sieht sich die TSG Hoffenheim in der Relegation gegen Kaiserslautern im Vorteil - zumal die Pfälzer mit einem ganz anderen Gegner gerechnet hatten.

Düsseldorf, wer sonst? Die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern waren natürlich auf die Fortunen als Gegner in den Relegationsspielen eingestellt. „Dass es dann Hoffenheim geworden ist, hat nicht nur mich sehr überrascht“, sagt etwa der ehemalige Kaiserslauterer Torwart Ronnie Hellström. Hellström, 64 Jahre alt, lebt in Schweden, arbeitet für eine deutsche Baumarktkette und ist Botschafter einiger Pfälzer Winzer in seinem Heimatland. Wenn sich etwas sagen lässt zugunsten der TSG Hoffenheim im Kampf um den Platz in der Bundesliga, dann, dass der Klub seinen Gegner schon vor den Relegationsspielen kräftig überrascht hat. Kaum einer hat sich in der Pfalz diese Ansetzung gewünscht, die am Donnerstag mit dem ersten Spiel in Sinsheim startet (ab 20.30 Uhr live im Ticker bei Tagesspiegel.de).

Da die im Vergleich zu den Hoffenheimern vermeintlich sportlich schwächeren Düsseldorfer schon auf direktem Wege in die Zweitklassigkeit gestürzt sind, kommt es nun zu den emotional aufgeladenen Duellen der geographischen Nachbarn. In Kaiserslautern wird rhetorisch kräftig gepoltert, allerorten ist vom Duell der Tradition gegen die Retorte die Rede. Als Motivationsprogramm reisen namhafte ehemalige Profis des Traditionsklubs an, Hellström ist auch darunter. Am Montag zum Rückspiel in Kaiserslautern sei er da, sagt er. „Wir schaffen das, davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Ich denke die ganze Zeit an meine Freunde aus der Pfalz.“ Genau solche Männer, dachte sich der Klub aus Kaiserslautern mit seiner Einladung wohl, braucht es, um an die Kraft zu erinnern, die noch in ihrem Klub stecken soll. Im letzten Zweitligaheimspiel gegen den FC St. Pauli etwa kniete der ehemalige Profi Martin Wagner in Erinnerung an den Meistertitel von 1998 mit einer Replik der Meisterschale vor der Westkurve nieder, während die Fans applaudierten. Die nötige Portion Sentimentalität bringen die bekannten Gesichter allemal. Für die meisten gehört der Klub in die Bundesliga. „Auf die Bundesliga aber haben wir allein wegen unserer Tradition keinen Anspruch“, sagt Vorstandschef Stefan Kuntz. Mental sehe er beide Teams auf einem Niveau. Sportlich sei seine Mannschaft aber Außenseiter.

In Hoffenheim füllt man die zugewiesene Rolle bereitwillig aus. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht auf die wieder aufflammenden Schmähungen aus der Pfälzer Ecke hingewiesen wird. Die zielen vor allem auf Hoffenheim Mäzen Dietmar Hopp ab und seine niemals versiegenden Investitionen, die Hoffenheim in die Lage versetzen, finanziell oben auf zu sein. Man wolle die Spiele gegen Kaiserslautern unbedingt gewinnen, „gerade für Dietmar Hopp“, sagte Kapitän Andreas Beck. Nach dem erstaunlichen Erfolg am letzten Bundesligaspieltag in Dortmund ist die sportliche Stimmung bei der TSG Hoffenheim einwandfrei und das Selbstbewusstsein so hoch wie nie zuvor in dieser Saison. „Wir sind der Bundesligist und müssen diese Duelle gewinnen, so einfach ist das“, sagt Mittelfeldspieler Sejad Salihovic, der als einer der wenigen im Verein übrig geblieben ist, die 2008 den Bundesligaaufstieg mitmachten.

Trainer Markus Gisdol, sonst sturer Diplomat, glaubt, dass die Zeit für eine Kampfansage gekommen ist. „Wenn ich Kaiserslautern wäre, hätte ich auch lieber gegen Düsseldorf gespielt“, sagte der 43-Jährige. Gleichzeitig fühlt sich Hoffenheim durch den kompromisslosen Jugendkurs seines Cheftrainers geradezu wachgeküsst. Die Stimmung sei kaum einmal besser gewesen als jetzt, heißt es. Ein Stück weit wohl auch deshalb, weil der Gegner Kaiserslautern heißt.

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