zum Hauptinhalt
Viel Arbeit für den Kumpeltyp. Trainer Torsten Lieberknecht führte die Eintracht ganz nach oben, dort wird es nun schwer für ihn.

© dpa

Bundesliga-Vorschau, Teil 1: Eintracht Braunschweig: Spaß im Sparzwang

Am 9. August startet die Bundesliga in ihre 51. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. In der ersten Folge blicken wir auf Eintracht Braunschweig. Der Aufsteiger hat keine Stars und kaum Ambitionen – und freut sich trotzdem auf das Abenteuer Bundesliga.

Von Christian Otto

Was hat sich verbessert?

Die Eintracht ist nicht nur nach 28-jähriger Abstinenz in die Bundesliga zurückgekehrt. Sie präsentiert sich mittlerweile auch als solider Verein. Unter der Regie von Präsident Sebastian Ebel, der Anfang 2008 mit einem neuen Führungsteam angetreten ist, konnte die akute Gefahr einer Insolvenz und so manch anderer kaufmännischer Blödsinn verhindert werden. Weil das Geld in Braunschweig nicht mehr für Träumereien und teure Zugänge ausgegeben wird, ist eine Bodenbildung gelungen. Dass es trotzdem zum Aufstieg gereicht hat, grenzt an ein Wunder und ist eine wunderschöne Belohnung.

Wer sind die Stars?

Tja. Der bundesweit bekannteste Profi des Traditionsvereins dürfte Domi Kumbela sein. Der wuchtige Stürmer war in der vorigen Zweitligasaison Torschützenkönig mit 19 Treffern. Doch Kumbela kuriert gerade einen Sehnenabriss im Oberschenkel aus und wird trotz seines großen Ehrgeizes noch eine Weile brauchen, bis er wieder Stammspieler ist. Dem Rest des Teams um Kapitän Dennis Kruppke fehlt es an Potenzial zum Star-Dasein. „Bei uns gibt keinen Leitwolf. Alle sind gleichberechtigt“, sagt Kruppke.

Wer hat das Sagen?

Nichts gegen die kluge Arbeit von Manager Marc Arnold und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt. Aber der Mann, auf den alle hören und dem alle folgen, ist bei Eintracht Braunschweig Trainer Torsten Lieberknecht. Der 39-Jährige, im Mai 2008 verpflichtet, macht einen erstklassigen Job. Sein Team ist auch deshalb so effektiv, weil Lieberknecht es schafft, gegen individuell besser besetze Gegner das richtige Spielsystem zu finden. Bis auf wenige Rückschläge ist es unter der Regie des meistens sehr umgänglichen, zuweilen aber auch recht impulsiven Trainers fünf Jahre lang nur bergauf gegangen. „Ich bin wie ein Vater für meine Spieler, der sie schützen will“, sagt Lieberknecht. Er weiß, dass er bei so mancher Pleite in der neuen Saison auch lauter werden muss. Trotzdem wird er wohl angesichts seiner Art und wegen der langjährigen Zusammenarbeit mit den meisten Eintracht-Profis eher ein kumpelhafter Übungsleiter als ein Chefcoach sein.

Was erwarten die Fans?

Übertriebene Erwartungshaltungen sind nicht zu erkennen. Die Mehrheit der Anhänger ist einfach nur glücklich, dass es aus den Niederungen des gehobenen Fußballs so schnell wieder nach ganz oben ging. Damit möglichst viele Fans am Abenteuer Bundesliga teilhaben können, ist der Verkauf der Dauerkarten begrenzt worden. Insgesamt sind 15 500 Saisontickets verkauft worden, obwohl das 23 500 Zuschauer fassende Eintracht-Stadion restlos mit Stammgästen hätte gefüllt werden können. Trainer und Mannschaft haben das Versprechen abgegeben, in jedem Spiel bis an die körperlichen Grenzen zu gehen und selbst nach bitteren Niederlagen weiterhin die Nähe zu den Fans zu suchen.

Was ist in dieser Saison möglich?

Angesichts der dezenten Verstärkungen mit bisher fünf soliden Zugängen kann die Eintracht nur darauf bauen, als eingespieltes Team möglichst schnell zu dem einen oder anderen Überraschungserfolg zu kommen. Die begrenzten finanziellen Möglichkeiten machen den Aufsteiger zum Minimalisten der Liga. Der Quervergleich zur Greuther Fürth, die in der vergangenen Saison chancenlos gleich wieder abgestiegen ist, drängt sich auf.

Und sonst?

Es ist herrlich, wie unaufgeregt sich alle Beteiligten dem Saisonstart mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen annähern. „Wir haben schon mehrfach bewiesen, dass man mit kleinem Etat und bescheidenen Möglichkeiten Erfolg haben kann“, sagt Geschäftsführer Voigt, der sich in Badeshorts und Flipflops das Sommertrainingslager im Zillertal angesehen hat. Der 43-Jährige hat gerade den Vertrag mit Manager Arnold vorzeitig bis 2017 verlängert. Und er zeichnet für so manche Personalie verantwortlich, die Tradition und Sparzwang miteinander verbindet. Beispiel: Christian Skolik, Spitzname „Bussi“, ist schon seit 13 Jahren Busfahrer und Zeugwart in Personalunion. An seiner anstrengenden Ämterhäufung konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass der Saisonetat auf immerhin rund 40 Millionen Euro gestiegen ist.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false