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Blazek

© dpa

Bundesliga: Wie in Griechenland

Das Frankfurter Skandalspiel befördert die Bundesliga mit einem Knall in längst vergangen geglaubte Zeiten.

Es ehrt ja Angelos Charisteas, unverblümt seine Meinung zu sagen. Der Grieche, beim 3:1-Sieg des 1. FC Nürnberg bei Eintracht Frankfurt einer der Matchwinner, wollte partout nicht verstehen, warum eigentlich niemand etwas über das vorangegangene Spiel wissen wollte. Auch auf den 28-Jährigen prasselten nämlich nur Fragen nach den Ausschreitungen der Nürnberger Anhängerschaft herein. Charisteas verspürte auf Antworten wenig Lust. „Ich verstehe die Aufregung um das Feuerwerk nicht. In Griechenland passiert das jede Woche.“ Das habe er übrigens auch dem Schiedsrichter Peter Gagelmann gesagt, der die Partie beinahe abgebrochen hätte. Gagelmanns Antwort: „Deutschland ist nicht Griechenland.“

Und anders als Charisteas zeigte sich Nürnbergs Präsident Michael A. Roth tief bestürzt über die Vorfälle und war außer sich vor Wut auf seine eigenen Fans, die mit Knallkörpern und Leuchtraketen beinahe den sechsten Spielabbruch der Bundesliga-Geschichte provoziert hatten. „Das war höchst peinlich und hat unserem Image schwer geschadet“, klagte Roth. „Das war eine Katastrophe. Jetzt haben wir noch eine Baustelle.“ Einen vergleichbaren Fall gab es im Ligabetrieb nur einmal: Am 27. November 1976 wurde auf dem Betzenberg die Partie 1. FC Kaiserslautern gegen Fortuna Düsseldorf nach Flaschenwürfen der Zuschauer abgebrochen und mit 2:0 für die Gäste gewertet.

Auch jetzt hätte wohl dem 1. FC Nürnberg der Verlust der Punkte gedroht. „Solche Gedanken schießen einem durch den Kopf“, gab Manager Martin Bader zu. Für den Verein sei das ein Nackenschlag, räumte Bader ein, es hatte sich etwas angedeutet: „Schon gegen Bochum haben sich diese Fans untereinander auf die Mütze gehauen.“ Roth hielt die fast 20-minütige Unterbrechung von Gagelmann im Nachhinein für völlig richtig: „Es sind halt nicht lauter Studierte im Fanblock – der Schiedsrichter musste handeln.“

Das wird auch der DFB-Kontrollausschuss tun, der den Schiedsrichterbericht am heutigen Montag auswertet. „Es wird gegen beide Vereine ermittelt: Im Mittelpunkt steht natürlich die Haftung des Nürnberger Bundesligisten für seine Anhänger“, sagte der zuständige DFB-Richter Rainer Koch. Eine weitere Frage ist, wie die Feuerwerkskörper ins Stadion gelangen konnten.

Auch Nürnbergs Trainer Thomas von Heesen monierte nicht zu Unrecht, „dass sonst die Fans nicht mal mehr ein Streichholz ins Stadion reinbringen können“. Für Matthias Huber, den Sicherheitsbeauftragten der Nürnberger, steht außer Frage, dass die Ausschreitungen aus den Reihen der Ultras kamen, die beim Spiel in Frankfurt zudem von einer offenbar gewaltbereiten Gruppierung von Rapid Wien unterstützt wurden. Die Verwendung von Pyrotechnik habe sich schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Stadion abgezeichnet, „da wurde massiv mit Feuerwerkskörpern geballert“, weiß Huber. Hätten da nicht Polizei und Security am Arena-Eingang gewarnt sein müssen?

Doch die Kontrollen im Frankfurter Stadtwald sind mitunter eine Farce – noch immer winken Ordner befreundete Ultras ohne Kontrolle durch, wie Augenzeugen am Sonnabend berichteten. Der Chef der Frankfurter WM-Arena, Patrik Meyer, ärgerte sich massiv: „Böller zu finden, ist sehr schwierig, da man diese wirklich leicht verstecken kann. Aber eine Rakete hat eine gewisse Größe – dass diese ins Stadion gebracht wird, darf nicht passieren.“ Beide Vereine haben eine saftige Geldstrafe zu befürchten – mindestens.

Im Nachhinein waren alle froh, dass die Partie zu Ende gespielt wurde. „Bei einem Abbruch wäre die Situation nicht zu händeln gewesen“, erklärte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen, der forderte, dass der Fußball „vor solchen Idioten nicht resignieren“ darf.

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