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Führungsfigur. Torwart Raphael Schäfer gibt beim Club den Ton an. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Bundesligisten im Test (13): 1. FC Nürnberg: Der Fluch des Al Bundy

Der 1. FC Nürnberg hat nach einer erfolgreichen Saison die wichtigsten Stammspieler verloren und steht nun vor einer schwierigen Saison

Am 5. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: 1. FC Nürnberg

Was hat sich verbessert Was hat sich verbessert?

Die Jugend von heute. Neben dem Hype um die „Bruchweg-Boys“ aus Mainz und den „Borussen-Bubis“ aus Dortmund ging der Nürnberger Jugendstil etwas unter. Mit Talenten wie Almog Cohen, Timothy Chandler und Philipp Wollscheid erreichte der FCN überraschend den sechsten Tabellenplatz – fast unbeachtet, was auch Trainer Dieter Hecking etwas verstimmte. Große Wertschätzung erfahren die Nürnberger auch vor dieser Saison nicht, sind sie bei den Wettanbietern doch als Kandidat für den Abstieg gehandelt. Dabei stehen in Alexander Esswein (21 Jahre) und Tomas Pekhart (22) zwei neue, hoch veranlagte Spieler auf der Matte.

Wer sind die Stars?

Mit Andreas Wolf ist der Liebling der Fans und jener Journalisten mit Hang zu niveaulosen Wortspielen gegangen. Wolf verließ Nürnbergs Schäfer und ging zu Schaaf nach Bremen. So ist Schäfer, mit Vornamen Raphael und von Beruf Torhüter, die herausragende Figur des Teams, das ihn zum Kapitän wählte. Schäfer spielt seit 2001 – mit einjähriger Unterbrechung durch ein unglückliches Intermezzo beim VfB Stuttgart – für Nürnberg, doch in diesem Jahr scheint dem 32-Jährigen alles zu gelingen: Erst eine tolle Rückrunde, dann die Vertragsunterschrift bis 2014, und schließlich lief er in einem Testspiel als Feldspieler auf – und erzielte drei Tore.

Wer hat das Sagen im Verein?

Die Zeiten patriarchalischer Präsidentschaft sind vorbei, die Verantwortung wird von vielen geschultert. Im sportlichen Bereich sind das Sportdirektor Martin Bader und Trainer Dieter Hecking. Hecking, im malerischen Castrop-Rauxel geboren, ist seit 2009 im Verein, sein Vertrag wurde bis 2014 verlängert. Es ist nicht allzu lange her, da galt eine solch lange Amtszeit beim FCN als so wahrscheinlich wie eine Silberhochzeit von Lothar Matthäus.

Wie steht es um die Finanzen?

Gemäß den Vereinsfarben werden die Zahlen beim FCN mal in rot, mal in schwarz geschrieben. Finanzchef Ralf Woy verkündete in der letztjährigen Hinserie noch einen Schuldenstand in Höhe von zehn Millionen Euro und einen Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr von gut fünf Millionen. Durch den sportlichen Erfolg, Einnahmen aus dem Pokal und Spielertransfers konnte der Schuldenstand mehr als halbiert werden. Vor der Zahl „fünf Millionen“ im Geschäftsbericht steht nun statt eines Minus ein Plus.

Was erwarten die Fans?

Die Geschichte hat die Anhänger des FCN auf brutale Weise zu Pessimismus erzogen. Die Redewendung „Der Club is a Depp“ ist allgegenwärtig, schließlich stieg Nürnberg als einziger Verein nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1968 postwendend ab. Das warnende Beispiel der „68er“ half nach dem Gewinn des DFB-Pokals unter Trainer Hans Meyer 2007 nicht, auch nach diesem Erfolg ging es in der Folgesaison runter in Liga zwei. Nürnbergs Fans sprechen in diesem Zusammenhang vom „Bundy-Fluch“ in Anlehnung an die Hauptfigur Al Bundy aus der Fernsehserie „Eine schrecklich nette Familie“. Bundy war jegliche glückliche Fügung nur kurze Zeit vergönnt, bevor sich alles zum Schlechten wendete.

Was ist in dieser Saison möglich?

Der Klassenerhalt ist das Ziel. Nach Platz sechs im Vorjahr mögen das manche als Tiefstapelei auslegen, doch der Club hat schwerwiegende Abgänge zu verzeichnen. Neben Wolf gingen Mehmet Ekici (nach Bremen), Ilkay Gündogan (nach Dortmund) und Julian Schieber (nach Stuttgart).

Und sonst?

In den vergangenen zwei Jahren mussten die Relegationsspiele her, um den Klassenerhalt zu sichern. In vier Spielen gab es dabei vier Siege und 8:0-Tore. Die Relegations-Könige haben den Nervenkitzel jedoch nicht vermisst, der etwas zeitigere Urlaub tat gut.

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