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Sport: Busfahrer in Basketball-Trikots

GHP Bamberg ist nicht nur erfolgreich, sondern hat auch die treuesten Fans

Vergangene Woche trugen 40 Bedienstete der Stadt Bamberg ein ungewöhnliches Outfit. Bamberger Busfahrer kamen dem Aufruf eines örtlichen Radiosenders nach und traten ihren Dienst statt in Uniformen in Trikots des Basketball-Klubs GHP Bamberg an. Nur ein kleines Indiz dafür, welchen Stellenwert die Sportart in der 70 000 Einwohner zählenden fränkischen Provinzstadt inzwischen hat. Denn wenn es um Basketball geht, dann ist es mit der Beschaulichkeit in Bamberg vorbei – zumal der Klub gestern beim vierten Play-off-Endspiel der Serie „Best of five“ die Chance hatte, nach zwei vergeblichen Anläufen mit einem Sieg bei den Frankfurt Skyliners erstmals Deutscher Basketballmeister zu werden (bei Redaktionsschluss noch im Gange).

Dem GHP Bamberg geht es verglichen mit der Konkurrenz in der Basketball-Bundesliga gut. Während neun von 16 Vereinen in der Vorrunde dieser Saison über Zuschauerschwund klagten, ist die Euphorie in Bamberg groß, und diese Entwicklung geht gegen den Trend. Eintrittskarten für Basketball sind in Bamberg ein kostbares Gut, die Halle, das 4750 Zuschauer fassende „Forum“, ist fast immer ausverkauft. „Ein Mann rannte nackt durch die Innenstadt, um mit dieser Aktion darauf aufmerksam zu machen, dass er zwei Karten braucht“, erinnert sich Bambergs Spieler Rick Stafford an die wildeste Geschichte, die er bisher über einen Bamberger Basketball-Fan gehört hat. „Ich weiß nicht, ob das normal ist“, sagt Stafford. „Aber wenn du vor solchen Leuten spielen darfst, dann ist das ein Privileg.“

In der strukturschwachen Region ist Basketball für viele „zu einem Abenteuer geworden, an dem sie sich hochziehen“, sagt Konditionstrainer Volkmar Zapf. Die Begeisterung hängt sicher auch mit dem sportlichen Erfolg zusammen, der eingekehrt ist, seitdem Dirk Bauermann in Bamberg Trainer ist. Für ihn wäre der Gewinn der ersten Meisterschaft in der Bamberger Vereinsgeschichte nach sieben Titeln in Leverkusen zwar „nur“ der achte Triumph, dennoch hätte er eine ganz besondere Bedeutung. „Was sich hier in den letzten drei Jahren entwickelt hat, ist sicherlich eine ganz erstaunliche Geschichte“, sagt Bauermann. „Den Titel wünsche ich mir vor allem für unsere treuen Anhänger, die uns auch auswärts bis zur letzten Sekunde unterstützen.“

Dirk Bauermann weiß, dass die Entwicklung des Klubs, der vor drei Jahren noch am Rande des Ruins war, viel mit seiner Arbeit zu tun hat. Leistung bringt eben auch mehr Zuschauer. Doch auch die haben sich weiterentwickelt, wie Konditionstrainer Zapf beobachtet hat. Ein Event-Publikum seien die Bamberger Fans nicht mehr, ihre Begeisterung sei bei den Heimspielen groß. „Viele haben über das Spektakel ihre Liebe zum Spiel entdeckt“, sagt Zapf.

Mittlerweile gibt es in Bamberg so viele Basketball-Fans, dass der Klub das „Forum“ bis September 2006 auf 6600 Zuschauerplätze erweitern will. „Wenn du an einem 1. Mai bei 30 Grad Hitze gegen den Absteiger Schwelm ausverkauft bist, dann musst du etwas tun“, sagt Vizepräsidentin Sabine Günther.

Martin Fünkele[Bamberg]

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