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Christian Pander

© ddp

Champions League: Schalke hofft auf Wunder gegen Barcelona

Schalke 04 muss gegen den FC Barcelona versuchen, die fehlende Kreativität im Mittelfeld zu überspielen. Trainer Mirko Slomka schwört sein Team jedenfalls auf Fußball altdeutscher Prägung ein. Und wenn auch das nichts hilft, weiß Kapitän Bordon noch ein letztes Mittel.

Mehr Schein als Sein? Das kennt man aus dem Profigeschäft, nicht zuletzt in Schalke. Doch kaum ist die schwierige Saisonphase angebrochen, verhält es sich dort umgekehrt: Mehr Sein als Schein. Soliden Ergebnissen steht spielerische Armut gegenüber. In der Bundesliga gerade auf Platz drei vorgerückt, blickt Schalke voller Stolz der meistbeachteten Partie in der über hundertjährigen Vereinsgeschichte entgegen. Doch vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona (20.45 Uhr, Premiere) wird die Vorfreude getrübt. Die Abteilung Kreativität ist de facto geschlossen, das Mittelfeld bringt nur wenige Torchancen hervor – oder gar keine wie zuletzt beim 0:0 in Karlsruhe.

Die Leidtragenden sind die Stürmer, vor allem Kevin Kuranyi, der einzige Schalker, der diese Position einigermaßen mit Leben zu füllen vermag. Das Gelsenkirchener Sturmtief hat aber den Nationalspieler mit in den Abwärtssog gerissen. „Alle sehen, dass wir besser und schneller nach vorne spielen müssen. Es kann nicht sein, dass wir als Stürmer nur eine oder zwei Chancen haben, das ist bitter“, sagt Kuranyi. Und er spricht aus, was die Verantwortlichen gern ausblenden: „Wir haben viele gute Mittelfeldspieler, aber vielleicht fehlt uns doch ein Spielmacher.“

Das Vakuum im zentralen Mittelfeld bereitet besonders Kuranyi Unbehagen. „Wir müssen in allen Belangen besser werden, sonst haben wir keine Chance“, sagt er. Auch Trainer Mirko Slomka kennt die Mängel, er sieht sie nur nicht so dramatisch wie Kuranyi – oder tut wenigstens so. „Wir spielen nicht gut nach vorne“, sagt er, aber der Erfolg könne sich doch sehen lassen.

Das Schalker Mittelfeld ist zu stark auf Zerstörung ausgerichtet, als dass dort viele Ideen geboren werden könnten. Zuletzt bot der Trainer in diesem Mannschaftsteil zwei sogenannte Sechser auf, dazu in Christian Pander einen gelernten Verteidiger und in Gerald Asamoah einen gelernten Stürmer. Das Experiment hatte keinen Erfolg. Ob er es gegen Barcelona noch einmal wagt, wollte Slomka am Tag vor dem Spiel nicht verraten. Auf Pander allerdings dürfte er nur ungern verzichten. Mit seiner Schusskraft und seiner Präzision bringt der Mittelfeld-Verteidiger zumindest bei Freistößen und Eckbällen ein wenig Licht ins Gelsenkirchener Dunkel.

Wie auf dem Platz war Schalke auch auf dem Podium des Pressekonferenzraumes defensiv eingestellt. Slomka sah sich mit Fragen konfrontiert, die ihm nicht behagten: wie mehr Kreativität erzeugt werden könne und ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, einen hochbegabten, aber angeblich zu raffgierigen und bei Manager Andreas Müller nicht mehr wohlgelittenen Jungprofi wie Mesut Özil noch eine Weile zu behalten, bis passender Ersatz gefunden sei. Auf diese und ähnliche Fragen reagiert der Trainer wie ein Abräumer im defensiven Mittelfeld. Die Frage nach Özil stelle sich nicht, antwortet er, „wir haben einen sehr guten Kader, und wir sollten hier nicht einer Nummer zehn nachtrauern. Die Kreativität von einzelnen Spieler einzufordern, ergibt keinen Sinn.“ Der Erfolg hänge nicht allein vom zentralen Mittelfeld ab, sondern davon, „wie wir uns auf den Außenpositionen durchsetzen“.

Mangels kreativer Köpfe und Füße gründet Slomka seine Hoffnungen auf Fußball altdeutscher Prägung. Seine Mannschaft zeichne sich durch „andere Tugenden“ aus. „Einsatz, Zweikampfstärke, Tempo und Dynamik – all das müssen wir zur Geltung bringen.“ Um die Aufstellung der teutonischen Fußball-Vorzüge komplett zu machen, bleibt noch der Torwart zu erwähnen. Auf Manuel Neuer dürfte es ankommen. Aber ob die alten Fußballwerte ausreichen, scheint zweifelhaft, zumal in Jermaine Jones einer der Vertreter aus dem Ressort Rennen und Kämpfen wegen einer Sperre fehlt. Die Schalker interpretieren die Champions League weiter als einen Wettbewerb, in dem ausgezeichnete Leistungen in der Pflicht fehlende Elemente in der Kür ersetzen können. Oder, wie Manager Müller altdeutsch formuliert: „Form schlägt Klasse.“

Mehr Klasse besitzt der FC Barcelona, auch wenn die Katalanen ohne die Stars Ronaldinho, Deco und Messi antreten. Wie immer man die Stärken abwägt, am Ende bleibt wenig Raum für Phantasie. Oder um mit dem Schalker Kapitän Marcelo Bordon zu sprechen: „Wenn wir verlieren, ist es normal. Wenn wir gewinnen ist es ein Wunder.“

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