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Sport: Christian Fährmann: Fieber im Gefrierschrank

Zum 18-köpfigen Kader für das Heimspiel gegen den SC Verl gehörte er nicht. Der Spieler liege mit fast 40 Grad Fieber im Bett, erläuterte Oskar Kosche.

Von Karsten Doneck, dpa

Zum 18-köpfigen Kader für das Heimspiel gegen den SC Verl gehörte er nicht. Der Spieler liege mit fast 40 Grad Fieber im Bett, erläuterte Oskar Kosche. Und noch ehe sich irgendwelche Zweifel an dieser Krankengeschichte artikulieren konnten, beteuerte der Manager des Fußball-Regionalligisten 1. FC Union auch schon ungefragt: "Das ist übrigens wirklich so, ehrlich!"

Es hätte ja auch Vermutungen in eine andere Richtung geben können. Christian Fährmann war schließlich in der Woche zuvor auf Konfrontationskurs zum 1. FC Union gegangen. Aus Verärgerung darüber, dass der 25-Jährige kurz vor dem Spiel seines Vereins bei Rot-Weiß Essen als 19. und damit überzähliger Spieler aus dem Kader gestrichen worden war, bat er - spontan und offenbar in erster Erregung - um Vertragsauflösung. Seither ist das Klima zwischen dem Verein und seinem Spieler auf Gefrierschrank-Temperaturen abgekühlt. Krankheit hin, Krankheit her - zum DFB-Pokal-Achtelfinale heute (13 Uhr, Alte Försterei) gegen den Zweitligisten SSV Ulm hätte Fährmann ohnehin keine Berücksichtigung im Union-Kader gefunden.

Nach der Rückkehr aus Essen bat Bertram den unzufriedenen Fährmann zum Gespräch. Union wollte ein Zeichen setzen gegenüber der Mannschaft. Wer sich halt nicht dem gemeinsamen Ziel, dem Aufstieg in die Zweite Liga, bedingungslos unterordnen will, der fliegt unweigerlich. Also unterbreitete Bertram dem Mittelfeldspieler das Angebot, er könne gehen - ablösefrei sogar. Einzige Bedingung: Er müsse binnen acht Tagen seinen Vertrag, der bis Juni 2002 befristet ist, auflösen. Die Frist verstrich, nichts passierte. Außer dass Fährmann sich krank meldete. "Er hat eine Mandelentzündung und hohes Fieber", bestätigte Torsten Dolla, Unions Mannschaftsarzt. Gestern meldete sich Fährmann zum Training zurück.

Christian Fährmann pflegt recht engen Kontakt zu Axel Kruse, dem früheren Stürmer von Hertha BSC. Beide spielten noch gemeinsam bei Hertha in einer Elf. Kruse wurde bald zum fußballerischen Ziehvater für Fährmann, ist jetzt sein Berater. Und, so wird gemunkelt, Kruse sucht für seinen Schützling nun händerringend einen neuen Arbeitgeber. Einen Wechsel zum Nulltarif lässt Union indes nicht mehr zu. "Wenn er einen anderen Verein gefunden hat, wird neu verhandelt - über eine Ablösesumme", sagt Präsident Bertram.

Die Union-Verantwortlichen lassen freilich derzeit kaum ein gutes Haar an Fährmann. "Er ist kein schlechter Spieler", sagt Oskar Kosche, "aber er muss endlich auch lernen, sich gegen Widerstände durchzusetzen." Und Bertram konstatiert: "Sein Verhalten war wenig professionell." Dennoch hält ihm Union die Tür noch einen Spalt breit offen, "wenn er durch Leistung überzeugt", so Bertram. Das letzte Wort spricht wie immer Trainer Georgi Wassiliew. Zumindest der Präsident wäre bereit, Fährmann zu verzeihen, denn "er hat ja keine silbernen Löffel bei uns geklaut".

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