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Confed-Cup: Klinsmanns Jugend-Stil geht weiter

Die erhoffte Aufbruchstimmung hat Jürgen Klinsmann schon erzeugt, nun will sich der Fußball-Bundestrainer mit dem ersten großen Erfolgserlebnis im eigenen Land neue Rückendeckung holen.

Berlin (04.06.2005, 17:21 Uhr) - Der Trainer-Novize und 108-malige Nationalspieler Klinsmann wird seinen kompromisslosen Jugend-Stil beim Confederations Cup im eigenen Land fortsetzen, probt aber selbst bei der Zielstellung den WM-Ernstfall in einem Jahr: «Wir machen weiter mit der Rotation und gehen in diese Mini-WM mit dem Ziel, das Turnier unbedingt gewinnen zu wollen.» Das DFB-Team trifft in der Vorrunde auf Australien (15. Juni/Frankfurt), Tunesien (18. Juni/Köln) und Argentinien (21. Juni/Nürnberg).

Klinsmanns «Mission impossible» scheint für die Fans nicht mehr so unmöglich zu sein wie noch vor zehn Monaten, als der einstige Weltklassestürmer das Amt des obersten deutschen Fußball-Lehrers übernommen hatte. «Man kann stolz sein. Die Nationalmannschaft ist wieder zu einem Aushängeschild geworden, auch international», kommentierte Klinsmann die Entwicklung nach einer völlig verkorksten Europameisterschaft in Portugal, die mit dem Rücktritt von Teamchef Rudi Völler und einem Chaos im DFB zu Ende gegangen war.

«Wer den deutschen Fußball derzeit am besten repräsentiert, ist die Nationalmannschaft. Sie bereitet Spaß, die Fans identifizieren sich wieder mit ihr», sagte der Bundestrainer nach der ersten Aufbau-Periode. Von den bisherigen neun Länderspielen unter Klinsmann verlor die DFB-Elf nur beim 1:3 in Südkorea. Gegen die Top-Teams Brasilien und Argentinien holte das Team jeweils Unentschieden, beeindruckte aber durch seinen mutigen Stil. Fünf Partien wurden gewonnen.

Klinsmann prägte eine neue Generation von deutschen Spielern wie Huth, Mertesacker, Owomoyela, Podolski oder Schweinsteiger. Acht Akteuren verhalf der 40-Jährige zum Debüt in der Nationalmannschaft, insgesamt setzte er 31 Spieler ein. «Es hat sich eine attraktive, nach vorne gerichtete Spielweise entwickelt», erklärte der Coach. Den Confederations Cup hält er trotz der Zusatzbelastung für die Profis für «absolut sinnvoll». Klinsmann verweist in dem Zusammenhang vor allem auf die Wettkampfpraxis und den Spannungsaufbau bei seinen Youngstern: «Es muss sich eine Chemie in der Truppe entwickeln.»

Zugleich stellte der Bundestrainer klar, dass sein Jugend-Stil nur dann von Erfolg gekrönt sein kann, wenn die Mischung stimmt. Deshalb nominierte er auch einen alten Hasen wie Dietmar Hamann zum Confed- Cup. Sein Plan, den Routinier vom FC Liverpool zurück zu holen, scheiterte allerdings an dessen Fußverletzung. Durch die kurzfristig erfolgte Nachnominierung des Lauterer Perspektiv-Spielers Marco Engelhardt steht der Einbau von Talenten noch mehr im Vordergrund.

«Nur wenn wir in solchen Spielen auch den Jüngeren die Möglichkeit geben zu spielen, bekommen wir ein Gefühl dafür, ob sie schon reif sind für die WM», begründete Klinsmann seinen bisherigen Vorzug für die junge Generation. Der Wahl-Amerikaner sieht in seiner mutigen, fordernden und mitreißenden Führung die einzige Möglichkeit, um sportliche Nachteile gegenüber den derzeit führenden Fußball-Nationen bei der WM ausgleichen zu können. Mit ungewohnten Maßnahmen wie der Begleitung durch amerikanische Fitness-Experten versucht er, dabei selbst kleinste Details zu verbessern.

Klinsmann fordert immer wieder die vorbehaltlose Unterstützung für seinen Kurs ein. Diskussionen wie um seinen Wohnsitz oder die Zusammenstellung seiner engsten Vertrauten wischt er entschlossen vom Tisch. Figuren wie Torwarttrainer Sepp Maier, DFB-Manager Bernd Pfaff oder Konditionstrainer Erich Rutemöller passen nicht in sein Konzept vom Aufbruch: «Die WM im eigenen Land und das Auftreten der Nationalmannschaft ist eine nationale Angelegenheit, die nur in einem Miteinander von DFB, DFL und den Vereinen gelöst werden kann.» (Von Jens Mende, dpa) (tso)

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