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Confed-Cup: Misstöne kommen nur aus der Tröte

Der Confed-Cup zeigt, dass Südafrika für die WM gerüstet ist – auch wenn Fragen offen bleiben

Das erste wirklich große Fußballturnier auf afrikanischem Boden ist vorüber – und die Erleichterung über seinen insgesamt reibungslosen Verlauf allenthalben spürbar. Selten stand ein Land vor einem Großevent wie dem Confed-Cup derart unter Beobachtung wie Südafrika, zumal nicht Wenige nur auf einen schweren Fauxpas des nächsten WM- Gastgebers zu warten schienen. Dass am Ende nicht die Gewalt oder eine organisatorische Panne sondern eine Plastiktröte die Schlagzeilen dominierte, ist ein Indiz dafür, dass Südafrika für den Ernstfall, die Fußball-WM im kommenden Jahr, gerüstet ist.

Dennoch wäre für die Organisatoren fatal, sich nun ähnlich selbstzufrieden zurückzulehnen wie Südafrika dies im Anschluss an die Vergabe der WM im Mai 2004 getan hatte. Viele Fragen bleiben offen: von den fehlenden Unterkünften und der stärkeren Einbindung des Kontinents bis hin zu einem Nahverkehrssystem, das diesen Namen auch verdient hat. Schließlich sollen im nächsten Jahr statt 5000 fast 500 000 internationale Gäste anreisen. Dass die Regierung gerade erst vor der Johannesburger Taxi-Mafia kapituliert und das für den Confed- Cup geplante Schnellbussystem ausgesetzt hat, könnte sich noch als Fehler erweisen. Außerdem bleibt die hohe Kriminalität ein Problem, das sich kurzfristig nicht lösen lässt. Dazu ist die Gewalt viel zu tief in den Strukturen des Landes verankert und wird sich mit einer hohen Polizeipräsenz allenfalls zeitweise eindämmen lassen.

Niemand erwartet von Südafrika eine technische Perfektion wie etwa in Deutschland 2006. Gleichwohl ist es aber auch nicht gut genug, für alle Versäumnisse immer wieder die afrikanische Kultur und ihr bekanntes Laisser- faire ins Feld zu führen. Wenn die Kap- Republik wirtschaftlich und sportlich mit der Welt auf Augenhöhe konkurrieren will, muss sich das Land an gewisse Auflagen halten und darf im Bedarfsfall nicht immer auf eigene Regeln pochen.

Symptomatisch dafür steht die Vuvuzela. Jede Kritik an der nervigen Trompete wird am Kap sofort als eurozentrischer Angriff auf die eigene (Fußball-)Kultur empfunden – und Kritiker gerne als verkappte Kolonialisten verunglimpft, die kein Verständnis für Afrikas kulturelle Eigenart hätten. Dabei ist es geradezu absurd, eine vor ein paar Jahren aus Amerika importierte und erst seit kurzem industriell hergestellte Plastiktröte zum afrikanischen Kulturgut zu verklären – ganz so als habe der Kontinent der Welt nichts anderes als ein lärmendes Kinderspielzeug zu bieten. Nirgendwo in Afrika ist die Tröte verbreitet – und selbst in Südafrikas Stadien war sie bis vor wenigen Jahren allenfalls sehr vereinzelt anzutreffen.

Zudem hat die Tröte weder in Form noch Lautstärke irgendetwas mit dem traditionellen Kuduhorn zu tun. Ihr monotoner Nebelhorn-Sound übertönt stattdessen gnadenlos alles, was die Stimmung bei einem Fußballspiel ausmacht: Von Schlachtgesängen oder bewunderndem Raunen des Publikums bis hin zum befreienden Torjubel. Es würde deshalb kaum verwundern, wenn ihr nervtötender Dauerlärm Fans aus anderen Teilen der Welt von einem WM-Besuch abhalten würde. Doch statt das Problem offen zu diskutieren, kehrt die Fifa es aus Sorge vor dem Rassismusvorwurf lieber unter den Teppich – und beschwört die Medien, keine neuen kulturellen Gräben aufzureißen.

Ein Erfolg war der Confed-Cup dennoch. Gelohnt hat sich für Südafrika vor allem deshalb, weil er das Land hinter seinem Team sammelte – und vor allem endlich für jene WM-Vorfreude sorgte, die man am Kap bislang vergeblich gesucht hatte. Mit einem Zuschauerschnitt von rund 35 000 Besuchern (Freikarten eingerechnet) waren die Spiele gut besucht und erzielten zum Teil Einschaltquoten, die im Halbfinale und Endspiel sogar noch über denen für die (weißen) Nationalsportarten Rugby und Cricket lagen.

Für das Land selbst bleibt auf der Zielgeraden zur WM eine zentrale Botschaft: Gemeinschaftliche Anstrengungen sind fällig, um Südafrika zum Erfolg zu führen – ein bloßes Weiterwursteln wie in den letzten Jahren reicht nicht mehr. Dies gilt für die Vorbereitungen zur WM, aber mehr noch für die Politik in einem Land, das nach den Jahren des Dahintreibens nun an einer wichtigen Weggabelung steht.

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