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Aufgeplustert. Cristiano Ronaldo ist Freund theatralischer Posen – und unbestritten einer der besten Spieler der Welt.Foto: dpa

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Cristiano Ronaldo: Der Goal-Gockel

Deutschland startet heute gegen Portugal in die Europameisterschaft. Die Kernfrage vor dem Auftaktspiel: Wer hat Angst vor Cristiano Ronaldo? Bisher hat der Star von Real Madrid gegen Deutschland noch nicht glänzen können.

Cristiano Ronaldo ist ein Zeiger, ein Poser, ein Gockel. Sagen Männer. Frauen sehen das etwas anders. Für viele ist der Portugiese ein schöner, ein attraktiver Mann. Gepflegt, gestylt, durchtrainiert und obendrein reich und berühmt. Vor allem aber, und das sagen die Statistiken, ist Cristiano Ronaldo ein gefährlicher Mann, von Berufs wegen.

Seit er vor drei Jahren für die Kleinigkeit von 94 Millionen Euro von Manchester United zu Real Madrid gewechselt ist, hat der Stürmer in 144 Pflichtspielen 146 Tore erzielt, davon 112 Tore in 101 Ligaspielen. In der gerade abgelaufenen Spielzeit gelang es dem 27-Jährigen, als erster Spieler in der Geschichte der Primera División innerhalb einer Saison gegen jeden Klub der Liga mindestens ein Tor zu erzielen – eine furchteinflößende Quote. Und doch läuft diesem Mann ein Makel nach, den er heute, im EM-Auftaktspiel der Portugiesen in Lemberg, abstreifen möchte: Gegen Deutschland konnte er bisher in zwei Spielen kein Tor erzielen. Nicht im Spiel um Platz 3 bei der WM 2006 (1:3) in Stuttgart und nicht im EM-Viertelfinale von 2008 (2:3) in Basel. Wer hat also Angst vor Cristiano Ronaldo?

Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw eher nicht. Respekt ja, weil Portugal eine der technisch besten Mannschaften überhaupt sei, mit viel Qualität in der Offensive. „Ich erwarte ein offenes Spiel auf Augenhöhe. Wir müssen wachsam sein“, sagt Löw und skizziert zentrale Punkte seiner Strategie: Passwege zumachen, das Zentrum schließen, „aber auch den Mut haben, auch 1:1-Situationen zu bestehen“. Notfalls eben auch gegen Cristiano Ronaldo, der mit seiner Dynamik, seinem Tempo-Dribbling und seinen fantastischen Abschlussqualitäten jeder Mannschaft wehtun kann. „Er ist ein kompletter Stürmer“, sagt Philipp Lahm. Der Münchner hat sich einige Male direkt mit dem Weltstar duelliert, zuletzt im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. „Man muss als Mannschaft gegen ihn verteidigen“, sagt Lahm. Den schnellen Flügelstürmer zu doppeln, sei allerdings kein probates Mittel. „Klar, wenn es geht, sollen sich die Spieler unterstützen, aber das wird nicht immer möglich sein“, sagt Löw. „Wir müssen auch im eins gegen eins bestehen.“

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Man wisse „alles darüber, wie Ronaldo am besten funktioniert“, erzählt noch Sami Khedira, der seit zwei Jahren bei Real an der Seite des Portugiesen spielt. Man müsse ihn „frühzeitig stellen, ihm den Platz nehmen, und vor allem muss man ihm die Lust nehmen. Er ist Portugiese – und die funktionieren ohne Lust nicht.“

Bisher hat es die Mannschaft von Joachim Löw oft geschafft, einem so torgefährlichen Spieler wie Cristiano Ronaldo die Lust zu nehmen, oder, wie Löw es sagt, „in Schach zu halten“. Durch kluge Organisation der jeweils ballnahen Spieler und durch schlaues Attackieren. Dafür müsse jeder Spieler stets gedanklich auf der Höhe sein. „Wir dürfen nicht spekulieren, sondern müssen antizipieren“, sagt Löw.

„Wir haben schon in zwei Spielen gegen Portugal gezeigt, dass wir als Team einen Tick besser waren“, sagt Per Mertesacker. Für den langen Innenverteidiger sei daher die entscheidende Frage gar nicht, wie stark Cristiano Ronaldo sei, sondern „wie stark ist das Team Portugal“?

Sollte Cristiano Ronaldo dennoch einmal durchkommen, würde er Manuel Neuer vor sich haben. Am 25. April stand der Stürmer von Real Madrid dem Münchner Torwart gegenüber. Im Elfmeterschießen. Neuer hat den Ball gehalten. Ganz schnörkellos.

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