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Keine gemeinsame Zukunft. Nowitzki und Williams (r.) werden nicht zusammen für Dallas spielen.

© p-a/dpa

Dallas Mavericks: Dirk Nowitzkis Team steht vor einem Trümmerhaufen

Vor einem Jahr hatten die Dallas Mavericks ihr Meisterteam zerfallen lassen, um in diesem Sommer Deron Williams unter Vertrag nehmen zu können. Jetzt hat sich der Aufbauspieler gegen die Mavericks entschieden - und ein weiterer Titelgewinn für Dirk Nowitzki wirkt unwahrscheinlicher denn je.

Das Haus-und-Hof-Blatt der Dallas Mavericks brachte nur zwei Wörter, um die Situation auf den Punkt zu bringen. „Now what?“ („Was nun?“) überschrieben die „Dallas Morning News“ am Mittwoch jene Nachricht, die die Zukunft des NBA-Teams von Dirk Nowitzki bestimmen dürfte. Zuvor hatte der von Dallas heftig umworbene Aufbauspieler Deron Williams verkündet, er werde bei den Brooklyn Nets bleiben und nicht zu den Mavericks in seine texanische Heimatstadt wechseln. Damit zerschlägt sich der Plan des Klubs, dem 34-jährigen Nowitzki einen zweiten Star an die Seite zu stellen und damit wieder zu einem Titelkandidaten zu werden.

Der 28-jährige Williams sollte mehr als nur eine Verstärkung in Dallas sein. Vielmehr galt der bullige und dennoch explosive Basketballer als der entscheidende Baustein für eine erfolgreiche Zukunft der Mavericks. Nach dem NBA-Titelgewinn 2011 hatte Team-Besitzer Mark Cuban ganz bewusst wichtige Spieler der Meistermannschaft wie Center und Defensivspezialist Tyson Chandler oder den wieselflinken Aufbauspieler J.J. Barea ziehen lassen, um finanziellen Spielraum für die Verpflichtung von Williams zu haben. In der Folge schleppten sich die deutlich überalterten Mavericks durch die nach dem Spielerstreik verkürzte Saison und scheiterten in der ersten Play-off-Runde am späteren Finalisten Oklahoma City Thunder. Die Strategie, das Meisterteam für die Verpflichtung von Deron Williams zerfallen zu lassen, rächt sich nun.

Während Dirk Nowitzki am Montag in Wimbledon Sabine Lisicki anfeuerte, hatten sich die Mavericks noch einmal in New York um Williams beworben. Der US-amerikanische Nationalspieler entschied sich dann aber doch schnell für seinen bisherigen Verein, der tags zuvor bereits den erfahrenen Flügelspieler Joe Johnson von den Atlanta Hawks unter Vertrag genommen hatte. Dieser Wechsel dürfte ein entscheidendes Argument gewesen sein, bei den Nets zu bleiben. Hinzu kommt, dass Dallas unter den komplizierten Gehaltsvorschriften der NBA Williams einen weniger attraktiven Vertrag anbieten konnte. Zudem ziehen die Nets zur kommenden Saison von New Jersey nach Brooklyn um: Williams hat nun die Chance, das Gesicht des zweiten New Yorker Basketballteams neben den Knicks zu werden und damit am größten Markt des amerikanischen Sports lukrative Werbeverträge abzuschließen.

Da lief es noch besser: Die Siegesparade der Mavericks nach dem Titelgewinn

Für die Mavericks bedeutet Williams’ Absage „einen der dunkelsten, deprimierendsten Momente“ der Vereinsgeschichte, wie die „Dallas Morning News“ schrieben. Nowitzki, der der Klubführung bislang immer blind vertraut hat, hatte bereits in der vergangenen Saison leise Kritik an Cubans Strategie geäußert: „Es kommt mir so vor, als hätten wir alles auf eine Karte gesetzt.“ In diesem Sommer befindet sich mit Dwight Howard von den Orlando Magic nur noch ein weiterer Superstar auf dem Markt. Auch an dem Center ist Dallas interessiert, allerdings werden den Mavericks kaum Chancen auf einen Transfer eingeräumt. Vielleicht gelingt es sogar den Nets, Howard nach Brooklyn zu lotsen und sich mit dem Trio Williams, Johnson und Howard sofort zu einem Titelkandidaten zu machen.

Für Dallas bleibt nur die Suche nach einem Plan B. Die Mavericks könnten den zweimaligen „Wertvollsten Spieler“ der NBA Steve Nash zurück nach Dallas holen, der mit Nowitzki eng befreundete Kanadier ist allerdings auch schon 38 Jahre alt. Oder Cuban verteilt sein gespartes Geld an eine Reihe von guten, aber nicht herausragenden Rollenspielern. Die Erfahrung zeigt aber, dass diese Strategie in der NBA selten von Erfolg gekrönt ist. Zudem wurde am Mittwoch bekannt, dass Jason Terry Dallas wohl nach Boston verlassen wird. Der treffsichere 34-Jährige hatte großen Anteil am Meistertitel 2011, ohne ihn sieht der Kader der Mavericks noch mehr nach einem Trümmerhaufen aus.

Vielleicht entscheiden sich die Mavericks auch dafür, eine weitere Spielzeit zur Übergangssaison zu erklären und auf mehr Transfer-Glück im kommenden Sommer zu hoffen. Dann wird Dirk Nowitzki 35 Jahre alt sein und in seine letzte vertraglich vereinbarte Saison mit den Mavericks gehen. Dass der Deutsche noch einmal um den Titel mitspielt, erscheint seit Mittwoch so unwahrscheinlich wie noch nie.

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