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Sport: Dank an alle Mamas und Papas

Bundestrainer Dettmann lobt die Charakterstärke der deutschen Basketballer bei der Weltmeisterschaft

Von Matthias Krause

Indianapolis. Die schönsten Komplimente kommen doch immer noch vom Gegner. „Die deutsche Mannschaft ist reifer geworden", sprach Neuseelands Coach Tab Baldwin nach der 64:84-Niederlage seines Teams zum Zwischenrundenauftakt der Basketball-Weltmeisterschaft anerkennend, „besonders die Spielgestalter haben sich seit dem Supercup sehr entwickelt." Das Turnier in Braunschweig, bei dem die deutsche Auswahl die Neuseeländer nur mit Mühe besiegte, liegt gerade mal etwas mehr als zwei Wochen zurück. In Indianapolis hingegen hatte die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Dettmann Baldwins Team dagegen stets sicher im Griff – und das, obwohl ihr Anführer Dirk Nowitzki einen für seine Verhältnisse miserablen Abend erwischte. Gerade drei seiner zehn Versuche von jenseits der Drei-Punkte-Linie trafen ins Ziel, nur fünf von 16 Würfen aus dem Feld. Mit 17 Punkten blieb der Profi der Dallas Mavericks deutlich unter seinem bisherigen Turnier-Durchschnitt (29,3 Punkte).

Sorgen machte sich deshalb aber niemand. Der Berliner Flügelspieler Henrik Rödl, mit 33 Jahren der Senior im Kollektiv, verteilte hernach Lob: „Ademola Okulaja war sensationell, Mithat Demirel hat sehr gut gespielt. Das hat gezeigt, dass Dirk nicht alleine ist.“ Der in Spanien tätige Okulaja steuerte 17 Punkte, neun Rebounds und sieben Assists zu dem Erfolg bei, der den Deutschen praktisch schon jetzt einen Platz im Viertelfinale sichert. In der Nacht auf Mittwoch trafen sie in der Zwischenrunde auf Argentinien, 24 Stunden später ist Russland der Gegner.

Bundestrainer Henrik Dettmann empfand den Abend im Conventioncenter zu Indianapolis als eine einzige Genugtuung. Seine Entscheidung, auf den erst 20-jährigen Spielgestalter Misan Nikagbatse (Olympiakos Piräus) zu vertrauen, beginnt sich auszuzahlen. 20 Minuten durfte er nach dem etatmäßigen Anführer Mithat Demirel (Alba Berlin) aufs Feld und produzierte dabei 13 Punkte, drei Assists und – fast am wichtigsten – keinen einzigen Ballverlust. „Ich muss immer an unsere ersten beiden Testspiele in Schweden denken“, erzählte Dettmann angesichts solcher Zahlen gerne und raufte sich theatralisch nachträglich noch einmal die Haare: „19 Ballverluste! Gegen die mittelmäßigen Schweden! 19 nur von Misan!"

Die Zeiten aber sind vorbei. Mit Nikagbatse hat der Bundestrainer eine echte Alternative zu Demirel auf der Bank. Dazu kommt noch der Frankfurter Pascal Roller, der eine überragende Bundesliga-Saison spielte. Und die Berliner Flügelleute Rödl und Marco Pesic können bei Bedarf auch eine Partie gestalten. So viel Überfluss herrschte auf dieser zentralen Position noch nie im deutschen Basketball. Nach dem Abgang von Kai Nürnberger, der maßgeblichen Anteil am Gewinn der Europameisterschaft 1993 hatte, war die gewichtige Rolle lange vakant. Eine Zeit lang schien Vladimir Bogojevic die einzige Option zu sein. Mittlerweile ist der Kölner nur noch einer unter vielen.

Demirel, Nikagbatse und Roller haben sich im harten Verdrängungswettbewerb durchgesetzt und eine Hierarchie etabliert, ohne dass dabei der Teamgeist auf der Strecke blieb. „Natürlich ist es komisch, wenn man wie ich eigentlich zur Startformation gehört, und da kommt dann einer, der ist vier Jahre jünger und spielt fünf Minuten länger", gesteht Demirel. Und: „Ich finde es sehr ungewöhnlich, dass wir uns so gut verstehen.“ Dettmann hat für dieses rare Phänomen, von dem sein Kollektiv so sehr profitiert, eine ebenso simple wie einleuchtende Erklärung: „Das sind gute Leute mit einem guten Charakter. Da muss man jeder Mama und jedem Papa Dank sagen, das kommt von zu Hause."

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