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Sport: Das Ende der Einarbeitung

Heynckes ist in Gladbach nicht mehr unumstritten

Mönchengladbach – Jupp Heynckes kann nicht von der Vergangenheit lassen. „Es gibt viele Menschen in München, die mir noch nahe stehen“, erzählt der Trainer, von Juli 1987 bis Oktober 1991 im Dienste des FC Bayern. Namen nennt er nicht, vielleicht auch, weil ihn Bayern-Manager Uli Hoeneß vor 15 Jahren entlassen hatte – und dies hernach als seine „größte Fehlentscheidung“ bezeichnete. Heynckes, später bei Real Madrid, lobte die Bayern trotzdem als den „am besten geführten Klub in Europa“. Das kam in Madrid nicht so gut an, aber immerhin durfte sich Heynckes selbst zu Gute halten: „Ich war immer schon ein mutiger Mensch.“ Heute kehrt Heynckes nach München zurück – als Trainer von Borussia Mönchengladbach, als Trainer im Abstiegskampf.

In Mönchengladbach hat sich Heynckes viel Einarbeitungszeit zusichern lassen. „Wir erwarten nicht, dass er gleich in den Uefa-Cup kommt. Jupp Heynckes soll hier in Ruhe arbeiten können“, betonte Präsident Rolf Königs bei der Vorstellung des Trainers Ende Mai. Ein halbes Jahr später sagt er das immer noch, doch auch am Niederrhein ist die Geduld endlich. „Jupp Heynckes bekommt die Zeit, die er braucht“, heißt das jetzt beim Klubchef, der bis zur Winterpause aber gerne zweierlei sähe: eine feste Startelf und eine Borussia jenseits der Abstiegsränge. Einen Punkt Vorsprung auf Rang 16 haben sich die Gladbacher trotz fußballerischer Bankrotterklärungen wie beim 0:1 gegen Hannover 96 vor zwei Wochen noch bewahrt. Damit könnte es bei einer weiteren Niederlage in München vorbei sein, genauso wie die Zeit des Fußballlehrers Jupp Heynckes allmählich abzulaufen scheint. Der Dank für seine gewissenhafte Detailarbeit mit den Spielern endet jedenfalls auch im geduldigen Mönchengladbach beim Punktestand.

Die entschlossene Förderung deutscher Nachwuchsspieler, für die sich Heynckes rühmt, erwies sich bei der Borussia mitunter als Problem: Kapitale Patzer junger Fußballer wie Tobias Levels (20), Marvin Compper (21) oder Tim Rubink (18) kosteten den VfL in der laufenden Runde bereits einige Punkte. „Ich versuche alles einzubringen, was ich als Trainer über viele Jahre praktiziert habe. Aber im Moment antwortet und reagiert die Mannschaft nicht entsprechend“, klagt Heynckes. Jetzt mutmaßt er: „Vielleicht bin ich zu ehrlich für die Branche.“

Trost wird der Mann, der auch die Verletzungen seiner Spieler für die Misere verantwortlich macht, bei alten Freunden in München nicht finden. „Die Bayern merken selbst, dass es immer schwieriger wird, wenn die Abramowitschs kommen und mit Geld um sich werfen“, sagt Heynckes und seufzt: „Es ist eben nicht mehr so wie vor 30 Jahren, als die Spieler sich mit ihrem Klub identifiziert haben.“

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