zum Hauptinhalt

Sport: Das Erbe gut verwaltet

Von Ingo Wolff Berlin. Die Hand ist zur Faust geballt, der Körper steif, nur die Augen blitzen.

Von Ingo Wolff

Berlin. Die Hand ist zur Faust geballt, der Körper steif, nur die Augen blitzen. So sieht man den Galopp-Trainer Andreas Schütz gewöhnlich nach einem Sieg auf der Rennbahn. Dabei scheut er eigentlich die Öffentlichkeit. Auch Journalisten weicht er gern aus. So auch beim Deutschen Derby in Hamburg vor einer Woche. Da hat sich der erfolgreichste Trainer der vergangenen zwei Jahre in die Jockeystube zurückgezogen und das Geschehen wie üblich aus der Distanz verfolgt. Doch dann geschah etwas Ungewöhnliches. Nachdem drei seiner vier Pferde in dem wichtigsten Rennen des Jahres auf die Plätze eins, zwei und drei gelaufen waren, rannte Schütz mit wehenden Rockschößen, ausgestreckten Armen und lauten Schreien auf die Bahn quer über das Geläuf und nahm seinen Sieger-Jockey Andrasch Starke in die Arme.

Dieser Gefühlsausbruch war allerdings nicht nur auf den Dreifach-Erfolg zurückzuführen. Er war vielmehr ein Zeichen für die Last, von der er gerade befreit worden war. Denn es war eine riskante Investition, die der Trainer aus Köln im vergangenen halben Jahr getätigt hatte. Er hatte auf Andrasch Starke gesetzt. Starke war zuvor mit mit Kokain erwischt worden und musste ein halbes Jahr pausieren. Schütz, der viele seiner großen Siege dem 27-jährigen Jockey zu verdanken hatte, befürchtete einen sportlichen Rückschlag. Die beispiellose Erfolgsserie drohte zu reißen. Zudem deuteten viele Besitzer ihren Rückzug aus dem Kölner Trainingsquartier an. Schütz hielt aber zu Starke, doch er büßte jetzt für etwas, was der Championjockey Starke zuvor mit seinen Siegen kompensiert hatte: mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit. In Hamburg sind beide in die Erfolgsspur zurückgekehrt.

Begonnen hatte die unvergleichliche Trainerkarriere von Schütz zum Jahresbeginn 1998, als er nach fünf Jahren Trainerassistenz bei seinem Vater Bruno offiziell das Traineramt für einen der größten deutschen Ställe übernahm. Viele hatten es Andreas Schütz, der mit der besten deutschen Amateurreiterin Elke Schütz verheiratet ist, zunächst gar nicht zugetraut, dass der das sportliche Erbe seines Vaters übernehmen könnte.

Doch schon im ersten Jahr bewies der ehemalige Amateurreiter, dass er den hohen Ansprüchen gewachsen war. Schütz gewann das Derby und schaffte 2000 in Hamburg sogar den ersten Dreifach-Erfolg, drei Tage nach dem Tod des Vaters. Daran hat er sich auch in diesem Jahr erinnert: „Mein Vater starb vor zwei Jahren. Er sagte an seinem Todestag, es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn wir das Derby nicht gewinnen würden.“

2001 startete Schütz so furios in die Saison, dass er den Ruf des Unbesiegbaren bekam. Auf seine Pferde zu wetten, wäre unrentabel gewesen. Er gewann alle sieben Gruppe-Rennen, also die Rennen der höchsten Klasse, in Folge. Doch dann verlor er doch noch ein paar mal, und die Konkurrenz hoffte wieder. Das soll nun mit Andrasch Starke wieder anders werden. Heute in Hoppegarten (Beginn 14 Uhr) könnte es ein Gruppe-Erfolg mehr werden. Denn da steht die Berlin-Brandenburg-Trophy an, das höchstdotierte Rennen des Jahres. 105 000 Euro hat der Union-Klub für das Rennen ausgeschrieben. Schütz und Starke sind auch am Start. Mit dem fünfjährigen Hengst War Blade kämpfen sie um die 63 000 Euro Siegprämie.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false