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Sport: Das Herz allein reicht nicht

Volleyballer vergeben erste Olympia-Chance

Izmir - Die Angst war stärker als die Sehnsucht. Beim Turnier in Izmir wollten die deutschen Volleyball-Männer sich nach 36 Jahren erstmals wieder für die Olympischen Spiele qualifizieren, doch schon vor dem erhofften Halbfinale ereilte sie am Donnerstag der Knockout. „Die Jungs sind alle mit dem Herzen dabei, aber irgendetwas fehlt“, erklärte Bundestrainer Stelian Moculescu am Tag nach dem blamablen 0:3 (23:25, 15:25, 16:25) gegen Finnland, das den Anlauf nach Peking bereits in der Vorrunde jäh gestoppt hatte. Der 3:1-Sieg von Serbien am Abend gegen die sieglosen Gastgeber Türkei beendete in Gruppe B die letzten kleinen Hoffnungen der Deutschen. „Wir haben nicht die Spieler, die es in Krisensituationen herausreißen“, sagte Moculescu und fällte damit ein wenig optimistisches Urteil über sein Personal. Eine Chance bleibt Deutschland noch: Mit einem Sieg beim Viererturnier vom 23. bis 25. Mai in Düsseldorf kann die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking doch noch geschafft werden.

Obwohl sich die deutschen Männer in den vergangenen Jahren stark verbesserten und bei den letzten großen Turnieren WM (Platz 9) und EM (Platz 5) mit verheißungsvollen Leistungen vorgestellt haben, bleibt es dabei: In der Stunde, in der es auf alles ankommt, scheitern die Akteure an den eigenen Nerven und wirken förmlich blockiert. Gegen Finnland boten die deutschen Männer eine erschreckend schwache Vorstellung und zauderten wie in längst überwunden geglaubten Zeiten. Allein sieben vergebene Aufschläge im ersten Satz waren ein Beleg für die Schwäche der Deutschen, dazu kamen ungewohnte Wackler in der Annahme, und im Angriff fehlte jegliche Durchschlagskraft.

Die Vorstellung seiner Spieler machte auch Stelian Moculescu ratlos. Er sprach nach Spielschluss von einer „never ending story“ und sagte: „Immer wenn du denkst, jetzt hast du die Jungs so weit, kommt solch ein Rückschlag. Ich habe keine Erklärung dafür.“ Dabei sind die routinierten Leistungsträger Jochen Schöps (Russland), Stefan Hübner (Italien), Björn Andrae (Polen) oder Simon Tischer (Griechenland) längst in den großen europäischen Ligen am Ball.

Moculescu, der bei einem Verpassen der Olympischen Spiele kaum als Bundestrainer weitermachen wird, ist nicht mehr sicher, bis zum Mai diesen Mangel beheben zu können. „Anscheinend besteht diese Gefahr“, sagte der 58 Jahre alte Rumäne auch im Hinblick auf das Heimturnier. Dann ist auf jeden Fall wieder eine europäische Spitzenmannschaft der Kontrahent, dazu kommen zwei Teams von anderen Kontinenten.

Noch bevor der Tross des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) am Freitag von Izmir nach München zurückflog, hatte Moculescu seinen Spielern klare Vorgaben gegeben, um das große Ziel Peking doch noch erreichen zu können. „Ich habe ihnen gesagt, was sie im individuellen Bereich tun müssen“, berichtete der Bundestrainer, der die Olympia-Teilnahme nach dem Gewinn der Champions League mit Friedrichshafen als Höhepunkt seiner Trainer-Karriere erleben und danach wahrscheinlich aufhören möchte. Letzmals waren die deutschen Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München dabei.fex/dpa

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