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Sport: Das Kartenspiel

Wer Tickets für die Fußball-WM 2006 bestellen möchte, muss sich beeilen: Am Donnerstag wird ausgelost

Am kommenden Donnerstag endet die erste Verkaufsphase für Eintrittskarten der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Der Tagesspiegel beantwortet noch einmal die wichtigsten Fragen zu den Tickets.

Wo können Karten bestellt werden?

Das Bestellformular können Fans auf der Internetseite www.fifaworldcup.com ausfüllen. Dabei müssen sie persönliche Daten angeben wie Name, Adresse und Ausweisnummer. Bezahlt wird per Kreditkarte des WM-Sponsors Mastercard oder Lastschriftverfahren. Wer kein Internet hat, kann ein dreiseitiges Formular ausfüllen und es an das WM-Ticketzentrum schicken. Das Formular ist erhältlich per Faxabruf unter: 0900-1585858. Das ausgefüllte Papier muss an folgende Adresse geschickt werden: Fifa World Cup Ticketing Center, 60583 Frankfurt am Main; per Fax: 01805-62 2006 9. An normalen Konzertkassen sind keine WM-Karten erhältlich.

Welche Probleme sind bisher aufgetreten?

Bisher nur kleine. Verbraucherschützer hatten beklagt, dass der Eindruck entstanden sei, man müsse seine Daten für die Sponsoren freigeben. Das musste der DFB ändern. Ansonsten ist Klaus-Peter Schulenberg, Chef der vermittelnden Kartenagentur CTS Eventim, „hoch zufrieden“. Auch Yahoo, das die Internetseite der Fifa stellt, zieht eine positive Bilanz. „Der Ansturm in den ersten 48 Stunden war enorm“, sagt Christian Muche, WM-Chef von Yahoo. „Jetzt wird er noch einmal intensiv ansteigen.“

Wie viele Tickets wurden bestellt?

An den Oster-Feiertagen soll die Vier-Millionen-Marke erreicht werden. „Der weitaus größte Teil der Bestellungen lief über das Internet ab“, berichtet Gerd Graus, der Sprecher des WM-Organisationskomitees. Für die erste Bestellphase, die am Donnerstag um 24 Uhr endet, stehen 812 000 Karten zur Verfügung. Dann wird ausgelost. Gewinner werden benachrichtigt, Verlierer nicht.

Wie funktioniert die Auslosung?

Am 15. April starten die WM-Organisatoren die Auslosung, sie wird von staatlichen Aufsichtsbeamten kontrolliert. Dabei werden die Karten für jedes der 64 WM-Spiele einzeln ausgelost. „Das wird sicherlich länger als 24 Stunden dauern“, sagt WM-Sprecher Graus. Öffentlich ist die Auslosung nicht.

Wie werden die Gewinner benachrichtigt?

Wer ausgelost wurde, bekommt etwa zwei Wochen nach der Verlosung eine Bestätigung per E-Mail oder Post. Dieses Schreiben ist die Quittung für die Karten, die kurz vor der WM verschickt werden. Erst dann wird auch feststehen, wo man im Stadion platziert wird.

Wann wird das Geld abgebucht?

Direkt nach der Auslosung wollen die Organisatoren das Eintrittsgeld von den Konten und Kreditkarten der Fans abbuchen. Wer sich im kommenden Monat im Soll befindet, sollte schnell sein Konto auffüllen. Wird die Buchung von der Bank abgelehnt, verfällt der Anspruch.

Wann gibt es weitere Verkaufsphasen?

Eine zweite Verkaufsphase wird es vom 1. Mai an geben, allerdings wird dann nicht gelost, sondern nach der Reihenfolge der eingehenden Bestellungen verkauft. „Da kann jede Sekunde zählen“, sagt WM-Sprecher Graus. Weitere Verkaufsphasen sind zum Jahreswechsel und von Mai 2006 an geplant. Viele Tickets wird es dann allerdings nicht mehr geben. Denn im Fanverkauf werden zunächst nur 913 000 von 3,4 Millionen Sitzplätzen angeboten. Die restlichen Karten gehen an Sponsoren, VIPs, Ehrengäste, Verbände und die so genannte Fifa-Familie. Horst R. Schmidt, der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, sagt: „Jedes nicht ausgeschöpfte Kontingent geht automatisch in den Verkauf.“ Schmidt rechnet schließlich mit mindestens 1,1 Millionen Karten im freien Verkauf.

Haben Reiseveranstalter Karten?

Nein. Trotzdem werben Firmen mit „WM-Paketen“ wie das Unternehmen Vietentours. Für 690 Euro ist eine Drei-Tages-Reise nach Berlin zu buchen, inklusive Hotel, Frühstück, Stadtrundfahrt und Transfer zum Stadion. Kleiner Hinweis: „In unseren Reisearrangements sind Eintrittskarten zu den Spielen nicht enthalten.“ Allerdings versuche man beim WM-Kartenkauf „behilflich“ zu sein. Der Preis könne dabei vom aufgedruckten offiziellen Ticketpreis stark abweichen, „da die Organisation nicht über direkte Bezugsquellen gewährleistet werden kann“. Was Vietentours damit meint, erklärt Vertriebsleiter Rainer Wenning so: „Wir kaufen WM-Karten von Zwischenhändlern, die diese von Sponsoren oder Fußballverbänden bekommen haben.“ Deshalb müsse man mit einem Preisaufschlag rechnen; statt 600 Euro für ein Finalticket könnten 2000 Euro verlangt werden. Wenning spricht nicht von einem Schwarzmarkt, sondern von einem „Graumarkt“. Andere große auf Sport spezialisierte Reiseveranstalter wie Dertour, Poppe-Reisen oder das DFB-Reisebüro sagen: „Wir halten uns an die Regeln.“ Sie werden Reisen in die WM-Städte anbieten, die Tickets aber müssen sich die Fans selbst organisieren.

Haben die deutschen Landesverbände WM-Karten?

Ja, oder besser: Sie sollten welche haben. Den Amateurfußballern wurden 389 000 Tickets versprochen. „Bislang haben wir aber keine gesehen“, klagt Dirk Brennecke, Geschäftsführer des Berliner Fußball-Verbandes. „Wir wissen ja nicht einmal, wie viele und wann wir welche erhalten sollen.“ Auch beim Westdeutschen Fußball-Verband heißt es: „Wir können unsere Fußballer nur vertrösten. Die sollen sich beim DFB melden – wir wissen bislang gar nichts.“ Hoffnung dürften sich ohnehin nur wenige machen: 6,3 Millionen Vereinsmitglieder sind beim DFB registriert.

Was machen die Sponsoren mit ihren Karten?

Die 21 Unternehmen erhalten 550 000 Karten. Viele werden als Mitarbeitermotivation oder an Geschäftskunden vergeben. Der Großteil wird allerdings verlost – oder einfach an das Organisationskomitee und somit in den Fanverkauf zurückgehen. Denn die offiziellen Sponsoren haben nur ein Vorkaufsrecht für die bis zu 25 000 Karten. Autosponsor Hyundai will alle Tickets in Anspruch nehmen, zwei Drittel davon aber wieder verschenken. In den Autofilialen werden im Spätsommer Gewinnspiel-Formulare ausliegen, ein Autokauf ist für die Verlosung „nicht zwingend“. McDonald’s wird allein in Deutschland 15 000 Karten verlosen, Yahoo will seinen Internetnutzern die Möglichkeit geben, ein Ticket zu gewinnen. Und Adidas will seinen 2500 Mitarbeitern in Deutschland wenigstens ein Spiel spendieren. Andere wie Flugzeugsponsor Fly Emirates zeigen dagegen wenig Interesse, das gesamte Kontingent aufzukaufen. Diese Karten würden dann in den Verkauf zurückfließen.

Gibt es andere Wege ins Stadion?

Ja. Zum Beispiel kann man sich ab Juni wieder als „Volunteer“, also Freiwilliger, bewerben: Die Arbeitsplätze befinden sich in den WM-Städten, mit etwas Glück im Stadion – und mit viel Pech dort in der Tiefgarage. 15 000 Volunteers werden gesucht. Wer lieber Balljunge werden will, muss sich bei WM-Sponsor Coca-Cola melden. Noch näher an die Fußballer kommen die 1400 Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren bei der „McDonald’s Fußball-Eskorte“. Sie dürfen bei der WM an der Hand der Nationalspieler ins Stadion einlaufen.

Weitere Informationen im Internet:

www.tagesspiegel.de/wmtickets

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