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Sport: Das kleine Glück

Drei ehemalige Berliner Spitzen-Basketballer halten sich in der zweiten Regionalliga fit

Berlin - Stipo Papic holt Rebound um Rebound für das deutsche Team. Tommy Thorwarth hetzt den Aufbauspieler des Gegners übers Feld. Und Nachwuchsstar Edwin Ofori-Attah entlastet Dirk Nowitzki in der Offensive. So hätte es kommen können im August 2006 bei der Basketball-Weltmeisterschaft. Die Realität sieht anders aus.

Die drei ehemaligen Nachwuchsstars des deutschen Basketballs spielen in dieser Saison in der zweiten Regionalliga Ost. Ihr Verein nennt sich „Central Hoops Berlin“. Bundesliga und Nationalmannschaft sind in weite Ferne gerückt. Jeder der drei hat eine Leidensgeschichte hinter sich. Und ist doch nicht unglücklich mit dem gemeinsamen Regionalliga-Dasein.

Stipo Papic spielte 30 Mal für Deutschland, von 1997 bis 2002 wurde er sechs Mal Deutscher Meister mit Alba Berlin. Tommy Thorwarth war bei drei Titeln dabei, in der Finalserie 2001 gegen Bonn begeisterte er die Berliner Fans mit seiner unerbittlichen Verteidigung. Edwin Ofori-Attah ging 2003 von TuS Lichterfelde an eine amerikanische Highschool. Dort erzielte er 71 Punkte in einem Spiel, brach Michael Jordans Punkterekord des Staates North Carolina, den „Tagesthemen“ war das einen Bericht wert, Titel: „Auf Nowitzkis Spuren“. Und jetzt?

Jetzt sind alle zurück in Berlin, in der zweiten Regionalliga spielen sie gegen Vereine wie BG Bitterfeld-Sandersdorf-Wolfen 06 oder BBC White Devils Cottbus; zwei Trainingseinheiten pro Woche müssen reichen. „Früher sind wir bei TuS Lichterfelde nach dem Training ins Auto gestiegen, um zum nächsten Training zu fahren“, sagt Papic, „aber die Zeiten sind vorbei.“ Es scheint ihn nicht zu stören, sein Architekturstudium hat Priorität. „Das ist das, was ich schon immer machen wollte“, sagt der 27-Jährige.

Nach der sechsten Meisterschaft gab ihn Alba 2002 nach Frankfurt ab, später wechselte er nach Köln. Dort entzündete sich nach einer Virusinfektion sein Herzmuskel. Nach sechs Wochen Pause stieg er wieder ins Training ein. Zu früh, wie er heute weiß. „Ich hätte mir früher mehr Ruhe gönnen sollen“, sagt Papic. Nach einem Rückfall verlängerte Köln seinen Vertrag nach der Saison 2004 nicht. Die Ärzte verboten ihm alles, was seinen Puls beschleunigen könnte. „Ich sollte nicht einmal Treppen steigen“, erzählt Papic. Dabei war sein Markenzeichen die unbändige Kraft unter dem Korb, die Wucht seiner Dunkings.

Tommy Thorwarth, 26, ist es ähnlich ergangen. Alba lieh ihn 2002 zum Mitteldeutschen BC aus, danach war er vom Pech verfolgt: Patellasehnenriss, Knieoperation, Bakterieninfektion im Gelenk, noch eine Operation, keine Besserung. Ein Comeback bei Alba scheiterte. „Sechs Mal bin ich in einem Jahr operiert worden“, sagt Thorwarth, „dreieinhalb Jahre habe ich nicht gespielt.“ Erst in der vergangenen Saison fing er wieder mit Basketball an, als „Ausgleichssport“ zu seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten.

Edwin Ofori-Attah ist mit 21 Jahren jünger als seine beiden Mitspieler, vielleicht schafft er noch einmal den Sprung in den Profi-Basketball. Im Moment muss er erst wieder fit werden. In der Regionalliga in Karlsruhe verletzte er sich am Knie, vorher war er weder in der zweiten Bundesliga in Würzburg noch während einer Saison auf einem US-College glücklich geworden. Bei Central Hoops leistet er gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr ab. „Hier im Verein kenne ich die Leute, die wollen mir helfen“, sagt Ofori-Attah.

Mittwochabend, Central Hoops unterliegt im Training dem Zweitligateam von TuS Lichterfelde: Doch Edwin Ofori-Attah blockt seinen Gegenspieler beim Dunking. Thorwarth klebt an TuSLis Nachwuchsstar Kevin Schaffartzik wie eine Klette. Papic schiebt Fast-Nationalspieler Björn Schoo durch die Zone und dunkt krachend über Junioren-Nationalcenter Phillipp Heyden. Als sie zur Auszeit zur Bank kommen, sehen alle drei erschöpft aus. Und zufrieden.

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