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Sport: Das Medaillenpuzzle

Rechtzeitig zur Weltmeisterschaft in Oberhof nähern sich die deutschen Biathleten ihrer Bestform

Berlin. Neuschnee, Sulz, Schlamm, „wir haben alles durch“, sagt Frank Ullrich. Der Bundestrainer der deutschen Biathleten meint die Verhältnisse bei Wettkämpfen, mit denen die Sportler fertig werden mussten. Und nicht nur sie. Auch die beiden Techniker, die neu zum Team stießen, und für Skiauswahl, Schleifen und Wachsen der Ski zuständig sind, standen diesen Winter immer wieder vor Herausforderungen. Ihre Unerfahrenheit mit Spitzenathleten bekamen auch die deutschen Männer zu spüren. Etwa beim Weltcup in Ruhpolding vor zehn Tagen, wo es Materialprobleme gab und die Deutschen bis auf Ricco Groß hinterherliefen.

Doch die Techniker haben gelernt, die Athleten auch. Prompt zeigten die Deutschen in Antholz beim letzten Weltcuprennen vor der WM in Oberhof (6. bis 15. Februar) ihre beste Saisonleistung. Ricco Groß lief dreimal auf Rang drei, Sven Fischer holte den ersten Saisonsieg des deutschen Teams in einem Einzelrennen, Michael Greis, der Aufsteiger der letzten Monate, steuerte einen vierten Platz bei. Mit den Tagen von Antholz haben sich die Verhältnisse geändert: Die deutschen Männer, die mit Ausnahme von Groß vor allem durch hintere Ränge aufgefallen waren, sind vorne dabei. Bei den Frauen hingegen lief in Südtirol erstmals keine Deutsche unter die ersten drei. Zuvor hatten Uschi Disl und Martina Glagow je ein Weltcuprennen gewonnen. In 15 Einzelrennen kamen die Deutschen in diesem Winter 32- mal unter die besten sieben Läuferinnen, 13- mal davon unter die ersten drei. „Noch mehr Podestplätze“ hätte sich Bundestrainer Uwe Müßiggang gewünscht. Im Trainingslager in Ridnaun in Südtirol lässt er deshalb vor allem „ruhig schießen“ üben. Und zwar ohne Windböen. Beim Massenstartrennen von Antholz stürmte es so, dass die deutschen Frauen 42 von 120 Scheiben verpassten.

Sieben Läuferinnen werden bei der WM dabei sein, pro Rennen dürfen vier eingesetzt werden. Besonders für Andrea Henkel, Olympiasiegerin von Salt Lake City, geht es um viel. Nach Weihnachten fiel sie wie Katja Beer wegen einer Virusgrippe aus. „Wir müssen sehen, ob sie Anschluss findet. Momentan sieht es schwierig aus“, sagt Müßiggang. Dass Henkel bei der WM gar nicht zum Einsatz kommt, schließt er nicht aus. Eine andere Olympiasiegerin von 2002 hat sich hingegen wieder herangearbeitet: Kati Wilhelm, nur zu Saisonbeginn einmal Zweite, ließ in Antholz zwei Wettkämpfe aus und trainierte stattdessen allein in der Loipe. Am Sonntag war sie im Massenstartrennen als Zwölfte zweitbeste Deutsche.

Bei den Männern ist vor allem der Einsatz des zehnmaligen Weltmeisters Frank Luck fraglich, der völlig außer Form ist. Doch selbst Thomas Pfüller, der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, glaubt, dass der 36-Jährige „wegen seiner Erfahrung immer ein Gewinn ist, wenn er sich jetzt zielstrebig vorbereitet“. Pfüller hatte Ullrich im vergangenen Jahr vorgeworfen, zu sehr auf ältere Athleten zu setzen und den Jungen keine Chance zu geben. „Es gab harte Gespräche“, erinnert sich Pfüller, mittlerweile habe sich mit Andreas Birnbacher ein Nachwuchsläufer etabliert. Die Probleme scheinen ausgestanden. Jetzt fehlen nur noch die Medaillen. „Eine Staffel- und eine Einzelmedaille wären optimal“, sagt Ullrich, „es kann aber auch sein, dass wir gar keine Medaille holen.“ Und daran wären nicht die Techniker schuld.

Helen Ruwald

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