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Sport: Das Rätsel vom Rhein

Vor dem Gastspiel von Alba Berlin denken die Basketballer von Rhein Energie Cologne über sich selber nach

Köln . Sie versuchten alles, um zu erklären, was nicht erklärbar ist. Michael Mronz, Geschäftsführer des Basketball-Bundesligisten Rhein Energie Cologne, und sein Trainer Stephan Baeck hatten zum Pressegespräch gerufen. Am Sonntag um 15 Uhr (live im DSF) empfängt der Vizemeister den Titelträger Alba Berlin erstmals in der Kölnarena. Mronz erwartet rund 16 000 Zuschauer. Das wäre ein Saisonrekord in der Liga. Darüber wollte man reden. Aber dann ging es doch nur um die vergangene Partie gegen die Bayer Giants Leverkusen vor einer Woche.

Köln hatte mit 51:88 die höchste Niederlage der Klubgeschichte kassiert und sich gegen die junge Mannschaft des Tabellenachten ohne Kampf der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Spieler hatten sich auf dem Parkett angeschrien, hatten sich abgewendet, wenn ihr Trainer sie anbrüllte. Trotzdem sagte Mronz, dass es „keine Disharmonien in der Mannschaft gibt“. Außerdem betonte er, dass es „kein Problem zwischen dem Team und dem Trainer gibt“. Das Training in letzter Zeit sei auch sehr intensiv gewesen, ergänzte Baeck. Motiviert sei das Team auch gewesen. „Schließlich war das ein Derby, und das Hinspiel haben wir in der Kölnarena vor zehntausend Zuschauern mit einem Punkt verloren.“ Aber wieso dann diese hohe Niederlage, fragten die Journalisten verzweifelt. Und es sei ja nicht der erste Aussetzer gewesen.

Mronz und Baeck können es nicht erklären. Genauso kann man fragen, warum Bayer Leverkusen, Finalist der Champions League, in der Fußball-Bundesliga auf einem Abstiegsplatz steht. Niemand weiß es. Darum gehen die Menschen zum Sport. Weil sie vorher nicht wissen, wie es ausgeht. Die Demontage von Rhein Energie gegen Bayer war der Tiefpunkt einer Reihe von Niederlagen gegen schwächer besetzte Teams. Großartigen Siegen gegen den Tabellenzweiten Bonn, Berlin oder auch im internationalen Wettbewerb folgten beschämende Auftritte gegen die sieben Teams, die in der Liga hinter Köln stehen. Danach gibt es immer die gleichen Lippenbekenntnisse. Wir dürfen keinen Gegner mehr unterschätzen, heißt es aus der Mannschaft. Wir müssen uns mehr konzentrieren, sagen die Menschen aus dem Umfeld. Wir müssen in jedem Training so hart arbeiten, wie wir im Spiel spielen wollen, sagt der Trainer. Und kurz darauf zeigt die launische Diva vom Rhein die nächste Pleite gegen eine mittelmäßige Mannschaft.

Trotz allem dürfe man nicht die Erfolge des Klubs vergessen, sagte Mronz. „Wir sind Dritter der Liga, stehen im Pokal im Top-Four und haben als einziges deutsches Team das Achtelfinale eines internationalen Wettbewerbs erreicht.“ Auch beim Tabellenführer Berlin nimmt man die Kölner ernst, die das Hinspiel in der Max-Schmeling-Halle 85:79 gewannen. „Köln ist weiter ein Konkurrent um den ersten Platz“, sagte Albas Trainer Emir Mutapcic. Baecks Meinung nach ist „die Bundesliga einfach stärker geworden“. Zudem gebe es in Köln viele Spieler, die früher bei Alba spielten und sich dort nicht durchsetzen konnten. Baeck wollte ausdrücken, dass sein Team nicht so spielstark ist, wie alle denken. „Wir sind keine Mannschaft von Schönspielern, sondern müssen uns unsere Siege hart erarbeiten.“

Gegen Berlin will sich Köln heute rehabilitieren. Die Mannschaft hat die Fans, die mit in Leverkusen waren, zur heutigen Partie eingeladen. Kapitän Sasa Obradovic verspricht ein ganz anderes Spiel. „Wir werden viel härter spielen, und wenn nötig auch härter foulen.“ Köln braucht einen Sieg, um in der Tabelle nicht abzufallen. Außerdem wäre nach einem erneuten Erfolg gegen den Meister im Umfeld wieder Ruhe. Zumindest bis die launische Diva wieder zuschlägt.

Sven Simon

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