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Sport: Das Versprechen

Herthas Stürmer Alex Alves zeigt beim 3:1 gegen Hansa Rostock, dass er es endlich ernst meint

Berlin. Mitten in der Berliner Kälte riss sich Alex Alves sein Trikot vom Leib. Er lief auf die Haupttribüne zu und posierte auf dem Rasen derart aufreizend, wie er es sonst allenfalls an der Copacabana tun würde. Von dem T-Shirt auf seiner Brust prangte ein Löwenkopf. Ein Bild mit Symbolik. Alex Alves hatte sich durch- und zugebissen. Es war die zehnte Minute, und der Brasilianer hatte soeben das 2:0 für Hertha BSC geschossen. Am Ende besiegten die Berliner im Olympiastadion den FC Hansa Rostock mit 3:1 (2:1) und kletterten in der Tabelle auf Rang sechs.

Nun ist es nicht so, dass Alves noch nie ein Tor für Hertha geschossen hätte. Das Bemerkenswerte an seinem Treffer gestern war, dass ihn eigentlich niemand auf der Rechnung hatte. Erst am Donnerstag war Alves im Uefa-Cup-Spiel gegen Apoel Nikosia auf die Schulter gefallen, die er sich erst vor zwei Monaten ausgekugelt hatte. Alves musste ins Krankenhaus, was seinen Einsatz gegen Rostock mehr als fraglich machte. Erst gestern früh war der Stürmer auf Trainer Huub Stevens zugegangen, um ihm mitzuteilen, dass er spielen könne. „Ich habe ihn am Sonnabend im Abschlusstraining geschont, um diese vage Hoffnung aufrechtzuerhalten“, sagte Stevens nach dem Spiel. „Alex hat heute die richtige Antwort gegeben.“

Es gab noch eine andere bemerkenswerte Äußerlichkeit. Alves war der einzige Berliner im kurzärmeligen Trikot. Der Brasilianer will endlich Zeichen setzen. Vor der Saison hatte er angekündigt, Berlin werde einen neuen Alves kennen lernen, einen, der will, der sich durchbeißt, einen, der mit Leidenschaft bei der Sache ist. Gegen Rostock löste er einen Teil seines Versprechens ein. Als Stevens den Stürmer in der 80. Minute auswechselte, standen nicht wenige Besucher auf. Sie taten das aus Anerkennung. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt entschieden. Und Alves hatte entscheidenden Anteil daran gehabt. Das frühe 1:0 durch Bart Goor hatte er mit einer Flanke vorbereitet, das zweite Tor selbst erzielt. Insgesamt schoss Alves fünfmal auf Hansas Tor. Ein guter Wert.

Weniger gut aus Berliner Sicht war der Umstand, dass es der Mannschaft nach der schnellen Führung nicht gelungen war, das Spiel zu dominieren. Hansas Anschlusstor durch Salou verunsicherte Hertha förmlich. „Man freut sich natürlich, wenn man gegen eine auswärtsstarke Mannschaft wie Rostock in Führung geht“, sagte Stevens später. „Aber wir haben es bis zur Halbzeitpause nicht verstanden, weiterhin Druck auszuüben.“ Zu verstehen war diese Aussage als leise Kritik an Herthas Mittelfeld. Stefan Beinlich führte diesmal Regie, weil der etatmäßige Stratege Marcelinho für dieses Spiel gesperrt war. Beinlich, der nach einer Stunde das dritte Tor durch Friedrich einleitete, bemühte sich nach Kräften, doch er wurde von seinen Kollegen im Mittelfeld wenig unterstützt. Einer von ihnen, der junge Thorben Marx, sagte hinterher: „Wir haben uns nach dem 2:0 zu sehr versteckt. Da hat vielleicht einer wie Marcelinho gefehlt.“ Als Antreiber überzeugte noch am ehesten Alves.

Am Samstag in Hannover wird Marcelinho wieder spielen können. Für seinen Landsmann Luizao ist es noch zu früh. Der soll heute wieder das Krankenhaus verlassen. Der Brasilianer hatte sich wie Alves im Spiel gegen Nikosia verletzt. Mit ihm könnte Luizao in zwei Wochen ein stürmendes Duo abgeben. Nach der Vorstellung von gestern dürfte Alex Alves gesetzt sein.

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