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Das Wort zum Spieltag: ZIRKUS

Früher, die Älteren erinnern sich, war das im Dezember so: Man ging zum Adventssingen in die Kirche, bestaunte die Krippe und ging noch mal zum Beichten. Besinnlich halt.

Früher, die Älteren erinnern sich, war das im Dezember so: Man ging zum Adventssingen in die Kirche, bestaunte die Krippe und ging noch mal zum Beichten. Besinnlich halt. Tempi passati. Heute muss vor Weihnachten Zirkus sein, der Zeitgeist verlangt das. Krasser die Glocken nie klingen. Bayern-Verteidiger Daniel van Buyten schießt den Ball so zielgenau auf die Stollen eines entgegengrätschenden Kölners, dass die Kugel danach noch so viel Luft hat wie Dirk Bach nach einem 400-Meter-Marsch. Gute Nummer, aber nur für Künstler. Marcus Berg, HSV, hätte das nicht geschafft. Bei dem wäre das Opfer nach einem Schuss geistig nur noch tauglich als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar“ gewesen. Berg hätte zielsicher den Kopf getroffen. Das weiß man, weil Berg schon seine eigene Nummer versemmelt hat: Schlüsselbeinbruch nach

einem Fallrückzieher! Bei Hertha kann das nicht passieren, da liefern eher gesetztere Herren mit unterhaltsamem Worttheater ihre Adventsshow. Manager, Trainer und Präsident beschuldigen sich gegenseitig der Lüge, großer Zirkus. Bleibt nur die Frage, wer wirklich gelogen hat. Vermutlich wird man es nie erfahren. Früher, ja früher, wäre die Lösung einfach gewesen. Da hätte man beim Adventssingen nur den Beichtstuhl beobachten müssen. Frank Bachner

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