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DAS SPIEL MEINES LEBENS: WALTER MEINEL: 03. 07. 1974, Deutschland – Polen 1:0 Das Not-Team von Walter Meinel

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius. Ich war damals Zugführer bei der Feuerwehr in Frankfurt und häufiger im Waldstadion im Einsatz.

Aufgezeichnet von Benjamin Apitius.

Ich war damals Zugführer bei der Feuerwehr in Frankfurt und häufiger im Waldstadion im Einsatz. Als ich mittags mit meiner 20-köpfigen Mannschaft am Frankfurter Stadion eintraf, waren wir bester Laune. An solchen Tagen hielt man sich für gewöhnlich nur diskret im Hintergrund. Doch dann begann es plötzlich zu regnen und ein heftiges Gewitter zog auf. Schon bald stand der ganze Platz unter Wasser. Es war ein Kreuz. Das Waldstadion wurde einst auf sandigem Waldboden errichtet. Erst zwei Jahre zuvor hatte man eine Lehmwanne als stabilisierende Schicht zwischen Rasentragfläche und Untergrund gezogen, damit das Spielfeld nicht umsonst gewässert und gedüngt wurde. Und genau diese Maßnahme ließ den Platz nun untergehen. Es regnete wie aus Kübeln. Und regnete. Und regnete. Das Gemurre der Fans wurde lauter, man befürchtete eine Spielabsage. Karl-Heinz Erdmann, damaliger Geschäftsführer der Stadion GmbH, schrie mich an: „Mein Gott, Walter, mach doch was! Lass dir was einfallen! Die machen mir sonst das Stadion kaputt.“ Doch was tun? Eine Vertiefung im Mittelkreis ausheben, damit das Regenwasser abläuft? Unmöglich. Schiedsrichter Erich Linemayr bog um die Ecke und knurrte: „Diese Partie werde ich unter keinen Umständen anpfeifen.“ Es waren chaotische Zustände. Die Pfützen waren mittlerweile gute zehn Zentimeter tief und es blieb keine Stunde bis zum Anpfiff. Ich rief meine Männer zusammen, und wir entwickelten einen Schlachtplan. Wir bauten mit Wasserstrahlpumpen einen eigenen Kreislauf und verwendeten unser Wasser als Treibmittel. Zwar verstopften mit der Zeit all unsere Pumpen – doch zumindest sank der Pegel auf dem Feld minütlich. Bald setzte der Regen aus. Linemayr watete ein letztes Mal über den Platz und pfiff die Partie mit 30-minütiger Verspätung an. Wir hatten das Unmögliche tatsächlich geschafft! Und als dann Gerd Müller zur Führung traf, hatten alle auch wieder gute Laune.

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