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Reine Leere. Nach der 0:2–Niederlage bei Schalke herrschte Ernüchterung bei Bayern München und Mario Gomez. Foto: dapd

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Sport: Dauerauftrag gekündigt

Bayern München verabschiedet sich ungewohnt früh aus dem Kampf um die Meisterschaft

Wie schön, dass den Bayern mit den Chancen auf die Meisterschaft die Fantasie nicht abhanden gekommen ist, wenigstens einem von ihnen nicht. Noch sei es nicht so weit, sich von der Titelverteidigung endgültig zu verabschieden, befand der Münchner Kapitän Mark van Bommel, „ich denke, dass wir immer in der Lage sind, eine Serie von zehn, fünfzehn, vielleicht zwanzig Spielen hinzulegen“. Eine derartige, extrem unwahrscheinliche Serie brauchen die Bayern nach der 0:2-Niederlage in Schalke auch, um in der Bundesliga noch einmal in den Kampf um den Titel eingreifen zu können.

Trainer Louis van Gaal richtet sein Augenmerk schon nicht mehr auf Borussia Dortmund. Dazu ist der Rückstand auf den Spitzenreiter zu groß. So groß, dass Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger den BVB „Lichtjahre entfernt“ sieht. Seine Einlassung trug fast die Züge einer Glückwunschadresse. „Wenn die Dortmunder so weitermachen, sind sie verdienter Meister“, sagte Nerlinger.

Dass die Bayern schon nach 15 Spieltagen von ihrem Saisonziel abrücken müssen, ist ungewöhnlich für die Münchner, die die Meisterschaft als Dauerauftrag verstehen. Als aktueller Siebter der Bundesliga stehen sie nur für gehobenes Mittelmaß, im Punktestand vereint mit Hoffenheim und Frankfurt. Sie schicken sich an, in eine Art Hoffnungslauf oder Trostrunde zu starten. Und selbst das dürfte schwer genug werden, wenn die Abwehr so anfällig bleibt und der Angriff so schludrig im Abschluss.

Er könne die Chancen leider nicht selbst verwerten, sagte van Gaal, „das müssen die Spieler schon selbst machen“. Bis zu Brenos verhängnisvoller Rutschpartie hatte nichts auf einen Sieg der Schalker hingedeutet, doch Schweinsteiger und Franck Ribéry, Mario Gomez und Toni Kroos sahen sich außerstande, gute, bessere und beste Chancen zu nutzen, wobei erschwerend hinzukam, dass Manuel Neuer im Schalker Tor stand.

„Wir hätten 2:0 oder 3:0 führen müssen“, sagte van Bommel, der erstmals wieder von Beginn an spielte. „Aber das ist keine Erklärung dafür, dass wir nach dem ersten Gegentor nicht mehr dagegengehalten haben.“ Je länger die Bayern unter ihren Möglichkeiten bleiben, je länger sie die Gegner mit ihren Fehlern im Spiel halten, desto mehr schwindet der Respekt der Konkurrenten. Vor allem die Heimmannschaften verspüren derzeit nicht mehr diese Ehrfurcht vor den Bayern, die sonst oft in lähmende Angst ausgeartet ist. Nicht einmal die Schalker ließen sich einschüchtern, obwohl sie zuletzt 0:5 in Kaiserslautern untergegangen waren und sich von den mentalen Folgen dieses Debakels erst im Laufe der Partie zu befreien vermochten. Doch bezeichnend war: Als Tabellenfünfzehnter zeigte Schalke weniger Angst vor den Bayern als im Frühjahr als Meisterschaftskandidat.

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