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Sport: Daviscup-Verweigerer scheitert auch in Miami und will sich nun untersuchen lassen

Der beste deutsche Tennisspieler wandelt zurzeit nur noch als Schatten seiner selbst über den Court. Wie vor zwei Wochen bei der Masters-Premiere in der kalifornischen Wüstenstadt Indian Wells war Nicolas Kiefer auch in Miami beim zweiten Turnier dieser Serie nach dem Auftaktmatch mit seinem Latein am Ende.

Der beste deutsche Tennisspieler wandelt zurzeit nur noch als Schatten seiner selbst über den Court. Wie vor zwei Wochen bei der Masters-Premiere in der kalifornischen Wüstenstadt Indian Wells war Nicolas Kiefer auch in Miami beim zweiten Turnier dieser Serie nach dem Auftaktmatch mit seinem Latein am Ende. Die 4:6, 4:6-Niederlage vom Sonnabend gegen den Weltranglisten-Vierundvierzigsten Richard Fromberg aus Australien liest sich zwar etwas besser als das 1:6, 4:6 gegen Fabrice Santoro (Frankreich). Doch bei beiden Vorstellungen bot sich das gleiche Bild: Der als Nummer vier gesetzte Fünftplatzierte des "Champions Race" spielte ohne Selbstvertrauen, Aggressivität und Leidenschaft. Er wirkte müde und ausgebrannt. Das Einzige, was in Florida wieder erwachte, war sein Kampfeswillen. Doch das allein reichte nicht, um den gleichen Weg wie Thomas Haas einzuschlagen.

Während der Hamburger nach seinem 6:2, 6:1-Sieg gegen Mardy Fish (USA) als einziger Deutscher noch im Turnier verblieben war und am Sonntag nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe in der dritten Runde den australischen Shooting-Star Lleyton Hewitt herausforderte, befand sich Nicolas Kiefer bereits auf dem Heimflug. "Zu Wochenbeginn", sagte die deutsche Nummer eins, "werde ich mich zu Hause noch einmal einer gründlichen Untersuchung unterziehen. Ich fühle mich noch nicht hundertprozentig fit." Seinen Körper habe er bei seinen vielen erfolgreichen Turnierspielen im vorigen Jahr wohl etwas überfordert. Eine andere Erklärung für seine energielosen Auftritte in den USA könne es nicht geben.

Dass mit seinem Innenleben etwas nicht in Ordnung ist, hatten die vor Indian Wells bestimmten Blutwerte bewiesen. Eine genaue Diagnose konnten die Ärzte aber bislang nicht stellen. Auch eine mehrtägige Bettruhe machte Nicolas Kiefer nicht gesund. "Als ich in den ersten Tagen den Schläger in die Hand nahm, konnte ich ihn keine fünfzehn Minuten halten, dann war ich total ausgepowert", erzählte Kiefer von seinem Krankheitsbild, der nun Spieler wie Andre Agassi, Pete Sampras oder Alex Corretja verstehen kann, wenn diese eine körperliche Schwächephase haben. Da die Belastungen durch die neue Turnierserie zunehmen, werde die Ausfallrate wegen gesundheitlicher Probleme weiter ansteigen, prophezeite der 22-jährige Niedersache.

Der Weltranglistenerste Andre Agassi aus den USA zeigte sich vor den Augen seiner Freundin Steffi Graf auch wieder von seiner besseren Seite. Die Deutsche war zuvor als erste Spielerin in die "Hall of Fame" von Key Biscayne aufgenommen worden. 14 Tage nach seinem Ausscheiden im ersten Match in Indian Wells setzte sich der Amerikaner mit 6:2, 6:3 souverän gegen den weltbesten Junior, seinen Landsmann Andy Roddick (USA), durch.

Von den Favoriten des mit 5,7 Millionen Dollar dotierten Wettbewerbs haben sich neben Kiefer nur noch die verletzte Mary Pierce (Frankreich) und Alex Corretja verabschiedet. Der Spanier, der vor sechs Tagen mit seinem Turniersieg beim ersten Masters ein verheißungsvolles Comeback gefeiert hatte, unterlag Jiri Novak (Tschechien) 7:6 (7:4), 1:6, 1:6. "Ich habe gut gespielt, doch mein Gegner war heute einfach besser", sagte Corretja, der nach seinem Glanzjahr 1998 viele Monate völlig von der Rolle war. "Ich hoffe, mir passiert das nicht auch", meinte dazu Nicolas Kiefer, der mit dem Spanier befreundet ist und der sich nach seiner definitiven Absage das Daviscup-Viertelfinale gegen Australien im Fernsehen ansehen will. Ansonsten denkt er nur daran, hart zu trainieren und fit zu werden. Denn in drei Wochen beim dritten Masters in Monte Carlo möchte er wieder aus seinem Schatten treten.

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