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Reife Leistung. Karl Geiger hat bei der Tournee überzeugt.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Dawid Kubacki gewinnt die Vierschanzentournee: Karl Geiger springt stark, der Segelflieger besser

Beim letzten Springen in Bischofshofen zeigt der DSV-Springer nochmal eine tolle Show – zum König krönt sich aber Dawid Kubacki.

Natürlich hatte Karl Geiger vor dem großen Finale der 68. Vierschanzentournee noch insgeheim vom Gesamtsieg geträumt. Doch als er schließlich am Montagabend in Bischofshofen als Gesamt-Dritter des Skisprung-Grand-Slams feststand, gratulierte er als einer der Ersten fair dem Überraschung-Triumphator Dawid Kubacki.

Der 29 Jahre alte Pole fiel überglücklich in den Schnee, nachdem er sich mit einer Gala-Vorstellung zum König der Flieger gekrönt hatte. Dann trugen ihn seine Teamkollegen auf den Schultern durchs Stadion. Und Karl Geiger genoss mit einem zufriedenen Lächeln seinen Platz auf dem Siegerpodest neben Kubacki.

Die Besten. Sieger Dawid Kubacki (M.), der Gesamtzweite Marius Lindvik (r.) und Karl Geiger, der bei der 68. Tournee auf Platz drei landet.
Die Besten. Sieger Dawid Kubacki (M.), der Gesamtzweite Marius Lindvik (r.) und Karl Geiger, der bei der 68. Tournee auf Platz drei landet.

© Daniel Karmann/dpa

„Ich bin sehr glücklich über meine schönste Tournee. Ich war noch nie so gut“, bilanzierte Geiger. Verflogen war in diesem Moment der Ärger über den einzigen verpatzten Wettkampf-Sprung bei dieser Tournee in Innsbruck, der ihm alle Chancen auf den erhofften ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 18 Jahren gekostet hatte: „So ist das im Skispringen: Ein nicht so guter Sprung bei nicht perfekten Bedingungen und alles ist vorbei. Aber in Erinnerung bleiben wird mir vor allem mein Podestplatz daheim in Oberstdorf.“

Wie beim Auftaktspringen in der Heimat und in Garmisch-Partenkirchen landete der doppelte Team-Weltmeister von 2019 auch in der Tageswertung des Finalspringens von Bischofshofen auf Platz zwei. Dawid Kubacki siegte mit 9,9 Punkten Vorsprung vor Geiger.

Damit holte sich Kubacki mit 1131,6 Zählern letztendlich ungefährdet den Tournee-Gesamtsieg vor dem norwegischen Himmelsstürmer Marius Lindvik (1111,0) und Geiger (1108,4). Der Lohn: Ein goldener Adler und 20.000 Schweizer Franken Preisgeld.

„Man kann Dawid nur gratulieren. Er war der beste Springer beim Finale und hat das nervlich super hinbekommen. Vielleicht haben wir ihn in den letzten Jahren zu gut trainiert“, sagte Stefan Horngacher mit einem Lächeln. Der Bundestrainer von heute hatte als polnischer Cheftrainer in den letzten drei Jahren die Grundlage für Kubackis Aufstieg gelegt.

Dawid Kubacki tritt aus dem Schatten von Kamil Stoch

2019 wurde der sprungkräftige Flieger schon Weltmeister, mit dem Tourneesieg trat er endgültig aus dem Schatten seines erfolgreichen Teamkollegen Kamil Stoch (Tourneesieger von 2017 und 2018). Auch in der Freizeit dreht sich bei Kubacki übrigens alles ums Fliegen: Er hat einige ferngesteuerte Helikopter und besitzt eine Segelflieger-Lizenz.

„Dieser Sieg ist einfach ein Traum. Natürlich war ich nervös, aber ich bin immer bei mir geblieben und habe eine der besten Leistungen meiner Karriere gezeigt“, sagte Kubacki. Bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg war er noch auf Rang 47 abgestürzt, doch mit Beginn des Skisprung-Grand-Slams war er plötzlich da. Nach Rang drei bei den deutschen Tourneespringen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen holte er sich mit Platz zwei in Innsbruck die Führung in der Gesamtwertung. Und behielt beim großen Finale die Nerven.

Der letzte Sprung. Ein paar Sekunden später gewinnt Kubacki die Vierschanzentournee 2020.
Der letzte Sprung. Ein paar Sekunden später gewinnt Kubacki die Vierschanzentournee 2020.

© Lisi Niesner/Reuters

15.000 Zuschauer erlebten in Bischofshofen eine der spannendsten Tournee-Entscheidungen der Historie. Nur umgerechnet gut 7,50 Meter trennten die besten Vier der Gesamtwertung vor dem Finalspringen. Kubacki sorgte gleich im ersten Durchgang für die Vorentscheidung, als er auf einen starken 140-Meter-Flug von Geiger mit der Tages-Bestweite von 143 Metern antwortete. Auch im Final-Durchgang war er mit 140,5 Metern der Topflieger und deshalb auch ein verdienter Gesamtsieger.

Der deutsche Chefcoach Horngacher war trotz des verpassten Triumphs zufrieden, auch wenn die deutsche Bilanz mit Ausnahme des Vorfliegers nicht berauschend war. Team-Weltmeister Stephan Leyhe schaffte es als Zehnter der Gesamtwertung immerhin noch in die Top Ten.

„Karl ist eine Supertournee gesprungen. Das Niveau war extrem hoch und der dritte Platz ist ein toller Erfolg. Irgendwann wir der Karl auch ganz oben ankommen“, sagte Horngacher. Vielleicht ja im Gesamtweltcup: Dort liegt Karl Geiger als Zweiter im Gesamtweltcup nur noch 25 Punkte hinter dem entthronten Tournee-Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi aus Japan.

Erik Otto

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