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Sport: Demis Nikolaidis, Popstar Griechenlands Stürmer geht seltsame Wege

Die Chance war da, und er hat sie genutzt. Fast so wie auf dem Platz.

Die Chance war da, und er hat sie genutzt. Fast so wie auf dem Platz. Vor zwei Wochen hat Demis Nikolaidis an der Spitze mehrerer Investoren die Aktienmehrheit an dem hoch verschuldeten Erstligaklub AEK Athen übernommen. Schon als Kind hatte er für den Klub geschwärmt. Weil nur AEK als Klub der Unterprivilegierten zu seinem Charakter passe, lehnte der 1973 in Gießen als Kind von Gastarbeitern geborene Stürmer 1996 ein vielfach höher dotiertes Angebot von Olympiakos Piräus ab.

In den folgenden sieben Jahren erzielte er 161 Tore für AEK. 2002 verloste Nikolaidis wegen der horrenden Preise 300 Karten für ein Spiel gegen Real Madrid unter den Fans. Seit er im vergangenen Jahr den griechischen Popstar Despina Vandi heiratete, wird das schillernde Ehepaar oft mit David Beckham und dessen Frau Victoria verglichen. Doch im Jahr der Hochzeit musste Nikolaidis seinen Traumverein verlassen. Als er für sich und die Mannschaft ausstehende Zahlungen einforderte, soll der damalige Präsident gedroht haben, ihm die Beine zu brechen. Nikolaidis trat in den Streik und wechselte dann zu Atletico Madrid. Sein Vereins- und Nationalmannschaftskollege Vassilios Tsartas streikte mit, blieb aber in Athen. Jetzt stehen die beiden Rebellen von einst auf verschiedenen Seiten. Tsartas beschuldigt Nikolaidis, moralischer Urheber eines tätlichen Angriffs von 200 Hooligans auf Athener Spieler zu sein.

Für die Zeit der Europameisterschaft wurde dieses Thema aber zum Tabu erklärt. Denn Außenseiter Griechenland hofft vor allem auf seinen Stürmerstar, dem in Madrid gerade einmal sechs Saisontreffer gelangen. Der nur 1,74 Meter große Nikolaidis gehört zur aussterbenden Gattung der reinen Strafraumstürmer. Er erkennt eine Möglichkeit im Moment ihrer Entstehung und nutzt sie dann auch auf engstem Raum. So hat der schmächtige und trotzdem zweikampfstarke Mann 17 Tore in 51 Länderspielen erzielt. In der EM-Qualifikation gab ihm Nationaltrainer Otto Rehhagel zunächst keinen Stammplatz – dennoch erzielte der Stürmer drei Tore. Rehhagel berief Nikolaidis in den EM-Kader, obwohl er noch an der Wade verletzt und vielleicht erst im Laufe des Turniers einsatzfähig ist.

Bis zur Fußball-EM stellen wir aus jeder Mannschaft einen Spieler vor, dem wir eine entscheidende Rolle zutrauen. Morgen: Ruben Baraja, Spanien.

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