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Sport: Den Berlinern fehlt geeigneter Ersatz

Ein Zuschauer auf der Tribüne im Oberhausener Stadion Niederrhein, anhand seines lila-weißen Schals unschwer als Anhänger der Gästemannschaft auszumachen, hörte sich seelenruhig die vom Stadionsprecher verlesene Aufstellung an. Nachdem auch der letzte Reservist von Tennis Borussia genannt worden war, tat der Fan lauthals Bedenken kund.

Von Karsten Doneck, dpa

Ein Zuschauer auf der Tribüne im Oberhausener Stadion Niederrhein, anhand seines lila-weißen Schals unschwer als Anhänger der Gästemannschaft auszumachen, hörte sich seelenruhig die vom Stadionsprecher verlesene Aufstellung an. Nachdem auch der letzte Reservist von Tennis Borussia genannt worden war, tat der Fan lauthals Bedenken kund. "Das ist", so meinte er, "eine Ersatzbank, da kannst du ja als Trainer ruhigen Gewissens gar nicht auswechseln." Namen wie Manuel Benthin oder Tonci Boban, die beim 0:3-Desaster zuletzt in Oberhausen bei TeBe auf dem Aufstellungsbogen auftauchten, haben in der Tat im deutschen Profifußball bisher kein Gewicht. Aber TeBe-Trainer Winfried Schäfer muss derzeit auf Spieler aus der Amateurelf zurückgreifen, weil ihm durch Sperren, Verletzungen und Suspendierungen das Personal knapp geworden wird. Ob die Borussen mit solch unerfahrenen Kräften den Schlussspurt in der Zweiten Bundesliga zu einem erfolgreichen Ende führen können?

Die Personallage bei TeBe entspannt sich auch vor dem Duell heute (19 Uhr, Mommsenstadion) gegen die SpVgg. Greuther Fürth nicht. Suchoparek, Brinkmann und Rösler sind gesperrt, sie dürfen allesamt erst wieder im darauf folgenden Spiel gegen die Stuttgarter Kickers ran. Copado und Akrapovic bleiben weiterhin suspendiert, und Melzig hat noch Trainingsrückstand. "Wir brauchen ja nicht unbedingt das volle Kontingent für die Bank auszuschöpfen", sagt Schäfer vorbeugend, falls er gegen Fürth keinen kompletten Kader mehr zusammen bekommt. Kein Bankgeheimnis: Der Deutsche Fußball-Bund genehmigt zu den elf Spielern noch bis zu sieben Reservisten, Ersatztorwart inklusive.

Kritiker meldeten sich zu Wort, die da behaupten, TeBe habe ohne Not den Kader zu früh und zu kräftig durchgesiebt. Von Spielern wie Dermech, Frigard, Raickovic, Can und Kocak hat sich der Verein während der Saison getrennt. Gerade die Wechsel von Can und Kocak in die Türkei bleiben fragwürdig. Beide wurden früher von Schäfer stets als "große Talente" gepriesen. Der TeBe-Trainer vollzog jedoch einen Sinneswandel. "Can und Kocak haben uns nicht geholfen, damals nicht - und sie würden das auch heute nicht tun", behauptet Schäfer inzwischen. Can und Kocak besetzten bei TeBe übrigens meist die Außenbahnen im Mittelfeld. Zuletzt waren dort Brinkmann und Sakiri erste Wahl. Nach dem 0:3 in Oberhausen konstatierte Schäfer: "Beide Flügel, beide Spitzen - das war eine Katastrophe."

Gegen Greuther Fürth werden nun wieder Spieler wie Manuel Benthin oder Enrico Kern die Bank drücken. Eventuell kehrt auch Mike Lünsmann in den engeren Kreis zurück. "Er ist vor dem Tor sicherer geworden", bescheinigt Schäfer dem Stürmer.

Spieler wie Boban, Benthin, Taljevic oder Kern besitzen gewiss ein Riesenpotenzial. Sie bei einer 2:0- oder 3:0-Führung einzuwechseln, dürfte kein Risiko sein. Aber wann strebt TeBe denn schon mal einem so lockeren Sieg entgegen? Sie, wie geschehen, bei einem Rückstand als Joker zu ziehen, führte bislang noch nie zum besseren Ergebnis, dient auch kaum dazu, dass die Nachwuchsspieler an Selbstbewusstsein zulegen.

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