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Er lebt Snooker. Pawel Leyk trainiert jeden Tag mindestens zwei Stunden. Foto: Davids

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Sport: Den Sheriff geärgert

Das 13 Jahre alte Snooker-Talent Pawel Leyk offenbart bei den German Masters sein Potenzial

Berlin - Bevor Pawel Leyk am Mittwoch ins Tempodrom fuhr, schaute er sich seinen Gegner noch schnell auf Youtube an. „Damit ich hinterher nicht zu enttäuscht bin, dass ich fünf zu null verloren habe“, sagte er, beeindruckt von Anthony Hamilton, einem Snookerprofi, der mehrmals unter den besten 16 Spielern der Welt stand. Dass der 13 Jahre alte Schüler bei den German Masters antreten würde, hatte sich erst kurz zuvor ergeben. Wegen seiner außergewöhnlichen Trainingsleistungen hatte er eine Wildcard von der World Snooker Association erhalten.

Berliner Ausnahmetalent gegen Britischen Profi, das war also die Ausgangssituation an Tisch 2: Leyks pessimistische Einschätzung allerdings erfüllte sich nicht ganz. Er verlor zwar am Ende deutlich, aber nur mit 1:5 Frames, den Sätzen des Snookers. Und in seinem erfolgreichen Frame zeigte er, welche Fähigkeiten er mit seinen 13 Jahren schon hat.

Brillante Stöße mit dem Queue aber blieben zunächst aus. Während die Spieler an den übrigen vier Tischen bereits zwei Frames gespielt hatten, stockte das Duell im ersten der mindestens fünf Frames. Leyk wirkte nervös und nahm sich vor den Stößen nicht genügend Zeit. Trotzdem schaffte er es immer wieder, die weiße Kugel so zu platzieren, dass Hamilton die anderen nicht direkt einlochen konnte. Dem Briten missfiel das so sehr, dass er zeigte, warum er den Spitznamen „Sheriff of Nottingham“ trägt. Als sich Leyk nach einem Stoß locker neben den Tisch stellte, wies er ihn an, sich doch bitte auf seinen Stuhl zu setzen. Irritiert von diesem Psychospielchen folgte sein junger Gegner der Anweisung wie ein braver Schüler seinem Meister.

Leyk und Hamilton spielten wie acht weitere Spieler um den Einzug in die Hauptrunde der German Masters – seit etwa 14 Jahren das erste wichtige internationale Snooker-Ranglistenturnier in Deutschland. Auch wenn sich bisher kein deutscher Profi auf der Main Tour etablieren konnte, ist die Begeisterung für Snooker groß. Für die bis Sonntag laufenden German Masters im Berliner Tempodrom wurden 14 000 Tickets verkauft, der Fernsehsender Eurosport überträgt den Wettbewerb. Das Spielprinzip: Rote Kugeln müssen abwechselnd mit andersfarbigen, höherwertigen Kugeln in die Taschen gespielt werden. Und das beherrscht Leyk schon nahezu exzellent. Sein Ziel: erster Deutscher unter den Top 16 der Weltrangliste zu werden. Was bedeuten würde, dass er sehr gut von seinem Sport leben könnte. Dafür will er in ein oder zwei Jahren auf eine Snooker-Akademie nach England, dem Land, wo der wohl populärste Spieler Ronnie O’Sullivan zu Hause ist. O’Sullivan sagte seine Teilnahme in Berlin aber wegen einer Erkältung ab.

„Pawel lebt Snooker“, sagt Thomas Schleske, der das Talent vor vier Jahren entdeckte und seither trainiert. Er war am Mittwochabend unter den rund 600 Zuschauern im Tempodrom, die Leyks Auftritt gebannt verfolgten. Besonders im ersten Frame, den Hamilton nach 45 zähen Minuten doch knapp für sich entschied. Den zweiten Satz gewann der Profi klar, der dritte aber ging an Leyk. Im Stakkato traf er eine Kugel nach der anderen und das Publikum beklatschte ihn nach jedem Stoß. Hamilton tigerte immer unsicherer um den Tisch und strich sich durch seinen Ziegenbart. Am Ende gewann er zwar diesmal. Aber künftig wird er sich gegen Pawel Leyk wohl mehr einfallen lassen müssen als Psychotricks.

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