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Sport: Den Sieg gefühlt

Dallas Mavericks schaffen in Phoenix die Wende

NBA-Partien im November sind normalerweise nicht gerade spannend. Die Saison zieht sich bis Juni hin, und die heiße Phase im Kampf um die besten Playoff-Plätze beginnt erst nach dem All- Star-Wochenende im Februar. Trotzdem herrschte in Phoenix Mittwochnacht (Ortszeit) eine Art Endspiel-Atmosphäre. Einen Sieg bei acht Niederlagen vereinten die gastgebenden Suns und die Gäste aus Dallas miteinander, rekordverdächtige Fehlstarts für beide. Als die Mavericks 119:112 gewonnen hatten, reckte ihr Star Dirk Nowitzki theatralisch die Faust in den Hallenhimmel und brüllte seine Anspannung heraus, als habe er Großes geleistet. Dann lagen sie sich in den Armen.

„Der Affe, der uns im Nacken saß, ist definitiv verschwunden“, sagte Mavericks-Aufbauspieler Jason Terry hernach, „vielleicht war es einfach das, was wir brauchten: An diese Stelle zurückzukommen und gegen ein Team zu spielen, das ebensolche Schwierigkeiten hat wie wir.“ Diese Stelle, das ist der Ort, an dem Dallas das erste Mal in seiner Vereinsgeschichte das Finale der Western Conference gewann und ins NBA-Endspiel weiterzog. Doch das war im vergangenen Juni. Und es fühlte sich an, als sei es Jahrzehnte her.

Im Endspiel unterlag das Team aus Texas damals bekanntlich den Miami Heat, nachdem es schon 2:0 geführt hatte – und der Kater wirkt zweifellos bis heute nach. Seinen Spielern werde erst langsam bewusst, was sie verloren hätten, sagt Mavericks-Headcoach Avery Johnson: „Es gibt einen Haufen fantastischer Teams in dieser Liga, die nie den Titel gewonnen haben. Alles zu gewinnen, ist sehr selten.“ Von Verletzungen in der Vorbereitung geplagt und mit sieben neuen Rollenspielern im Kader, schaffte Dallas es prompt, nach den ersten vier Spielen der Saison in allen Kategorien am Liga-Ende zu landen.

Nicht so an diesem Abend in Phoenix. Nowitzki sammelte bereits bis zur Halbzeit 25 Punkte und bei seinen Teamkollegen fielen endlich jene Würfe in den Korb, die bislang daneben gegangen waren. Allerdings verzichteten beide Mannschaften in den ersten drei Vierteln weitgehend darauf, zu verteidigen. Am Ende waren Nowitzki mit 35 Punkten, Terry mit 30 und Jerry Stackhouse mit 23 die Garanten für den Sieg. Johnson war halbwegs zufrieden: „Es sah so schmutzig aus wie in den Playoffs, wenn man das im November sagen darf. Wir mussten einfach wieder spüren, wie sich ein Sieg anfühlt.“

Nowitzki sah bei sich ebenfalls kleine Fortschritte: „Ich wollte aggressiv spielen und besonders früh ein Zeichen setzen.“ Mit knapp eineinhalb Minuten Spielzeit übrig, hatte Phoenix-Aufbauspieler Steve Nash zum 112:112 ausgeglichen, doch danach punkteten nur noch die Mavericks. „Darüber haben wir das ganze Jahr gesprochen“, sagte Terry, „man muss ein Spiel zu Ende bringen.“ Das klang, als habe er bereits 80 Partien auf dem Buckel, dabei sind es erst fünf. In den verbleibenden 77 der regulären Saison müssen die Mavericks nun beweisen, dass sie sich tatsächlich eingestellt haben auf ihre neue Rolle: statt Jäger der Gejagte der Liga zu sein. Schließlich wartet der Affe nur darauf, sich wieder auf ihren Rücken zu setzen.

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