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Sport: Der 10 000-Meter-Spezialist Stéphane Franke hat zumindest die Olympianorm für Sydney von 2:12 Stunden im Visier

Deutsche oder gar Berliner waren in den letzten Jahren kaum mehr dabei, wenn es beim Berlin-Marathon um die Entscheidung ging. Das könnte sich diesmal ändern.

Deutsche oder gar Berliner waren in den letzten Jahren kaum mehr dabei, wenn es beim Berlin-Marathon um die Entscheidung ging. Das könnte sich diesmal ändern. Mit Stéphane Franke (LG Nike) startet ein Mann, der das Potenzial für einen Vorderplatz mitbringt. "Ich will flott anlaufen, das Rennen offensiv angehen", erklärt der 35-jährige EM-Dritte des Vorjahres über 10 000 m. Auf eine WM-Teilnahme in Sevilla hatte der Trainer von Hindernis-Europameister Damian Kallabis wegen einer Verletzung verzichten müssen. Den Berlin-Auftritt sieht er als Gelegenheit, die Rolle als Lokalmatador möglichst erfolgreich auszufüllen. "Ich möchte nach weniger als 2:12 Stunden im Ziel sein. Das wäre dann die vom Verband geforderte Norm für die Olympiateilnahme 2000 in Sydney."

Die Sache dürfte aber kein Spaziergang werden. Trotz seiner Bestzeit von 2:11:26 (1997 in London). Trotz seiner Erfahrung von bisher fünf absolvierten Rennen über die 42,135 km. "Ich habe jedesmal zwischen den Kilometern 28 bis 30 krampfartige Beschwerden in der hinteren Oberschenkel-Muskulatur bekommen. Egal, ob ich vorsichtig oder schnell anlief." Nach allen möglichen Gesundheitschecks gab es die Diagnose: "Wahrscheinlich sind Gleitwirbel im Lendenwirbelbereich die Ursache." Zirkeltraining für die Rücken- und Bauchmuskeln habe geholfen. "Ich laufe auch deshalb zügig an, um ein Zeitpolster zu haben, wenn die Beschwerden erneut auftreten und ich dann etwas langsamer treten muss." Seine Eindrücke vom Vorjahr machen ihn optimistisch: "Es war traumhaft, wie die Zuschauer hier beim Berlin-Marathon die Läufer antreiben. Da kann man nicht aufgeben."

Neben Franke reflektieren auch Carsten Eich, Stefan Freigang und Michael Vietz auf ein Olympiaticket. Sie nehmen dieses Vorhaben bei den Stadtmarathons in Köln und Frankfurt (Main) in Angriff. Was ist, wenn alle vier oder gar noch mehr das DLV-Limit unterbieten? "Dann fahren die drei Zeitschnellsten." Franke könnte auch noch auf die Karte 10 000 m setzen. Beides bei Olympia bestreiten zu wollen, wie der Tscheche Emil Zatopek in den 50er und der US-Amerikaner Frank Shorter in den 70er Jahren, "das ist wohl heutzutage nicht mehr möglich."

Unerfreulich war Mitte der Woche für Franke/Kallabis eine Attacke in "Sport-Bild". Weil sie den DLV nicht informiert haben sollen, statt wie vorgesehen in den USA oder Griechenland in Zinnowitz/Usedom zu trainieren, wird ihnen ein Untertauchen vor Dopingkontrollen unterstellt. "Leider hat Sport-Bild mit uns nie gesprochen, obwohl wir in Zinnowitz erreichbar waren." Jan Kern, Technischer DLV-Direktor, bestätigte, dass der DLV das mit einem Zahlendreher versehene E-mail nicht erhalten hat: "Das passiert relativ häufig zum Saisonende, dass Athleten bei Reiseänderungen die Information des Verbandes vergessen. Bei Franke/Kallabis war das aber bisher nie der Fall." Der übliche Mahnbrief macht im Wiederholungsfalle auf Sanktionen aufmerksam.

Ernst Podeswa

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