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Sport: Der Andreas-Graben

Die Kaiserslauterner Oppositionsgruppe „Unser FCK“ geht frontal gegen Trainer Brehme und Präsident Friedrich vor

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Was soll nur werden aus diesem 1. FC Kaiserslautern? Wenn der Vorstandsvorsitzende des Bundesligaklubs fast melancholisch sagt: „Ich habe einen Fehler gemacht, wir hätten zusammen weggehen sollen“, und die Entlassung von Otto Rehhagel im Oktober 2000 meint. Das klingt nach Endzeit und Chaos. Nichts anderes spielt sich am Betzenberg wenige Tage vor dem Saisonstart beim VfB Stuttgart ab. Jürgen Friedrich hat zwar auch gesagt: „Die Zeit, die mir in diesem Amt bleibt, will ich aus echter Überzeugung für den Verein nutzen. Sie können ihre Kanonen abbauen, wenn es nur um meine Person geht. Wenn es jemanden gibt, der garantiert, dass der FCK immer unter den ersten vier landet, dann übergebe ich die Schlüssel.“ Nach echter Zuversicht klingt das nicht.

Die neue Opposition um den ehemaligen Profi Olaf Marschall und den Juristen Andreas Kirsch fühlt sich an den Trainer Max Merkel und dessen Lieblingsspruch erinnert. „Was nützen da kalte Umschläge, wenn dringend operiert werden muss“, sagte der einst. Am Fuß des Fußballberges sitzen schon die, die sich für die Chirurgen mit dem richtigen Skalpell halten. „Unser FCK“ nennen sie sich und sie blasen zum Angriff. Trainer Andreas Brehme muss ihrer Ansicht nach weg, der Vorstand gleich mit. „Brehme hat viel Kredit verspielt, weil er sich aus vielem rausgehalten hat, und Stumpf hat vieles alleine diktiert“, sagt Marschall. „Es ist Zeit für einen Wechsel. Der Vorstand ist für die Misere verantwortlich.“ In diesem Sommer klingt das hohe Lied des unschuldigen Neuanfangs beim vergrätzten Anhang besonders süß. „Die Opposition im 1. FC Kaiserslautern besitzt gute Chancen, die Vereinsführung schachmatt zu setzen“, stellte die „Rheinpfalz“ süffisant fest. Die Bedrohung für die aktuelle Klubführung ist ernst. Das Fachblatt „Kicker“ sprach schon vom drohenden Abstieg und schlechten Beispielen von Vereinen wie dem Karlsruher SC, die Durcheinander und Führungsschwäche mit dem Sturz in die zweite und dritte Liga bezahlt haben.

„Natürlich sind wir in der Endkonsequenz gescheitert, weil wir in den letzten drei Jahren nicht erreicht haben, was möglich war. Aber wir sind nicht in unserer Arbeit gescheitert“, kontert Friedrich. Der 58-Jährige warnte alle Umstürzler, mit dem Theater vergraule man am Ende alle Freunde und Sponsoren. Und er fürchte, die tiefen Risse könnten den Klub dauerhaft spalten und sich bis in die Mannschaft fortsetzen. Wenn es stimmt, dass die Spieler Brehme nicht ernst nehmen und frustriert sind über das Theater in der Führungsetage, ist es für fromme Wünsche und Appelle längst zu spät.

Als gelte es laut im Dunkeln zu pfeifen, bittet Friedrich fast jeden Tag um „eine faire Chance“ für den Trainer. Insgeheim hofft man beim FCK auf eine Trotzreaktion der Mannschaft und überraschende Ergebnisse in den ersten Spielen. Nur so ließen sich die Entlassung von Brehme und die Folgen für den Vorstand vorerst verhindern. Der nervlich aufgewühlte Weltmeister Brehme aber ist dabei, es sich mit allen um sich herum zu verderben. Beim Stadionfest der Pfälzer am vergangenen Sonntag beleidigte er einen Reporter des Südwestrundfunks. Nun teilte der SWR mit, Brehme entschuldige sich offiziell, teile dies auch der Mannschaft mit, und der Journalist nehme die Entschuldigung auch an. Ein Brandherd weniger.

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