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Und die Hände zum Himmel. Lafranco Dettori feiert seinen Sieg beim Hongkong Vase auf seine übliche Weise. Foto: Sorge

© Frank Sorge / galoppfoto.de

Sport: Der berühmte Sprung

Hoppegarten freut sich heute auf den hoch dotierten Großen Preis mit Star-Jockey Dettori

Bekommen die Galopp-Fans ihn heute wieder zu sehen, den „Dettori-Jump“? Jenen nach eigener Aussage zum Markenzeichen gewordenen freihändigen Sprung aus dem Sattel, mit dem der italienische Star-Jockey Lafranco Dettori stets seine großen Erfolge zelebriert. „Den erwarten mittlerweile alle von mir“, sagt der 40-jährige Mailänder in einem Interview mit der BBC, „es wäre nur sehr peinlich, wenn ich dabei auf den Rücken fallen würde.“ Aber so, wie er regelmäßig die Konkurrenten beherrscht, hat er auch dieses Prozedere im Absattelring, das er sich nach eigener Aussage 1994 vom amerikanischen Kollegen Angel Cordero abgeschaut hat, perfektioniert. Voraussetzung dafür ist natürlich der Sieg in einem ganz besonderen Rennen.

In diese Kategorie würde der Große Preis von Berlin passen, bei dem Dettori mit dem braunen Hengst Cavalryman über die klassische 2400-Meter-Distanz im Zehnerfeld wieder zu den Favoriten zählt. Mit ihm wird am Sonntag um 16.40 Uhr zum ersten Mal auf der Parkbahn in Hoppegarten ein Gruppe-I-Rennen ausgetragen, das mit 175 000 Euro nicht nur sehr hoch dotiert ist, sondern, das auch den „Jump“ rechtfertigen würde. Über 100 Rennen dieser höchsten Kategorie hat der mit einem besonderen Charisma ausgestattete Dettori bereits gewonnen, darunter seit 1998 dreimal den als Grand-Prix-Vorgänger geltenden Deutschlandpreis. Allerdings stürzte er am Samstag beim Rennen in Ascot, blieb unverletzt, musste aber alle weiteren Starts absagen. Ob sich der Sturz auf seine Teilnahme am heutigen Rennen auswirkt, war am Samstagabend unklar.

Wenn er antritt, wird die Konkurrenz im Kampf um die 100 000 Euro Siegprämie besonders stark sein, mit Scalo, Dandino, Lucas Cranach und Night Magic. Hoppegarten fehlt in Dettoris Erfolgsstatistik. Vor zehn Jahren saß er letztmals auf der Traditionsbahn im Sattel. Das war nach jenem Jahr, von dem er heute noch sagt: „Seitdem habe ich zweimal im Jahr Geburtstag.“ Er überlebte einen Flugzeugabsturz, weil sein ebenfalls damals sehr erfolgreicher Jockeykollege und heutige Agent Roy Cochrane ihn aus den brennenden Trümmern gezogen und damit das Leben gerettet hatte. Der Pilot hatte den Absturz nicht überlebt und Cochrane musste danach seine Karriere beenden. „Anfangs hatte ich keine Lust mehr auf Reiten, aber die Zeit ändert einiges“, sagt Dettori, aber er würde nie wieder in ein kleines Flugzeug steigen. Motiviert hat Dettori 2000 auch, dass er den Orden „Member of the British Empire“ erhielt.

Zum Glück für die Turffans hat der stets freundlich, lustig und ohne jegliche Starallüren auftretende Italiener das Absturz-Trauma überwunden. Berühmt war er zu diesem Zeitpunkt längst, nicht erst, seit er 1996 im berühmten Royal Ascot alle sieben Rennen gewann. Niemand zuvor und danach hat dies erreicht. Der Sohn eines Jockeys und einer im Zirkus arbeitenden Mutter, der die Schule hasste und lieber reiten wollte, war mit 14 Jahren nach England gekommen. Noch als Teenager brachte es Lafranco Dettori, den bis heute alle Galopp-Anhänger nur Frankie nennen, bereits auf 100 Siege. Das hatte vor ihm nur der bis heute ungemein verehrte und zuletzt auch in Hoppegarten als Ehrengast gefeierte Lester Piggott geschafft. Bis 2007 musste er warten, bis er seinen größten Traum mit einem „Jump“ feiern konnte. Im 15. Anlauf gewann er das Englische Derby. Sein Erfolgsgeheimnis ist der unnachahmliche Reitstil und sein Pferdeverständnis. „Ich schaue einem Pferd in die Augen, dann kann ich es beurteilen. Das ist nicht anders als bei vielen Menschen“, erzählte einmal.

Dettori plant sein Karriereende in fünf Jahren, mit 45. Vielleicht auch ein wenig aus Sorge, dass er den „Dettori-Jump“ später nicht mehr perfekt hinbekommt. In Hoppegarten sollte das noch kein Thema sein.

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