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Umsonst gestreckt. Tommy Haas zeigte nach klassischem Fehlstart eine gute Leistung gegen Novak Djokovic, musste sich aber in drei Sätzen geschlagen geben. Foto: Reuters

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Sport: Der Beste ist zu gut

Tommy Haas scheidet in Wimbledon im Achtelfinale gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic aus.

London - Am Ende blitzte noch einmal alles auf, was Tommy Haas zu einem der besten Spieler der Welt gemacht hatte. Die Lage war eigentlich aussichtslos für ihn in diesem Achtelfinale, dennoch kämpfte Haas so leidenschaftlich, wie es nicht viele vermögen. Haas wehrte einen Matchball ab mit einem krachenden Servicewinner durch die Mitte – das britische Publikum lag ihm da längst zu Füßen. Haas wehrte sich mit allem, was er hatte, und vereitelte zwei weitere Matchbälle. Doch er verlängerte im Grunde nur das, was unvermeidlich war gegen diesen Novak Djokovic, den Weltranglistenersten. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten sie Haas vom Centre Court in Wimbledon, doch die überschwängliche Zuneigung war nur ein schwacher Trost für den besten deutschen Tennisspieler.

Es wäre auch zu schön gewesen, wenn sich die sagenhaften Ereignisse, die sich am Montag auf diesem Platz abspielten, am Abend noch einmal wiederholt hätten. Sabine Lisicki hatte das schier Unmögliche geschafft und Serena Williams furios bezwungen. Haas jedoch musste feststellen, dass der Beste der Welt für ihn an diesem Tag einfach zu gut war. Novak Djokovic spielte so ausnehmend souverän wie er es schon seit Monaten tut und zog nach drei Sätzen (6:1, 6:4, 7:6) ins Viertelfinale von Wimbledon ein. „Es war eine harte Herausforderung für mich“, sagte Djokovic, „zweimal hatte mich Tommy auf Rasen geschlagen. Aber heute habe ich hervorragend gespielt.“

Die beiden Partien, sowohl in Halle als auch in Wimbledon, lagen bereits vier Jahre zurück. Damals war Djokovic noch die Nummer vier der Welt, nicht die eins. Die Vorzeichen waren anders, auch wenn Haas inzwischen wieder knapp vor den Top Ten rangiert. Vor zwei Wochen in Paris war er Djokovic im Viertelfinale unterlegen gewesen. „Ich hoffe, dass ich mein bestes Tennis abrufen kann“, hatte Haas daher vor der Partie gesagt. Doch er legte einen klassischen Fehlstart hin. Gleich das erste Aufschlagspiel gab der gebürtige Hamburger ab und verpasste es, eine seiner drei Chancen zu nutzen, um das Missgeschick sofort wieder auszugleichen. Stattdessen gab Haas sein nächstes Aufschlagspiel auch noch ab. Djokovic rauschte im Eiltempo mit der Führung davon, ohne dass Haas ihm folgen konnte. Mit dem dritten Break sicherte sich der Serbe den ersten Durchgang. Haas hatte große Mühe, ein Mittel gegen die messerscharfen Aufschläge seines Gegners zu finden. Djokovic schlug 13 Asse. Dass der Wimbledon-Champion von 2011 darüber hinaus der wohl beste Defensivspieler der Branche ist und außerordentlich gut returniert, setzte Haas bei seinen eigenen Aufschlagspielen zusätzlich unter Druck.

Doch Haas kämpfte. Er wollte aus dieser Gelegenheit, vielleicht zum letzten Mal in seiner Karriere auf dem Centre Court aller Centre Courts spielen zu dürfen, alles herausholen. Und als Haas plötzlich doch im zweiten Satz das Break zum 3:2 gelang, da witterten die 15 000 Zuschauer die zweite Sensation des Tages. Und wenn es noch eines letzten Beweises bedurfte, dass Haas mit seinen 35 Jahren längst kein Auslaufmodell ist, dann war es die Art, wie er die Breakbälle abwehrte: im Stile eines Sportlers, der mal die Nummer zwei der Welt gewesen ist und der sich täglich wie ein Besessener auf dem Trainingsplatz und im Kraftraum schindet. Mit der längsten Rallye der Partie, vielleicht sogar des gesamten Turniers – mit 37 Schlägen über das Netz – wehrte Haas den dritten Breakball gegen sich ab. Mit dem vierten jedoch glich Djokovic zum 4:4 im zweiten Satz aus.

„Tommy ist ein hervorragender Spieler“, lobte der Serbe, „er kann so gut variieren, besonders auf Rasen. Bei ihm muss man immer auf der Hut sein.“ Haas bäumte sich am Ende des dritten Satzes tatsächlich noch einmal auf, doch im Gegensatz zu Williams ließ Djokovic einfach keine Schwäche zu. Petra Philippsen

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