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Sport: Der Countdown hat begonnen

Die German Open sind nur zu retten, wenn die ARD einsteigt

Berlin. Im Hintergrund lagerten ein paar Flaschen des neuen Beaujolais Primeur, im Vordergrund verkündete Eberhard Wensky eine düstere Einschätzung: „Es steht zu befürchten, dass die German Open 2004 nicht mehr in Berlin stattfinden. Leipzig oder Frankfurt am Main haben schon Interesse angemeldet.“ Die Sätze hatten fast schon etwas von einem Stilbruch. denn ein paar Meter von Wensky, dem Turnierdirektor der German Open, entfernt, stand der Volkswirtschafts-Professor Wolfgang Maennig im Klubrestaurant des LTTC Rot-Weiß, und er hatte gerade über den „volkswirtschaftlichen und imagefördernden Nutzen der German Open für Berlin“ referiert. Einen Nutzen des hochkarätigen Frauen-Tennisturniers für die Stadt konnte Maennig durchaus erkennen, allerdings fehlten ihm für eine noch bessere Analyse wichtige Daten. Einen Nutzen hatte das Turnier 2002 aber für den Veranstalter Deutschen Tennis Bund. Die German Open 2002 machten Gewinn. Georg von Waldenfels, der Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), hatte am Montag noch von herben Verlusten geredet. „Da habe ich mich unglücklich ausgedrückt“, sagte der DTB-Chef gestern. „Ich habe bei dem Defizit schon an 2003 gedacht.“

Für 2003 sind die Zahlen der German Open ziemlich klar. „Wir rechnen mit einem Defizt von rund 250 000 Euro“, sagte Wensky. „Wir wollen es aber noch ein bisschen drücken.“ Das nützt nur nichts, wenn die ARD nicht mitspielt. Der TV-Sender wird 2003, so sieht es aus, nicht mehr übertragen, und damit fehlen dem Veranstalter, dem Deutschen Tennis-Bund, rund 1,1 Millionen Euro. So viel floß bisher als TV-Geld in die Turnierkasse. „Aber ohne die ARD ist das Turnier schlicht nicht mehr zu finanzieren“, sagt Christian Pirzer, der Geschäftsführer des Vermarkters IMG Deutschland. IMG schüttet für die German Open die Preisgelder aus und sucht Sponsoren. „Und schon 2003 muss klar sein, dass die ARD 2004 wieder einsteigt, sonst rechnet sich das nicht“, sagt Pirzer weiter. Zumindest nicht in Berlin. In Frankfurt oder in Leipzig würde wohl jeweils die Stadt noch Geld zuschießen. Ob diese Spritze zum Überleben reichen würde, ist aber fraglich. Denn der Etat 2003 steigt auf 4,0 Millionen Euro (2002: 3,8 Millionen).

Dass 2003 Eurosport mit seinen Mini-Quoten das Turnier überträgt, nützt nichts. „Wir brauchen schon nationale TV-Präsenz. Eurosport kann die ARD nicht ersetzen“, sagt Barbara Stettler, beim German-Open-Sponsor Eurocard für Marketing zuständig. Eurocard überweist zwar generell einen Fixbetrag, aber Zusatzsummen fließen nur, wenn vor allem die TV-Quoten stimmen. Wenn’s daran mangelt, dreht Eurocard schnell am Geldhahn. Nachdem die ARD 2002 bei immerhin noch 10 Prozent hängen geblieben war, sagt Stettler, „floss nicht die Maximalsumme für gute TV-Präsenz“. Frank Bachner

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