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Raus aus dem Trockenen. Der neue Achter auf dem Weg ins Wasser.

© dpa

Peking vergessen machen: Der Deutschlandachter nimmt Kurs auf Gold

In Peking erlebte der Deutsche Ruderverband (DRV) ein Debakel und scheiterte mit seinem Flagschiff bereits im Vorlauf. Vier Jahre später ist der Deutschlandachter wieder auf Kurs.

Der Stachel. Er sitzt tief. „Ich weiß gar nicht, wo er genau sitzt", sagt Ralf Holtmeyer. „Aber irgendwie tut mir das immer mal wieder weh“, sagt der Ruder-Bundestrainer und wandert mit der rechten Hand über seinen Rücken. „Aber den ziehe ich schon noch raus.“

Der Stachel, er bohrte sich bei den Olympischen Spielen 2008 richtig tief rein. In Peking erlebte der Deutsche Ruderverband (DRV) ein Debakel. Der Deutschlandachter geriet ins Schlingern: Letzter im Vorlauf, Letzter im Hoffnungslauf. Das alles beschäftigt den 56-jährigen Westfalen Holtmeyer, der in Peking für die DRV-Frauen zuständig war, immer noch. „Bei mir persönlich ist noch eine Rechnung offen“, sagte er am Donnerstag bei der Präsentation des Deutschlandachters am Ruder-Bundesstützpunkt in Dortmund.

Im Vergleich zum Vorjahr geht der dreifache Weltmeister von 2009 bis 2011 mit nur einer Veränderung auf seine Gold-Mission: Bei den Olympischen Spielen in London ersetzt Filip Adamski (Mannheim) an Position zwei im Boot Gregor Hauffe (Leverkusen). „Er ist der physisch Stärkere“, sagt Holtmeyer. Schlagmann bleibt Kristof Wilke (Radolfzell), dahinter sitzen in dem 18 Meter langen Boot Florian Mennigen (Ratzeburg), Lukas Müller (Düsseldorf), Richard Schmidt (Trier), Eric Johannesen (Bergedorf), Maximilian Reinelt (Ulm) und Andreas Kuffner (Berlin). Wilke und Menningen saßen schon in Peking mit im Boot. „Eine ganz bittere Erfahrung“, sagt der 1,90-Meter-Athlet Wilke. „Da habe ich mir sofort gesagt: Das kann’s noch nicht gewesen sein.“

Nach inzwischen 30 Siegen in Serie will Steuermann Martin Sauer (Berlin) das Flagschiff weiter auf Kurs halten. „Die Konkurrenz unter uns ist gut, deswegen laufen wir auch nicht Gefahr, nachzulassen“, sagt der 29-Jährige. Der Jura-Student an der Ruhr-Universität Bochum ordnet wie seine Mitstreiter im Olympia-Jahr alles dem einen Ziel unter. Täglich sind die Ruderer von morgens halb acht bis 17 Uhr zusammen, reißen auf dem Dortmund-Ems-Kanal ihre Kilometer herunter, mehr als 200 Kilometer pro Woche. Im Mutterland des Ruderns soll das Renommierboot zum vierten Mal in seiner Geschichte zum Goldachter werden. Die bisher letzte Olympia-Medaille des Achters hatte es vor 16 Jahren gegeben, Silber in Atlanta.

Genau 100 Tage sind es bis zum Vorlauf über die 2000 Meter auf dem Dorney Lake in der Grafschaft Buckinghamshire nahe Eton. „Das wird eine Riesennummer. Eton wird ein Hexenkessel“, freut sich Wilke auf die Stimmung im ruderbegeisterten England. Die Gastgeber aus Großbritannien sind neben Deutschland der größte Favorit. Auch, weil sie durch den hohen Stellenwert des Ruderns finanziell die besten Möglichkeiten haben. Vergolden ließe sich ein Olympiasieg für die Deutschen allerdings nicht. Von der Stiftung Deutsche Sporthilfe gäbe es zu den monatlich rund 1200 Euro lediglich eine kleine Extra-Prämie.

Unabhängig vom Ausgang des olympischen Endlaufs am 1. August hat der Hauptsponsor seinen Vertrag um ein Jahr bis 2014 verlängert. Doch für die Ruderer zählt ohnehin nicht das große Geld. Wilke sagt: „Wir machen das aus anderen Beweggründen: Weil wir einfach Bock drauf haben und Olympiasieger werden wollen.“ Und der ein oder andere, um diesen pieksenden Stachel loszuwerden.

Thorsten Langenbahn

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