zum Hauptinhalt

Sport: Der erste Erste

McLaren-Pilot Kimi Räikkönen gewinnt das Premieren-Rennen in Istanbul vor dem WM-Führenden Fernando Alonso – Michael Schumacher gibt auf

Die Strecke war neu, die Vorführung nicht. Knapp 70 000 Zuschauer erlebten bei der Formel-1-Premiere in der Türkei eine gelungene Greatest-Hits-Zusammenstellung dieser Saison: McLaren-Pilot Kimi Räikkönen war einmal mehr der schnellste Mann im Feld und gewann, der Renault-Fahrer und WM-Führende Fernando Alonso rutschte nach glücklichen Ereignissen kurz vor Schluss noch auf Platz zwei nach vorne und punktet sich auf diese Weise langsam, aber sicher zum Titel. Weltmeister Michael Schumacher hingegen rang verzweifelt mit seinem bockigen Ferrari, bevor er ihn schließlich entnervt in der Box abstellte.

Auch Kimi Räikkönen zeigte sich nach den 58 Runden auf dem neuen, 5,3 Kilometer langen Kurs südöstlich von Istanbul nicht gerade in der Stimmung, die man von einem Grand-Prix-Sieger erwarten darf. „Natürlich ist es sehr schön, das erste Rennen hier überhaupt zu gewinnen“, sagte er, doch der Finne war etwas verstimmt, weil sein kolumbianischer Teamkollege Juan Pablo Montoya durch einen Fahrfehler in der vorletzten Runde den schon sicher geglaubten Doppelerfolg von McLaren-Mercedes verschenkte. „Das war ein bisschen Pech und kann passieren“, sagte Räikkönen diplomatisch. „So ist der Rennsport.“ Montoya hatte bei einem Überrundungsmanöver zu früh gebremst und war daraufhin von Jordan-Pilot Tiago Monteiro von der Strecke geschoben worden. Dabei hatte er sein Auto beschädigt und war kurz darauf noch einmal von der Strecke abgekommen. Fernando Alonso konnte durchschlüpfen und sich noch zwei Punkte mehr sichern als gedacht. „Das war natürlich eine schöne Überraschung“, sagte der Spanier. „Ein bisschen enttäuscht bin ich aber schon, dass wir hier mit den McLaren absolut nicht mithalten konnten.“ Deswegen macht Renaults Teamchef Flavio Briatore seiner Mannschaft jetzt Druck: „So gut unsere Zuverlässigkeit auch ist – wir müssen auch wieder ein bisschen Speed finden.“ Allerdings weiß Alonso natürlich: „Solange dabei noch zweite Plätze herausspringen, ist es aus WM-Sicht okay.“ Der Spanier führt die Weltmeisterschaftswertung nach dem 14. von 19 Saisonrennen nun mit 95 Punkten vor Räikkönen (71) und Michael Schumacher (55) an.

Die drei deutschen Fahrer werden die Premiere im Istanbul Speed Park im Gegensatz zu Alonso in schlechter Erinnerung behalten. Ralf Schumacher im Toyota kam als Zwölfter immerhin ins Ziel. Sein Bruder Michael schied nach einer Kollision ebenso aus wie Nick Heidfeld im BMW nach zwei Reifenplatzern.

Dabei hatte der Tag für Schumacher gar nicht so schlecht begonnen. Nachdem er wegen eines Drehers im Qualifying vom Ende des Feldes gestartet war, entging er kurz nach Beginn dem Trümmerregen von Felipe Massas Sauber, kämpfte sich auf den ersten Kilometern um acht Plätze auf Position elf nach vorn und war kurz darauf sogar Zehnter. Mehr allerdings ging an diesem Sonntag nicht. „Die Jungs vor mir waren schnell genug, um mich in Schach zu halten“, sagte Schumacher.

Nach einer Kollision mit Mark Webber (BMW) in der 16. Runde musste der Ferrari-Pilot an die Box. „Ich habe Webber nicht gesehen“, sagte der Weltmeister. „Aber um ehrlich zu sein, hat es nicht wirklich einen großen Unterschied für mich gemacht.“ 18 Runden, nachdem er sein Auto abgestellt hatte, tauchte Schumacher überraschend wieder auf. Dass der Titelverteidiger mit dem eilig reparierten Auto dem Feld noch einmal hinterher jagte, hatte aber lediglich taktische Gründe: Damit verschaffte er sich für das nächste WM-Rennen am 4. September in Monza einen kleinen Startvorteil im Qualifying. Sieben Runden vor Schluss gab der Weltmeister an letzter Stelle liegend aber endgültig auf – das war ihm in seiner Karriere noch nie passiert. Also gab es doch noch eine kleine Uraufführung für die türkischen Fans.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false