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Sport: Der Ex-Manager von Werder Bremen arbeitet als Politiker, aber dem Club bleibt er weiter verbunden

Knapp 18 Jahre lang war er Manager bei Werder Bremen. Vor sechs Monaten hat er sich dann der Politik zugewandt.

Knapp 18 Jahre lang war er Manager bei Werder Bremen. Vor sechs Monaten hat er sich dann der Politik zugewandt. Und schon ist bei Willi Lemke die Begeisterung für den Profifußball weitgehend erloschen. "Die kommerziellen Auswüchse, speziell in der Champions League, sind eine ganz schlimme Entwicklung, das macht mir keinen Spaß mehr", sagt Bremens Senator für Bildung und Wissenschaft.

War für den 53-Jährigen über Jahrzehnte jeder Werder-Auftritt der pure Stress, sind die Heimspiele nun eher angenehme, weil entspannende Termine. Lemke: "Natürlich kann ich den Verein nicht einfach abschalten, das ist doch mein SV Werder." Sekretärin Angela Zitzmann, die er vom deutschen Pokalsieger mit in die Wissenschaftsbehörde nahm, hat strikte Anweisung, darauf aufzupassen, das dienstliche Belange nicht mit den Terminen der Spiele im Weserstadion kollidieren. Als stellvertretender Vorsitzer des Werder-Aufsichtsrats ist der SPD-Politiker nach wie vor ein Intimkenner des Traditionsklubs und im Logenbereich des Weserstadions allgegenwärtig. Zufrieden registriert er die positive sportliche Entwicklung der Hanseaten, die in der vorigen Saison mit Lemke als Manager beinahe abgestiegen wären. "Nach unserer Rettung habe ich mal ausgerechnet, dass uns ein Abstieg 20 Millionen Mark gekostet hätte", erinnert sich der Hobby-Marathonläufer mit Schaudern.

Doch mittlerweile hat sich Lemke hauptberuflich mit sportlichen Dingen ganz anderer Art zu beschäftigen. Als examinierter Sportwissenschaftler liegt ihm der Schulsport besonders am Herzen. "Vielen Schulen steht es frei, in der Gestaltung der Stundentafel eigene Prioritäten zu setzen. Das geht leider meistens auf Kosten des Schulsports. Dabei ist der Sport eine wunderbare Gelegenheit, die Bewegungsarmut der heutigen Zeit zu kompensieren."

Gleich zu Beginn des neuen Jahrtausends wird der ohnehin prallgefüllte Terminkalender Lemkes noch weniger Lücken aufweisen. Der ehemalige Landesgeschäftsführer der Bremer SPD übernimmt für ein Jahr den Vorsitz der Kultusministerkonferenz und dürfte damit auch als Politiker seinen bundesweiten Bekanntheitsgrad steigern. Politische Beobachter in der Hansestadt spekulieren schon jetzt, dass Lemke nach Ablauf der Legislaturperiode im Jahre 2003 Bürgermeister Henning Scherf als Chef des Bremer Senats ablösen könnte.

Wenn darüber geredet wird, verweist der gebürtige Holsteiner stets darauf, dass er für vier Jahre gewählt sei und darüber hinaus nicht plane. Und er zitiert Ex-Nationalspieler und Werder-Kapitän Dieter Eilts, der auf hypothetische Fragen gern zu antworten pflegt: "Wenn meine Oma ein Bus wäre, würde sie hupen."

Andreas Frank

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