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Sport: Der Fall Assauer

Sven Goldmann über panische Zeiten auf Schalke Frank Neubarth hat es im Rekordtempo geschafft, das anhängliche Schalker Publikum gegen sich aufzubringen. Er hat sich einen rundum positiv eingestellten Schlüsselspieler wie Frank Rost ebenso zum Feind gemacht wie den jetzt des Intrigantentums verdächtigten Marc Wilmots.

Sven Goldmann über

panische Zeiten auf Schalke

Frank Neubarth hat es im Rekordtempo geschafft, das anhängliche Schalker Publikum gegen sich aufzubringen. Er hat sich einen rundum positiv eingestellten Schlüsselspieler wie Frank Rost ebenso zum Feind gemacht wie den jetzt des Intrigantentums verdächtigten Marc Wilmots. Er hat nicht verhindern können, dass sich die örtlichen Zeitungen im Akkord mit Exklusivgeschichten aus der Schalker Kabine eindeckten. Kurzum: Neubarth hat Fehler gemacht, wie sie ein unerfahrener Trainer macht. Deswegen ist er gestern als Trainer von Schalke 04 beurlaubt worden – und deswegen ist ihm die Schalker Krise am allerwenigsten anzulasten. Denn der Fall Frank Neubarth ist in Wirklichkeit ein Fall Rudi Assauer.

Das Desaster mit Neubarth war vorherzusehen. Als ihn der Schalker Ruf ereilte, erschöpfte sich seine Erfahrung als Trainer in einem Engagement bei den Amateuren von Werder Bremen, und dieses endete ähnlich wie das auf Schalke. Im direkten Anschluss hat Manager Assauer den unerfahrenen Neubarth nach Gelsenkirchen geholt. Vielleicht hat Assauer auf eine erfolgreiche Saison spekuliert, an deren Ende er als Spin Doctor dastehen würde, der noch immer aus dem Nichts einen Erfolgstrainer holt. Mehr spricht dafür, dass er einen schwachen Mann auf der Bank wollte, dem er nach Belieben seinen Willen aufdrücken konnte. Assauer hat sich verspekuliert, und das wohl nicht zum ersten Mal.

Der sportliche Erfolg ist auf Schalke mehr als irgendwo sonst als Bilanzfaktor eingeplant. Es mehren sich die Stimmen, dass Schalke sich beim Bau der Arena übernommen hat, mit diesem 400 Millionen Mark teuren Projekt, das den Verein bis weit in die Zukunft verschuldet. Die Arena will ausgelastet werden, und nicht jedes Jahr wird Schalke wie gestern mit der Ausrichtung eines ChampionsLeague-Finales bedacht. Eine Saison ohne Spiele im Europapokal, wie sie Schalke jetzt droht, ist in den Planungen nicht vorgesehen. In solchen Situationen wächst die Neigung zur Panik, und nur unter dieser Voraussetzung erscheint der Unsinn mit der Berufung eines Teamchefs Wilmots stimmig. Denn der hat als Trainer noch weniger Erfahrung als sein Vorgänger.

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