zum Hauptinhalt

Sport: Der Fall Baumann: Männer mit Substanz

"Men of Substance" - unter dieser Überschrift veröffentlichte das US-amerikanische Nachrichtenmagazin "Time" vor einigen Monaten einige besonders kuriose Begründungen im Zusammenhang mit Doping. Ein Athlet soll behauptet haben, sein Hund hätte die vom IOC sanktionierten Nahrungsergänzungsmittel aufgefressen, so dass er andere zu sich nehmen musste.

"Men of Substance" - unter dieser Überschrift veröffentlichte das US-amerikanische Nachrichtenmagazin "Time" vor einigen Monaten einige besonders kuriose Begründungen im Zusammenhang mit Doping. Ein Athlet soll behauptet haben, sein Hund hätte die vom IOC sanktionierten Nahrungsergänzungsmittel aufgefressen, so dass er andere zu sich nehmen musste. Und die seien leider verseucht gewesen. Natürlich durfte auch Dieter Baumann nicht fehlen, der bekanntlich erklärte, dass seine Zahnpasta von einem Unbekannten mit Nandrolon verseucht worden sei.

Hintergrund: Die Chronologie des Falls Dieter Baumann Die Erklärung von DLV-Präsident Helmut Digel im Wortlaut

Die Liste in "Time" sagt viel darüber aus, wie man international über den deutschen Fall Baumann denkt. Der Glaube an den 5000-m-Olympiasieger hält sich in Grenzen. Und so wird der Tübinger, der nach einem nationalen Freispruch gegen die Sperre des Welt-Leichtathletikverbandes IAAF klagt, schlechte Karten haben, wenn heute die Councilsitzung der IAAF beginnt. "Das ist immer so, dass der jeweils betroffene Verband den Fall anders sieht als die IAAF", hatte der Vizepräsident des Weltverbandes, Arne Ljungqvist, gesagt. Es wäre eine Überraschung, wenn dieses Gremium nach Baumanns Start vor zwei Wochen in Dortmund seine Sperre nicht bis zum 25. Februar 2003 verlängern würde. Spannender wird da die Frage des Strafmaßes bei den acht Baumann-Gegnern von Dortmund, darunter Jan Fitschen.

Nicht im Fall Baumann, aber in generellen Fragen des Regelwerkes erhält der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) leichte Rückendeckung zum Beispiel von den Briten. "Das bestehende System könnte besser sein, man kann das nationale Recht nicht völlig ignorieren", sagte der Generalsekretär von UK Athletics, David Moorcroft. Wie Baumann sind auch eine Reihe von Briten national freigsprochen, aber international gesperrt. Doch DLV-Präsident Helmut Digel meint: "Die meisten Verbände können das juristische Problem nicht einschätzen, weil sie noch nie solche Fälle hatten." So fürchtet Digel, dass sich die Regeln mittelfristig nicht ändern lassen. Rein theoretisch freilich wären Reformen schon bald möglich: Bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Edmonton tagt der IAAF-Kongress. Der kann Änderungen beschließen. Der Zeitpunkt der hochkarätigen Funktionärs-Versammlung: August.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false