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Sport: Der Gegner kam etwas später

Argentinien muss gegen Mexiko in die Verlängerung, gewinnt 2:1 und spielt im Viertelfinale gegen Deutschland

Mexikos Trainer Ricardo La Volpe liegt unnützer Pathos fern, aber der Mann ist Argentinier, und deshalb sagte er vor dem Spiel gegen sein Heimatland: „Das ist das Spiel meines Lebens. Wir wollen Geschichte schreiben und erstmals außerhalb Mexikos in ein Viertelfinale einziehen.“ Beinahe hätte das auch geklappt, und zeitweise standen die Argentinier sogar am Rande einer Niederlage. Erst in der Verlängerung entschied Maxi Rodriguez Tor dieses zweite Achtelfinalspiel. Argentinien gewann glücklich 2:1 (1:1, 1:1) und trifft nun am Freitag im Viertelfinalspiel in Berlin auf Gastgeber Deutschland.

Mexiko hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es La Volpes Zielsetzung erfüllen wollte. Von der ersten Sekunde an spielte es leidenschaftlich nach vorn und nutzte geschickt die ganze Breite des Feldes. Immer wieder wurden die konsequent besetzten Außenpositionen angespielt, und die gute alte Flanke von außen bewies, dass sie noch zu etwas taugt. Jedenfalls brachte sie die argentinische Abwehr oft in Schwierigkeiten. Wie schon im ersten Spiel gegen die Elfenbeinküste bekamen die Südamerikaner zudem die Räume in der Mitte nicht dicht, weil das Mittelfeld nicht konsequent mit nach hinten ging. So erreichten selbst lange Bälle den gut aufgelegten Borgetti, der mehrmals mit Distanzschüssen scheiterte.

Die Leidenschaft brachte den Mexikanern gleich in den ersten fünf Minuten zwei Ecken ein, die sie anscheinend intensiv trainiert hatten. Beim ersten Mal klappte das Verlängern von Borgetti auf den aufgerückten Marquez noch nicht, weil Ayala seine Schulter dazwischen hatte, aber die zweite Ecke, von Pardo getreten, kam genau auf dem Kopf des Kapitäns an. 0:1. Auf der Tribüne schaute Maradona so finster drein, als hätte man ihm gerade eine goldene Uhr gestohlen.

Vor der Partie hatten die Argentinier zwei Worte wie ein Mantra ständig wiederholt: Kontrolle und Sachlichkeit. Beides waren bisher ihre Stärken, doch im Laufe des Spiels gegen die viel emotionaleren Mexikaner konnte man den Eindruck gewinnen, dass diese Stärke jetzt zur Schwäche zu werden schien. Argentinien wirkte nicht wach, Riquelme verpasste an seinem 28. Geburtstag einige Male den Zeitpunkt für ein gutes Abspiel. Symbolisch für die Verschlafenheit der Argentinier war Heinzes zweiter Aussetzer kurz vor der Halbzeit. Abbondanzieri hatte ihm den Ball zugespielt, aber Heinze war mit den Gedanken schon in der Kabine, so dass sich Fonseca den Ball holen und nur durch Foul gebremst werden konnte. Heinze hatte Glück, dass er nicht vom Platz flog.

Nun war es nicht so, dass die Pekerman-Boys gänzlich das Spiel nach vorn verlernt hätten. Doch bis auf zwei gute Steilpässe auf Crespo sprang nicht mehr heraus als das immens wichtige Ausgleichstor. Aber damit waren die Argentinier für die erste Halbzeit gut bedient. Wie schon gegen die Elfenbeinküste fiel das Tor in die Drangperiode der Mexikaner, und hätte nach einer Ecke von Riquelme nicht Borgetti ins eigene Tor geköpft, wäre es wohl auch nicht gefallen.

Die Mexikaner ließen sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Ricardo La Volpe hatte für das Spiel sowieso mal wieder das getan, was seine Kritiker so wütend macht, er hatte die Mannschaft gehörig durchmischt und mit Andres Guardado einen neuen Spieler und mit Borgetti, Castro und Morales drei weitere Spieler gebracht, die bisher nicht lange Praxis sammeln durften. Doch vor allem die Hereinnahme Guardados und das mutige Spiel mit drei Spitzen zahlten sich zunächst aus. Guardado brachte vor allem über die linke Seite viele Bälle nach vorn und flankte auch noch gut. Hinten stand Mexikos Abwehr gut gestaffelt, so dass Saviola sich immer wieder die Bälle von der Außenlinie holen musste.

In Halbzeit zwei zeigte Argentinien endlich das Mindestmaß an äußerer Emotion, um auch den Gegner zu beeindrucken. Das Spiel war spannend, schnell und auf höchstem technischem Niveau. Erst parierte Abbondanzieri mit einer Faust gegen den frei vor ihm stehenden Borgetti, dann hielt Sanchez auf der anderen Seite gegen Saviola, den Riquelme endlich einmal perfekt bedient hatte. Schließlich, nach langen 73 Minuten, brachte Pekerman den von den Fans heiß ersehnten Carlos Tevez und kurz darauf Messi für Saviola. Das brachte Schwung, aber kein weiteres Tor. Das fiel erst in der 98. Minute, durch einen fulminanten Linksschuss von Rodriguez, der dabei allerdings das ganze Glück der Welt auf seiner Seite hatte. La Volpes Gesicht erstarrte, am Ende hatte er seine Mission nicht erfüllen können.

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