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Sport: Der Geist von Umeå

Schwedens Frauen gehen mutig ins Finale gegen Deutschland

New York. Die Schlagzeile ist prominent platziert und rot unterlegt. „Schalten Sie nicht ab!“ – so fordert das Magazin „Sports Illustrated“ seine Leser auf. Die Endspielpartie bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft am Sonntag vor den Toren von Los Angeles sei zwar „der schlimmste Albtraum“ für den live übertragenden Fernsehkanal ABC, „aber das Finale ohne das US-Team verspricht trotzdem spannenden Fußball“. Das Wichtigste folgt dann in Stichworten: Deutschland gegen Schweden ist die Revanche für das 1:0 der deutschen Frauen im EM-Finale 2001. Es werde ein Kampf zweier machtvoller Sturmreihen, und klar ist, wer gewinnt: Deutschland. Und zwar 2:1, weil Stürmerin Birgit Prinz und Mittelfeldspielerin Maren Meinert den Unterschied machen.

Wenn das nur so einfach wäre. Zweifellos gehen die Frauen von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer nach ihrem 3:0 im Halbfinale gegen die USA als Favoritinnen ins Endspiel. Doch die deutschen Spielerinnen sehen das nicht positiv, so etwa Maren Meinert. „Ich befürchte, die Schweden könnten einen Weg finden, mich zu stoppen“, sagt die 31-Jährige, die zuletzt bei den Boston Breakers in der US-Profiliga ihr Geld verdiente. Dort war Pia Sindhage ihre Trainerin, eine schwedische Spieler-Legende, die bei der WM ihr Team berät und Meinerts überragende Fähigkeiten so gut kennt wie kaum jemand sonst.

„Wir müssen uns einfach klarmachen, dass Schweden ein sehr gutes Team hat“, sagt Meinert. „Wenn wir nicht genauso überzeugend wie gegen die USA spielen, werden wir nicht gewinnen.“ Hinzu kommt, dass die eigentlich positive Bilanz der Deutschen gegen die skandinavischen Nachbarinnen in letzter Zeit Makel aufweist. Vergangene Saison unterlag der 1. FFC Frankfurt im Halbfinale des Uefa-Cups Umeå IK im Elfmeterschießen. Bis dahin lagen in jüngerer Vergangenheit bei Duellen sowohl zwischen Klub- als auch Nationalteams stets die Deutschen vorn. Im März 2002 folgte dann beim Algarve Cup der erste schwedische Sieg über das deutsche Nationalteam seit sieben Jahren.

Sechs schwedische Spielerinnen aus Umeå stehen im aktuellen WM-Aufgebot. „Ich denke, die beiden Erfolge haben gezeigt, dass wir sie schlagen können“, sagt die hoch gelobte Stürmerin Hanna Ljunberg. Die Frankfurter Mittelfeldspielerin Pia Wunderlich glaubt es nicht: „Eine WM ist nicht mit dem Uefa-Cup oder einem Freundschaftsspiel zu vergleichen.“ Und beim Turnier in den USA haben die Deutschen zweifellos die beeindruckendere Bilanz, mit 22:3 Toren bei fünf Siegen.

Die Schwedinnen starteten 1:3 gegen die USA in die WM und haben es nur auf 9:5 Tore gebracht. Als ihre größte Stärke wird allgemein ihre Schnelligkeit anerkannt. „Immer, wenn ich die Schweden sehe, denke ich, sie spielen wie wir“, sagt Maren Meinert. Tatsächlich scheint es auf die Frage hinauszulaufen, wer den europäischen Stil besser beherrscht: der Lehrling oder der Meister.

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