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Sport: Der Gesang der Löwen

Deutsche Volleyballerinnen feiern Erfolge auf dem Weg zu Olympia und erleben Ungewöhnliches

Berlin - Lenka Dürr hat einiges erlebt, seit sie gerade mit der deutschen Volleyball-Nationalmannschaft beim World Cup in Japan spielt. Zum Beispiel vor dem Spiel gegen Kenia, als die Kenianerinnen beim Aufwärmen a cappella sangen. „Leider haben wir nichts verstanden”, berichtet Dürr, die auf der Position des Liberos spielt, „aber es klang fast wie die Lieder aus dem König der Löwen.“

Gestern, beim 3:0 (25:10, 25:8, 25:19) Pflichtsieg der Deutschen gegen den afrikanischen Vizemeister Algerien, gab es solche Gesangseinlagen allerdings nicht. Dafür aber benötigten die Deutschen nur 63 Minuten zum Sieg. Am Samstag trifft Deutschland auf die Dominikanische Republik.

Die Songs wie aus dem Musical „König der Löwen“ sind die netten Nebengeräusche eines bedeutsamen Turniers. Es geht um die Olympia-Qualifikation, und die Deutschen müssen mindestens Dritter werden, damit sie 2012 nach London dürfen. Bis jetzt sieht es gut aus: sechs Spiele, fünf Siege. Nur gegen Brasilien gab es eine Niederlage.

Der schönsten Triumph gab es gegen die USA. Das Team war bis dahin ungeschlagen, aber die Deutschen gewannen sensationell 3:0. Dabei werden die Amerikanerinnen derzeit als die weltbeste Mannschaft eingeschätzt. Für Bundestrainer Giovanni Guidetti war es „vielleicht das beste Spiel, seit ich mit dieser Mannschaft arbeite“. Überrascht hat der Sieg den Italiener nicht wirklich., Es ist nicht das erste Mal, dass diese Mädels über ihrem Limit spielen.“

Für die 20-jährige Dürr war es „definitiv mein bisher größter Auftritt in der Nationalmannschaft”. Die Kollegin habe „total genial gespielt”, lobte Kerstin Tzscherlich, die als Libero eigentlich die Nummer eins ist. Dass Dürr gegen die USA zum Einsatz kam, war eine Überraschung. Schließlich hat sie mit der 33-jährigen Tzscherlich aus Dresden auf ihrer Position auf eine Koryphäe vor sich. Denn die hat fast 400 Länderspiele absolviert. Doch ein Zickenkrieg ist im Team noch nicht erkennbar. „Es macht mich froh und stolz, mit solch einer Weltklassespielerin in einer Mannschaft spielen zu dürfen.” Das sagt die Jüngere über die Ältere.

Die Umgangsformen der Beiden stehen exemplarisch für das Betriebsklima. „Wir haben nicht so viele Topleute”, sagt Dürr, „deshalb ist der Teamgeist so wichtig.“ Bundestrainer Guidetti fördert er Tugenden wie Spaß, Zusammenhalt und Solidarität nach Kräften. „Er motiviert uns, als seien wir schon drei Mal Olympiasieger und zehn Mal Weltmeister geworden”, sagte Tzscherlich.

Die deutschen Männer blicken fast neidisch zu ihren Kolleginnen. Denn vor wenigen Tagen wurde Männer-Bundestrainer Raul Lozano, auch wegen interner atmosphärischer Störungen, entlassen. „Die Frauen können ein Vorbild für uns sein, allein von der Außenwirkung”, sagt Kapitän Björn Andrae beeindruckt.

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