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Sport: Der heimliche Verlierer Herthas Boateng darf nicht Spielmacher sein

Berlin - Am 17. September liefen bereits die ersten Hochrechnungen der Berliner Wahl, als sich Yildiray Bastürk verletzte.

Berlin - Am 17. September liefen bereits die ersten Hochrechnungen der Berliner Wahl, als sich Yildiray Bastürk verletzte. Für Kevin-Prince Boateng sollte es ein großer Tag werden. Das erste Mal durfte der 19-jährige Mittelfeldspieler von Hertha BSC zur Wahl gehen, durch den 2:0-Sieg gegen Schalke 04 war er das erste Mal Tabellenführer – und trotz der Enttäuschung über Bastürks Verletzung, machte er sich Hoffnung diesen auf seiner „Traumposition“ zu ersetzen – hinter den Spitzen.

Fünf Spiele hat Boateng seitdem gemacht. Kein Mal durfte er als Spielmacher auflaufen, kein Spiel hat er gewonnen. Boateng ist der Verlierer dieser Wochen, in denen eigentlich alles für ihn sprach. Mit Hertha hielt er sich zwar mit zwei Unentschieden an der Tabellenspitze, scheiterte aber in Odense im Uefa-Cup. Und in seinen ersten beiden Spielen für die U 21-Nationalmannschaft schied er in der EM-Qualifikation gegen England aus. Bei der 0:2-Niederlage in Leverkusen erfüllte er brav die Aufgaben im defensiven Mittelfeld, wirkte aber mutlos nach vorne. „Wie bei der gesamten Mannschaft hätte ich mir gewünscht, er hätte mehr nach vorne getan“, sagte Herthas Trainer Falko Götz nach dem Spiel.

Am vergangenen Donnerstag hat Götz mit Bundestrainer Joachim Löw über Kevin-Prince Boateng geredet. Er ist Herthas größtes Talent und eines der größten im deutschen Fußball. Nach seinem Meniskusanriss in der Vorbereitung hatte er sich schnell wieder in die Startelf gespielt. Bereits in der vergangenen Saison war er Stammspieler, spielte meist auf der rechten Mittelfeldseite. „Ich träume von der Spielmacherposition“, sagt Boateng. Dort habe er in der Jugend seine besten Spiele gemacht. „Aber ich bin erst 19 Jahre, ich kann froh sein, dass ich überhaupt spiele.“

Nach Bastürks Verletzung hat Götz die Taktik umgestellt und die Verantwortung im offensiven Mittelfeld verteilt. Boateng war zumeist der auffälligste Spieler und schoss in Mainz den Ausgleichstreffer, doch gegen Stuttgart wechselte ihn Götz nach schwacher Leistung frühzeitig aus. Boateng ging zornig am Trainer vorbei in die Kabine. Wütend über seine eigene Leistung, wie er anschließend brav bekundete. Boateng ist oft noch zu verspielt und ungeduldig, urteilen Götz und Manager Dieter Hoeneß.

Vor dem Spiel beim FC Bayern ist Hertha nach wie vor Tabellenführer der Bundesliga. Bastürk hat gerade mit dem Lauftraining begonnen und schließt einen Einsatz am Sonnabend aus. Eine Woche später gegen Mönchengladbach will der türkische Nationalspieler wieder fit sein.

Falko Götz lässt offen, ob er Boateng in München die Spielmacherrolle zutraut. „Wenn Bastürk zurückkommt, habe ich keine Chance auf dieser Position“, räumt dieser ein. Der 19-Jährige muss geduldig sein, seine große Chance könnte aber in gar nicht so ferner Zukunft kommen: Zum Saisonende läuft Bastürks Vertrag aus. Sofern Berlin sich nicht für die Champions League qualifiziert, wird es schwierig, den Spielmacher zu halten. Und wie üblich hat FC Bayern-Trainer Felix Magath vor dem Duell bekundet, dass Bastürk ein interessanter Spieler sei.

Stefan Tillmann

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